Ziel dieser Studie war es zu analysieren, welche Auswirkungen der kieferorthopädische Lückenschluss nach Extraktion der 1. Molaren (M1) auf die Position und Angulation der 2. (M2) und 3. Molaren (M3) sowie auf die Durchbruchsprognose der M3 hat. Diese retrospektive Fall-Kontroll-Studie bestand aus 76 kieferorthopädisch behandelten Patient:innen, von denen 39 mit Extraktion der M1 und 37 ohne Extraktion behandelt wurden. Insgesamt wurden 152 Panoramaschichtaufnahmen vor kieferorthopädischer Behandlung (T1) und nach kieferorthopädischem Lückenschluss (T2) vermessen, um die Winkel- und Positionsveränderungen der M2 und M3 zu beurteilen. Die Winkel gebildet aus den Längsachsen beider Molaren zur Infra-orbitalebene (IOP) und zum Planum palatinum (PP) als Referenzebenen wurden gemessen und verglichen. Folgende Winkel wurden ausgewertet: M2/IOP, M2/PP, M3/IOP, M3/PP. Zusätzlich wurde die Durchbruchsprognose der M3 anhand der Klassifikationen nach Archer (horizontal und vertikal) im Oberkiefer und der Klassifikationen nach Winter sowie Pell & Gregory (horizontal (PGH) und vertikal (PGV)) im Unterkiefer bewertet. Die gemessenen Winkel sowie die Inklination der M3 zu M2 (Archer horizontal) veränderten sich im Oberkiefer im Vergleich der Gruppen zu T2 signifikant (p < 0,05). Trotz der aufrechteren Position der Unterkiefer M2 und M3 zu T1 in der Kontrollgruppe, ließ sich eine stärkere Aufrichtung in der Extraktionsgruppe erkennen. Der Unterschied war allerdings nicht signifikant (p > 0,05). Die Position der M3 im Unterkiefer verbesserte sich lediglich in der Horizontalebene (PGH) signifikant. Es konnte keine signifikante Veränderung in der vertikalen Positionsveränderung der M3 beobachtet werden weder im Oberkiefer (Archer vertikal) noch im Unterkiefer (PGV). Die Extraktion der M1 zeigte einen positiven Effekt auf die Position der M3 in beiden Kiefern in der Horizontalebene. Dies kann ein Hinweis auf einen größeren verfügbaren Eruptionsraums für M3 sein und folglich für deren Durchbruchsprognose. Die Extraktionstherapie der M1 hat eine positive Auswirkung auf die Angulation der M2 und M3. Dennoch gab es auch in der Kontrollgruppe eine Verbesserung der Angulationen der M3 zu T2. Diese waren im Gruppenvergleich nur im Oberkiefer signifikant unterschiedlich.
The aim of this study was to evaluate angular and positional changes in the second (M2) and third molars (M3) of orthodontically treated patients undergoing first molar (M1) extraction. A retrospective longitudinal study with a sample of 152 pre- and post-treatment panoramic radiographs was conducted. Thirty-nine patients (51.3%) were orthodontically treated with M1 extraction, and thirty-seven (48.7%) without extraction. Angulations of M2 and M3 relative to the infraorbital (IOP) and the palatal planes (PP) were measured and compared between the groups before orthodontic treatment (T1) and after the completion of orthodontic space closure (T2). The prognosis of M3 eruption was evaluated by assessing their horizontal and vertical position (inclination) using different classification systems. The angular (p < 0.001) and inclination improvement (p < 0.01) of maxillary M3 was significant for the M1 extraction group. The mandibular M3 inclination significantly improved (p < 0.01), whereas the groups´ angulation and vertical position were not significantly different. These findings suggest that extraction therapy has a favorable effect on the maxillary M2 and M3 angulation but not on the mandibular. M1 extraction showed a significant effect on the horizontal position of M3 and thus may improve the eruption space and prognosis.