Hintergrund: Die nekrotisierende Enterokolitis (NEC) ist eine multifaktoriell bedingte entzündliche Darmerkrankung des Neugeborenen mit hoher Letalität. Das Überleben einer NEC geht häufig mit schweren gastrointestinalen und neurologischen Langzeitfolgen einher, weshalb präventiven Maßnahmen zur Vermeidung einer NEC große Bedeutung zukommt. Frühgeborene zählen zur Hochrisikogruppe, doch auch Neugeborene mit ductusabhängigem Herzfehler haben ein erhöhtes Risiko, an einer NEC zu erkranken. In einer Reihe von Studien konnte gezeigt werden, dass eine prophylaktische Gabe von Probiotika mit mehreren Bakterienstämmen die NEC-Inzidenz und Mortalität bei Frühgeborenen drastisch senken kann. Ob dieser Effekt auch bei Neugeborenen mit ductusabhängigem Herzfehler erzielt werden kann, ist bislang nicht untersucht worden. Studienziel: Untersuchung einer möglichen Assoziation zwischen dem prophylaktischen Einsatz eines Probiotikums (Infloran®, bestehend aus Bifidobacterium infantis und Lactobacillus acidophilus) und der NEC-Rate bei Neugeborenen mit ductusabhängigem Herzfehler. Methodik: In dieser retrospektiven Kohortenstudie wurden Patientendaten von Neugeborenen mit ductusabhängigem Herzfehler, welche einer Alprostadil-Infusion bedurften, aus einem Zeitraum von 10 Jahren (2005-2014) erhoben und analysiert. Es wurden zwei Studiengruppen gebildet und miteinander verglichen: Die Interventionsgruppe (IG), welche täglich das Probiotikum Infloran® oral bzw. über eine Magensonde erhielt, und die historische Kontrollgruppe (KG), welche keinerlei Probiotika bekam. Die Infloran®-Gabe erfolgte bis zum Absetzen der Alprostadil-Infusion und wurde nur während eines Antibiotikaeinsatzes pausiert. Die primäre Zielvariable der Studie war die Diagnose NEC Stadium ≥II (modifizierte Bell-Kriterien), sekundäre Zielvariablen waren die Gesamtmortalität und die NEC-bezogene Mortalität. Ergebnisse: 488 Kinder waren Teil der Studie (IG: n = 242, KG: n = 246). Die Studiengruppen unterschieden sich nicht in Bezug auf Gestationsalter, Geburtsgewicht, Häufigkeit verschiedener Herzfehler, Antibiotikatherapie und Erythrozytentransfusionen. Eine NEC trat bei 6 von 247 (2,4%) Patienten der KG und bei 3 von 242 (1,2%) Patienten der IG auf (p = 0,504). Die NEC-bezogene Mortalität (KG: 0,4% vs. IG: 0,4%, p = 1,000) und Gesamtmortalität (KG: 11% vs. IG: 8,7%, p = 0,448) unterschieden sich nicht. Eine Subgruppenanalyse von insgesamt 152 Kindern mit Fehlbildung des Aortenbogens (z.B. Aortenisthmusstenose, unterbrochener Aortenbogen) ergab eine signifikante Reduktion der NEC-Rate von 5,6% auf 0% in der IG (p = 0,048). Schlussfolgerung: Obwohl es nur halb so viele NEC-Fälle in der IG als in der KG gab, war der Unterschied statistisch nicht signifikant. Die Ergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass besonders Neugeborene mit Fehlbildung des Aortenbogens von der routinemäßigen Gabe eines Probiotikums, welches mehrere Bakterienstämme beinhaltet, profitieren könnten.
Background: Necrotizing enterocolitis (NEC) is among the most frequent and lethal gastrointestinal diseases of neonates. Survival of NEC is often associated with severe gastrointestinal and neurological long-term complications, making prevention of NEC of great importance. Besides premature infants, neonates with ductal-dependent congenital heart disease (CHD) are also at increased risk of developing NEC. There is strong evidence that application of dual-strain probiotics reduces the frequency of NEC and mortality in premature infants. Whether this effect can also be achieved in neonates with ductal-dependent CHD has not yet been investigated. Objectives: We aimed to examine the effect of a dual-strain probiotic containing Bifidobacterium infantis and Lactobacillus acidophilus on NEC frequency and mortality in neonates with ductal-dependent CHD. Methods: This is a retrospective single-center cohort study on all neonates born within a 10-year period (2005-2014) with ductal-dependent CHD, who required prostaglandin E1 (PGE1) to maintain ductal patency. Clinical data were collected from medical files and statistically analyzed. Infants receiving the enteral dual-strain probiotic Infloran® formed the intervention group (IG) and were compared to infants without any supplementation of probiotics (historical control group, CG). Probiotics were administered on each day of PGE1 infusion and were paused only during antibiotic therapy. Outcomes of this study were diagnosis of NEC Stage ≥II (Modified Bell Stage), NEC-related mortality and overall mortality. Results: 488 infants were included in the study (IG: n = 242, CG: n = 246). Groups were similar regarding birth weight, gestational age, distribution of heart defects, antibiotic therapy and erythrocyte transfusions. NEC appeared in 6 of 247 (2.4%) infants of the CG and in 3 of 242 (1.2%) infants of the IG (p = 0.504). NEC-related mortality (CG: 0.4% vs. IG: 0.4%, p = 1.000) and overall mortality (CG: 11% vs. IG: 8.7%, p = 0.448) did not differ between the two groups. We found a significant reduction of NEC frequency in a subgroup analysis of 152 infants with aortic arch malformation (e.g., coarctation of the aorta, interrupted aortic arch) from 5.6% in the CG to 0% in the IG (p = 0.048). Conclusion: There were fewer NEC cases in the IG than in the CG; however, this was not statistically significant. Nevertheless, the results indicate that neonates with aortic arch malformation may benefit from a routine administration of a dual-strain probiotic.