Hintergrund: Für die Entwicklung einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) werden viele Einflussfaktoren betrachtet. Neben neurobiologischen, lern- und gedächtnispsychologischen Faktoren wird die Bedeutung von Kognitionen diskutiert. Befunde sprechen dafür, dass die Bewertung eines traumatischen Ereignisses als zentral – im Sinne eines Referenz- und Wendepunkts sowie als Kernbestandteil der Identität – mit einer erhöhten Symptomatik assoziiert ist. Gleichzeitig wird Ereigniszentralität (EZ) auch mit positiven Auswirkungen auf die psychische Gesundheit in Verbindung gebracht. Diese Zweideutigkeit lässt vermuten, dass posttraumatischen Kognitionen (PTK) mit negativer Valenz die Beziehung zu PTBS Symptomen vermitteln. Bislang ist diese potenzielle Mediation unzureichend innerhalb klinischer Stichproben und im Längsschnitt erforscht. Methodik: In einer retrospektiven Studie wurden 103 Patient:innen mit PTBS untersucht, die sich in einer tagesklinischen Behandlung befanden. Zur Aufnahme und Entlassung wurden jeweils Daten aus Fragebögen zur Selbstbeurteilung von EZ, negativer PTK und PTBS Symptomen erfasst. Im Rahmen eines Strukturgleichungsmodels wurde die Mediation und ihre kausalen Wirkrichtungen durch eine Analyse der Kreuzpfade im Längsschnitt untersucht. Ergebnisse: Der Zusammenhang zwischen EZ und PTBS Symptomen wurde durch negative PTK zum Behandlungsbeginn teilweise und zum Ende vollständig mediiert. Die Kreuzpfade im Längsschnitt konnten zur Untersuchung der kausalen Einflussrichtungen aufgrund unerwartet auftretender Suppressionseffekte nicht adäquat interpretiert werden. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse sprechen für eine Mediation, in welcher der Zusammenhang zwischen EZ und PTBS Symptomen durch negative PTK indirekt vermittelt wird. Weitere Rückschlüsse zu den kausalen Wirkrichtungen sind aufgrund der Suppressionseffekte eingeschränkt, was allerdings nicht gegen das Mediationsmodell spricht. Sie geben weitere Hinweise auf potenzielle Interaktionsterme und eine inhaltliche Veränderung latenter Konstrukte wie EZ im Zeitverlauf. Die Ergebnisse implizieren die Relevanz von Interventionen zur Bearbeitung negativer PTK. Die Reduktion negativer Bewertungen könnte im Rahmen der PTBS Behandlung ausschlaggebender sein als der alleinige Fokus auf eine Dezentralisierung der Ereignisse.
Objective: Many factors are considered to have an impact on the development of posttraumatic stress disorder (PTSD). Besides neurobiological, learning and memory specific factors, the relevance of cognitions is discussed. Findings indicate that appraising a traumatic event as central – in the sense of a reference and turning point as well as identity component is associated with increased symptomatology. At the same time, event centrality (EC) is associated with positive mental health outcomes. This ambiguity suggests a mediating role of posttraumatic cognitions (PTC) with a negative valence regarding the association with PTSD symptoms. So far, this potential mediation is insufficiently investigated within clinical samples and longitudinal sections. Methods: In a retrospective study, 103 patients with PTSD who received day-care treatment were examined. Data of self-rating questionnaires regarding EC, negative PTC and PTSD symptoms was compiled at admission and discharge. Structural equation modelling was applied to examine the potential mediation and its causal links analyzing the longitudinal cross-lagged paths. Results: The relationship between EC and PTSD symptoms was partially mediated by negative PTC at admission and fully mediated at discharge. Within the longitudinal analyses, the interpretation of the cross-lagged paths regarding causal influences was inadequate since suppression effects occurred unexpectedly. Conclusions: The results support the assumption of a mediation model in which the connection between EC and PTSD symptoms is indirectly influenced by negative PTC. Even though inferences of causal links were restricted due to suppression effects, the results are not contradicting the mediation model. In fact, they provide further insights and suggest potential interaction terms as well as a transformation of latent constructs such as EC over time. The results imply the relevance of interventions focusing on the reduction of negative PTC. Decreasing negative perspectives might be more important for PTSD treatment than only focusing on decentralizing events.