Based on the assumption that social relationships are universally important to human well- being, this dissertation investigates the role of individual differences in different social contexts. Three empirical studies investigate the longitudinal interplay between personality, well-being, and social relationships at different temporal resolutions and using various assessment methods. Study I investigated the psychological consequences of becoming a grandparent, an understudied topic in personality development in late adulthood. Representative panel data from the Netherlands and the United States were used to analyze how personality and life satisfaction of first-time grandparents changed during the transition to grandparenthood. Propensity score matching was employed to address confounding. In contrast to expectations based on the social investment principle, results generally showed mean-level stability of the Big Five personality traits and life satisfaction over the transition to grandparenthood, and no consistent moderation by gender, employment, or providing grandchild care. There was no evidence of lower rank-order stability in grandparents compared to matched controls or of larger interindividual differences in change. The findings are discussed in relation to recent critical re-examinations of the social investment principle. Study II examined the regulation of social needs during governmental contact restrictions that differed in situational strength over time. The study analyzed how changes in social contact frequency over time (personal and indirect contact) and associated well-being (life satisfaction, depressivity/anxiety) were moderated by the four social traits affiliation motive, extraversion, need to be alone, and social anxiety. Individual differences in the affiliation motive and need to be alone moderated the resumption of personal contact under loosened contact restrictions. Changes in life satisfaction and depressivity/anxiety associated with increased personal contact frequency differed depending on the need to be alone and social anxiety. The findings provide insight into how social traits influenced the resumption of personal contact during times of contact restrictions and contribute to the understanding of individual differences in the relation between social need regulation and well-being. Study III focused on the question how social dynamics in daily life relate to momentary affect. In confirmatory analyses, social oversatiation (i.e., being in contact but desiring to be alone) was associated with decreased positive affect (PA) and increased negative affect (NA), whereas social deprivation (i.e., being alone but desiring contact) was unrelated to affect. Exploratory analyses revealed that a higher desire to be alone was consistently related to decreased affective well-being, whereas a higher desire for social contact was related to increased affective well-being. Out of the different indicators of social contact derived from passive mobile sensing measurements, having more conversations than usual was related to higher PA even when controlling for desire to be alone. Conversely, using communication apps more frequently than usual when alone was related to higher NA. Implications for dynamics in social need regulation and the benefits of combining experience sampling and mobile sensing measures are discussed. The findings contribute to the understanding of both long-term personality development in the context of social investment and short-term personality processes in daily-life social need regulation. It is discussed how future research can integrate the perspectives of personality processes and personality development based on the results of this dissertation and on an inclusive framework of personality along domains of affect, behavior, cognition, and desire. Finally, the dissertation demonstrates and discusses how multi-method intensive longitudinal data that combine active experience sampling and passive behavioral assessments through mobile sensing may overcome previous limitations in research on dynamic social processes, which potentially drive personality development.
Ausgehend von der Annahme, dass soziale Beziehungen universell wichtig für menschliches Wohlbefinden sind, wird in dieser Dissertation die Rolle individueller Unterschiede in ver- schiedenen sozialen Kontexten untersucht. In drei empirischen Studien wurde das längs- schnittliche Zusammenspiel von Persönlichkeit, Wohlbefinden und sozialen Beziehungen in unterschiedlichen zeitlichen Auflösungen und mit verschiedenen Messmethoden untersucht. Studie I untersuchte die psychologischen Konsequenzen, wenn Eltern zum ersten Mal Großeltern werden. Repräsentative Paneldaten aus den Niederlanden und den Vereinigten Staaten wurden verwendet, um zu analysieren, wie sich Persönlichkeit und Lebenszu- friedenheit von erstmaligen Großeltern während des Übergangs zur Großelternschaft verändern. Mit Hilfe von Propensity Score Matching wurde der Einfluss von Störfaktoren berücksichtigt. Im Gegensatz zu den Erwartungen auf Basis des Prinzips sozialer Investi- tionen zeigte sich vor allem Stabilität der Big Five Traits und der Lebenszufriedenheit während des Übergangs zur Großelternschaft und keine konsistente Moderation der Effekte durch Geschlecht, Beschäftigungsstatus oder die Betreuung der Enkelkinder. Es gab keine Hinweise auf eine geringere Rangordnungsstabilität der Großeltern im Vergleich zu den Kontrollgruppen oder auf größere interindividuelle Unterschiede in der Veränderung. Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund kürzlicher Kritiken und Weiterentwicklungen des Prinzips sozialer Investitionen diskutiert. Studie II untersuchte die Regulierung sozialer Bedürfnisse während staatlicher Kontakt- beschränkungen, die sich in ihrer situativen Stärke über die Zeit unterschieden. Die Studie analysierte, wie Veränderungen in der Häufigkeit sozialer Kontakte im Zeitverlauf (persön- liche und indirekte Kontakte) und das damit verbundene Wohlbefinden (Lebenszufriedenheit, Depressivität/Angst) durch die vier sozialen Traits Affiliationsmotiv, Extraversion, das Bedürfnis Allein zu sein, und soziale Ängstlichkeit moderiert wurden. Individuelle Unterschiede im Affiliationsmotiv und im Bedürfnis Allein zu sein moderierten die Wiederaufnahme von persönlichen Kontakten unter gelockerten Kontaktbeschränkungen. Die Veränderungen der Lebenszufriedenheit und der Depressivität/Angst, die mit einer erhöhten Häufigkeit persönlicher Kontakte einhergingen, unterschieden sich je nach dem individuallen Bedürfnis Allein zu sein und der sozialen Ängstlichkeit. Die Ergebnisse geben Aufschluss darüber, wie soziale Traits die Wiederaufnahme persönlichen Kontakts in Zeiten von Kontaktbeschränkungen beeinflussen und tragen zum Verständnis individueller Unterschiede im Zusammenspiel von sozialer Bedürfnisregulation und Wohlbefinden bei. Studie III konzentrierte sich auf die Frage, wie soziale Dynamiken im Alltag mit momentanem Affekt zusammenhängen. In konfirmatorischen Analysen hing soziale Übersättigung (d.h. soziale Kontakte bei gleichzeitigem Bedürfnis Allein zu sein) mit verringertem positivem Affekt (PA) und erhöhtem negativem Affekt (NA) zusammen, während hingegen soziale Deprivation (d.h. Alleinsein, bei gleichzeitigem Bedürfnis nach sozialen Kontakten) nicht mit Affekt zusammenhing. Explorative Analysen ergaben, dass ein höheres momentanes Bedürfnis Allein zu sein konsistent mit geringerem affektivem Wohlbefinden assoziiert war, während ein höheres Bedürfnis nach sozialen Kontakten mit höherem affektivem Wohlbefinden zusammenhing. Von den verschiedenen Indikatoren für sozialen Kontakt, die aus passiven Smartphone-Sensing Messungen abgeleitet wurden, war eine höhere Anzahl an Gesprächen als üblich mit höherem PA verbunden, selbst wenn für das Bedürfnis allein zu sein kontrolliert wurde. Umgekehrt war die häufigere Nutzung von Kommunikations-Apps, wenn man allein war, mit höherem NA verbunden. Es werden Implikationen für Dynamiken sozialer Bedürfnisregulierung diskutiert. Die Ergebnisse tragen zum Verständnis sowohl langfristiger Persönlichkeitsent- wicklung im Zusammenhang mit sozialen Investitionen als auch kurzfristiger Persönlich- keitsprozesse bei der Regulierung sozialer Bedürfnisse im Alltag bei. Es wird erörtert, wie zukünftige Forschung die Perspektiven von Persönlichkeitsprozessen und Persönlichkeits- entwicklung auf der Grundlage der Ergebnisse dieser Dissertation und eines übergreifenden Frameworks von Persönlichkeit entlang der Domänen Affekt, Verhalten, Kognition, und Bedürfnisse integrieren kann. Außerdem wird in der Dissertation gezeigt und erörtert, wie intensive Längsschnittdaten, die aktives Experience Sampling und passive Verhaltens- messung mittels Smartphone-Sensing kombinieren, bisherige Beschränkungen in der Forschung zu dynamischen sozialen Prozessen überwinden können. Dies kann in der Zukunft auch zu einer differenzierteren Betrachtung von Persönlichkeitsentwicklung beitragen.