Journalism is crucial to modern democracies in that it provides valid knowledge about current events in the form of news. Through shared epistemic standards and the professional norm of objectivity, journalism helps to generate societal knowledge and to make informed decisions. Yet, this surveillance function is also driven by knowledge about audiences. Knowledge about audiences informs both journalism’s and mutual recipients’ expectations toward anticipated audiences. It allows to gauge shared epistemic standards and thus to reduce risks of criticism when participating in public discourse. Online, changes in possibilities and necessities to monitor audiences, however, have paved the way to engage in a mode of addressing more tailored standards of anticipated audiences. Such epistemic tribalism contrasts widely shared epistemic standards of professional journalism and has yielded a paradox in which an increase in knowledge about audiences possibly leads to less common knowledge about current events because epistemic standards are no longer shared across the public. Based on this diagnose, we offer two potential pathways for the future of epistemic standards on the internet. A negative one where polarization will benefit from an intensified identification with epistemic tribes and a positive one where discursive spaces will allow for an institutionalized rebalancing of epistemic standards between journalism and audiences.
Der Journalismus ist für moderne Demokratien wichtig, weil er valides Wissen über aktuelle Ereignisse in Form von Nachrichten produziert. Gesellschaftlich akzeptierte epistemische Standards und die professionelle Objektivitätsnorm tragen zum gesellschaftlichen Wissensvorrat bei und ermöglichen fundierte Entscheidungen. Ergänzt wird diese journalistische Funktion der Umweltbeobachtung durch das Wissen über das Publikum. Das Wissen über das Publikum bestimmt sowohl die Erwartungen des Journalismus als auch jene der Rezipierenden an das Mitpublikum. Es ermöglicht die Herausbildung gemeinsamer epistemischer Standards, wodurch sich das Risiko von Kritik bei der Teilnahme am öffentlichen Diskurs verringert. Die veränderten Möglichkeiten und auch Notwendigkeiten der Publikumsbeobachtung im Internet haben den Weg dafür geebnet, dass sich Redaktionen mit maßgeschneiderten epistemischen Standards an das erwartete Publikum wenden. Ein solcher zielgruppenspezifischer Zuschnitt epistemischer Standards steht im Gegensatz zu geteilten Normen und hat zum Paradoxon geführt, dass die Zunahme des Wissens über das Publikum möglicherweise mit weniger gemeinsam geteiltem Wissen über aktuelle Ereignisse einhergeht, weil professionelle Standards nicht mehr geteilt werden. Auf der Grundlage dieser Diagnose diskutieren wir zwei mögliche Zukunftspfade für epistemische Standards im Internet: einen negativen, bei dem die Polarisierung aufgrund einer verstärkten Identifikation mit epistemisch distinkten Zielgruppen zunehmen könnte, und einen positiven, bei dem diskursive Räume einen institutionalisierten Diskurs epistemischer Standards zwischen Journalismus und Publikum ermöglichen.