Die (filmwissenschaftliche) Forschung zum Female Gaze, losgelöst vom Male Gaze, fand direkt nach Mulvey (1975, 1981) keinen nennenswerten Anlauf. Erst 2016 nahm sich Soloway (2016) dem Female Gaze an und formulierte in seiner Aktualisierung und Konzeptualisierung inhaltliche sowie filmpraktisch ausgelegte Anleitungen und Handlungsanweisungen.
Die vorliegende Bachelorarbeit widmet sich der Frage, wie sich dieser Female Gaze (Soloway, 2016) im Film ausgestaltet und welchen Machtdynamiken er folgt. Die hierbei angeführten filmpraktischen Anleitungen und Handlungsanweisungen werden mittels Szenenanalysen aus 고양이를 부탁해 [engl. TAKE CARE OF MY CAT] (Jeong, Südkorea 2001), PORTRAIT DE LA JEUNE FILLE EN FEU [dt. PORTRÄT EINER JUNGEN FRAU IN FLAMMEN] (Sciamma, Frankreich 2019) und FLEABAG (Kirkby & Bradbeer, GB 2016 & 2019) auf ihre Tauglichkeit überprüft.
Darüber hinaus wird sich ebenfalls der Frage gewidmet, wie es sich mit Filmen außerhalb des Male Gaze und Female Gaze verhält. Diese, außerhalb der Normativität bestehende Existenz, wird anhand einer Szenenanalyse aus MOONLIGHT (Jenkins, USA 2016) erörtert. Spätestens an dieser Stelle wird deutlich, dass die bisherigen Konzepte Mulveys (1975, 1981) und Soloways (2016) nur über bedingte Tragweite verfügen und einer Umformulierung, Erweiterung und Anpassung im Sinne weiterer Inklusion bedürfen.
Diese Fehlstellung in der Forschung wird mittels eines hier zusammengebrachten Vorschlags Vissers (1997) und Fleischmanns (2016) hinsichtlich eines dem Female Gaze überspannenden Bogens zu Gunsten eines umfassenden Feminist Gaze versus Patriarchal Gaze begegnet. Schließlich wird diesem tatsächlich das Potential zugesprochen eine Auf-, beziehungsweise Durchbrechung bestehender asymmetrischer Machtstrukturen, wie sie der Blick auf und im Film reproduziert, aufrechterhält, normalisiert und fortführt, vorzunehmen.