Die infantile Cerebralparese (CP) bezeichnet das klinische Bild bei Vorliegen einer nicht progredienten Schädigung des Gehirns in der Perinatalperiode. Die Beeinträchtigung motorischer Funktionen wird häufig von zahlreichen Komorbiditäten, insbesondere Epilepsie, Sprachstörungen und kognitiven Störungen, begleitet. Eine Auswahl hieraus resultierender besonderer Lebensumstände wird in dieser Arbeit genauer beschrieben. Darüber hinaus wird gezielt auf den Zusammenhang zwischen motorischer und kognitiver Beeinträchtigung und den Einsatz von Musiktherapie als Ergänzung zu den konventionellen Therapien eingegangen. Die Kohorte umfasste 381 Kinder und Jugendliche mit CP, die am Sozialpädiatrischen Zentrum der Charité - Universitätsmedizin Berlin behandelt wurden. Untersucht wurde der Zusammenhang zwischen der Schwere der CP (GMFCS I-V), vorhandenen Entwicklungsstörungen (motorisch, motorisch-sprachlich, global), der gewählten Kindergarten- und Schulform, eingesetzten Hilfsmitteln, Therapien (Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Musiktherapie) und kognitiven Möglichkeiten. Es fand sich eine signifikante Korrelation zwischen der Schwere der CP und dem Ausmaß an Entwicklungsstörungen. Passend dazu korrelierte auch die Anzahl an eingesetzten Hilfsmitteln mit der Schwere der Beeinträchtigung. Die meisten Kinder erhielten bereits im Kindergarten eine spezielle Frühförderung. Die später gewählte Schulform korrelierte signifikant mit der Schwere der CP und der Entwicklungsstörung. Nur eine kleine Gruppe an Patient:innen mit CP (n=17) wurde musiktherapeutisch begleitet, insbesondere die älteren, sowie diejenigen mit einem höheren GMFCS-Level und einem größeren Ausmaß an Entwicklungsstörung. Das Ausmaß an Entwicklungsstörung in der Gesamtkohorte, nicht aber die Schwere der CP korrelierte signifikant mit der Kognition. Dieser Umstand verdeutlicht, dass die Ausprägung der CP sehr unterschiedlich und mit individuellen Ressourcen verbunden sein kann und es nicht notwendig einen Zusammenhang zwischen der Schwere der motorischen Beeinträchtigung und Kognitionen gibt. Neben der umfangreichen Behandlung motorischer Beeinträchtigungen ist daher eine sorgfältig angepasste Erfassung kognitiver Möglichkeiten angeraten, um eine gezielte Beratung auch im Hinblick auf eine angemessene Beschulung, Partizipation und letztendlich einen gelingenden Übergang ins Erwachsenenleben zu gewährleisten. Der Einsatz von Musiktherapie könnte eine lohnenswerte Erweiterung im Kanon der konventionellen Therapien sein, da sie neben den sich unmittelbar auf die Symptome beziehenden Einsatzmöglichkeiten zur Verbesserung der motorischen Funktionen, der Aufmerksamkeit und der Konzentration auch auf Motivation, Freude, Entspannung und Selbstwirksamkeitserfahrungen abzielt.
Cerebral palsy (CP) refers to a movement disorder that results from a non-progressive lesion of the fetal or infant brain. CP is often accompanied by comorbidities, in particular epilepsy, speech disorders, and cognitive dysfunction. In this study special life context conditions are described and discussed in more detail. Furthermore, the correlation between motor and mental function and the application of music therapy in addition to conventional therapies is specifically addressed. We conducted a retrospective cross-sectional analysis using medical records of 381 children and adolescents with CP who were treated at the Center for Chronically Sick Children at Charité University Medicine Berlin. The relationship between severity of CP (GMFCS I-V) and the presence of developmental disturbances (motor, motor-linguistic, and global) including education, aids, cognition, and therapies (physical therapy, occupational therapy, speech therapy, and music therapy) was examined. Severity of CP and developmental disturbances correlated significantly. Correspondingly, the number of aids per individual correlated significantly with these two variables. A large proportion of the patients received special early support in kindergarten and special schooling correlated significantly with severity of CP and developmental disturbance. Only a few children and adolescents with CP (n=17) were treated with music therapy, especially the older patients and those with higher GMFCS-levels and severe developmental disturbances. In the total cohort, developmental disturbance, but not severity of CP correlated significantly with cognition. The latter showed a great variability of the individual manifestation of the disorder. This indicates that cognition does not inevitably correlate with CP severity. Besides the extensive treatment of motor deficits, adapted cognitive assessment should be offered as soon as possible to ensure and enhance patient-centered counselling concerning appropriate schooling, participation, and transition to adult life. Music therapy could expand the conventional therapies. Besides improvement in the gross motor functions, attention, and concentration it can possibly also lead to increased motivation, joy, relaxation, and self efficacy.