Die Prävalenz der rektalen Kolonisation von Patient*innen mit multiresistenten gramnegativen Erregern einschließlich ESBL-Bildern im Krankenhaus ist in Deutschland bereits hoch (>10%). Dies ist sowohl auf medizinische Risikofaktoren wie Aufenthalt im Pflegeheim und Antibiotikaeinnahme zurückzuführen als auch auf lebensstilassoziierte Faktoren wie Reisen in hochendemische Gebiete oder Surrogatparameter für häufigen Kontakt zu hochendemischen Gebieten (z.B. Wohnort in bestimmten Bezirken Berlins). Der Besiedlungsstatus von Patient*innen mit ESBL-E bei Krankenhausaufnahme hatte jedoch keinen Einfluss auf die Inzidenz nosokomialer Infektionen bei diesen Patient*innen. Patientenbezogene Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht und Grunderkrankungen hatten einen größeren Einfluss auf das Risiko von nosokomialen Infektionen mit ESBL-E als der rektale Besiedlungsstatus. Demnach sollte die rektale Besiedlung mit ESBL-E keine alleinige Indikation für die Wahl von Zweit- und Drittlinien-Antibiotika wie Carbapenemen für die empirische Antibiotikatherapie im Fall einer Infektion dieser Patient*innen sein. Im Vergleich zu Träger*innen von ESBL-EC hatten Patient*innen mit rektaler Besiedlung durch ESBL-KP jedoch ein signifikant erhöhtes Risiko eine nosokomiale Infektion mit ihrem rektalen Kolonisationserreger zu erleiden. Diese spezies-spezifischen Unterschiede sollten bei der Wahl der empirischen Antibiotikatherapie berücksichtigt werden. Des Weiteren stellt der rektale ESBL-E-Besiedlungsstatus der Mutter den wichtigsten Risikofaktor für die rektale Kolonisation von Frühgeborenen mit ESBL-E dar. Diese Erkenntnis kann den Klinikern helfen im Fall einer Infektion dieser besonders vulnerablen Patient*innen möglichst frühzeitig eine adäquate Antibiotikatherapie einzuleiten. Infektionspräventionsmaßnahmen können den Besiedlungsstatus von Patient*innen beeinflussen und das Risiko nosokomialer Infektionen reduzieren. Gesundheitsfördernde Mikroorganismen in Form von Probiotika verdrängen potenziell krankmachende Erreger und können das Risiko für NEC, Letalität sowie nosokomiale BSI bei Frühgeborenen minimieren. Eine Intervention der „Eliminierungsstrategie“ stellt die antiseptische Waschung von Intensivpatient*innen dar. Die tägliche Anwendung von 2% Chlorhexidin-haltigen Tüchern, nicht jedoch von 0,08% Octenidinhaltigen Waschlappen führte zu einer reduzierten Rate der ZVK-assoziierten BSI auf Intensivstationen. Neben der ungezielten Eliminierung aller Mikroorganismen auf der Haut oder im Darm vulnerabler Patient*innen sollte der Fokus zukünftig mehr auf eine Modulation des Patientenmikrobioms sowie des Patientenumfelds gelegt werden. Zukünftige Studien sollten die Fortschritte von NGS und Mikrobiomforschung nutzen, um alternative Konzepte für Infektionspräventionsstrategien im Krankenhaus zu entwickeln sowie nachhaltig und langfristig NI und die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen zu vermeiden. Die dargestellten Arbeiten zeigen, dass auch nicht randomisierte kontrollierte Studien wichtige Evidenz im Gebiet der Infektionsprävention liefern können. Zudem bildeten Routine- und Surveillancedaten die Datengrundlage für wichtige Erkenntnisse dieser Arbeit. Auch RCTs und cRCTs haben Limitationen, denen durch Anpassungen des Studiendesigns, geeignete Analysen und Randomisierungsstrategien entgegengewirkt werden kann. Zukünftige Studien sollten verstärkt Routine- und Surveillancedaten unter Beachtung ihrer Limitationen nutzen, um Ressourcen im Gesundheitssystem zu schonen. Darüber hinaus werden praxisnahe, „realistische“ Studien bzw. Studien mit adaptiven Designs und Zwischenanalysen benötigt, die auf neue Erkenntnisse reagieren und nicht wirksame Interventionen vorzeitig beenden können.