Hintergrund: Aufgrund widersprüchlicher Daten zum Zusammenhang zwischen Empathie und („hands-on“) sexualisierter Gewalt gegen Kinder, werden sowohl ein Mangel als auch ein Überschuss an Empathie als Risikofaktoren für sexualisierte Gewalt gegen Kinder diskutiert. Heterogene Ergebnisse können auf methodische Faktoren zurückzuführen sein, z.B. den ausschließlichen Einsatz von Selbstberichtverfahren, die mangelnde Differenzierung zwischen der allgemeinen kognitiven und affektiven Empathie und der kognitiven und affektiven Empathie für eigene oder potentielle Tatopfer, sowie die fehlende Berücksichtigung einer pädophilen Sexualpräferenz bei der Auswahl der Studiengruppen. Ziel: Unter Berücksichtigung der genannten Faktoren verfolgte die Arbeit das Ziel, die Datenlage zum möglichen Zusammenhang zwischen der Empathiefähigkeit bei Pädophilie und sexualisierter Gewalt gegen Kinder zu erweitern. Methodik: Verglichen wurden pädophile Männer, die („hands-on“) sexualisierte Gewalt gegen Kinder begangen haben (P+CSO), pädophile Männer bei denen keine („hands-on“) sexualisierte Gewalt gegen Kinder bekannt ist (P-CSO) und nicht-pädophile, nicht-straffällige männliche Kontrollpersonen (TC). In Studie 1 wurde die allgemeine kognitive und affektive Empathie mit dem Saarbrücker Persönlichkeitsfragebogen untersucht. Zudem kam eine Adaption des computerbasierten Multifaceted Empathy Test zum Einsatz, um sowohl die allgemeine kognitive und affektive Empathie als auch die kognitive und affektive Empathie für verschiedene Altersgruppen zu untersuchen. In Studie 2 wurde die zeitliche Stabilität möglicher Gruppenunterschiede im Hinblick auf die Empathie untersucht. In Studie 3 wurden hirnfunktionelle Gruppenunterschiede während der Bearbeitung einer fMRT-Aufgabe zur Erfassung der kognitiven Empathie untersucht. Ergebnisse: In Studie 1 wurde eine geringere kognitive Empathie bei P+CSO als bei P-CSO gezeigt (TC dazwischenliegend). Zudem wurde bei Pädophilen (P-CSO, P+CSO) eine höhere affektive Empathie für Kinder und ein höheres Stresserleben angesichts der Beobachtung emotionaler Zustände anderer als bei TC gemessen. In Studie 2 wurde die zeitliche Stabilität der geringeren kognitiven Empathie bei P+CSO verglichen mit P-CSO (TC dazwischenliegend) sowie die höhere affektive Empathie für Kinder und das höhere Stresserleben bei P-CSO verglichen mit TC (P+CSO dazwischenliegend) bestätigt. In Studie 3 wurden hirnfunktionelle Unterschiede und eine stärkere funktionelle Koppelung in Regionen der kognitiven Empathie zwischen P-CSO im Vergleich zu P+CSO und TC gezeigt. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse lassen vermuten, dass eine geringe kognitive Empathie ein Risikofaktor für sexualisierte Gewalt gegen Kinder darstellen könnte, wohingegen die affektive Empathie für Kindern und das Stresserleben eher mit einer pädophilen Sexualpräferenz assoziiert zu sein scheinen. Die Erkenntnisse lassen sich für die Anpassung von therapeutischen Interventionen in der Arbeit mit Pädophilen nutzen.
Background: Due to inconclusive research findings on empathy and sexual offending against children, lower and higher levels of empathy are discussed as risk factors for child sexual offending. Heterogenous results might stem from methodological factors, such as the exclusive use of self-report questionnaires, the lacking differentiation between general cognitive and affective empathy and cognitive and affective empathy for own or potential victims, and the inclusion of study groups that did not consider a pedophilic sexual preference. Objective: Taking these factors into account, the aim of the present research was to broaden the data base on possible links between empathy, pedophilia, and child sexual offending. Methods: Participants included pedophilic men (P) with a reported (“hands-on”) history of child sexual offending (P+CSO), pedophilic men without known history of (“hands-on”) child sexual offending (P-CSO), and non-pedophilic, non-delinquent male controls (TC). In study 1 general cognitive and affective empathy were assessed using the Interpersonal Reactivity Index. Additionally, an adaptation of the computer-based Multifaceted Empathy Test was employed to asses general cognitive and affective empathy and cognitive and affective empathy for varying age groups. In study 2, stability over time of potential group differences between empathy measures were studied. Study 3 investigated brain functional group differences during a cognitive empathy task. Results: In study 1 we observed lower cognitive empathy in P+CSO compared to P-CSO (TC intermediate). Moreover, we found higher affective empathy to children and higher levels of distress in pedophilic men (P+CSO, P-CSO) compared to TC. In study 2 temporal stability of lower cognitive empathy in P+CSO compared to P-CSO (TC intermediate) and higher affective empathy to children and distress in P-CSO compared to TC (P+CSO intermediate) were confirmed. In study 3 we found evidence for neural group differences and increased task-dependent functional coupling between brain regions associated with cognitive empathy in P-CSO compared to P+CSO and TC. Conclusion: The results suggest that lower cognitive empathy may act as a risk factor for child sexual offending, whereas affective empathy to children and personal distress might rather be associated with a pedophilic sexual preference. These findings can be used to fine tune interventions for pedophilic individuals.