Menschen, die auf häusliche Pflege und Versorgung angewiesen sind, sehen sich im Fall von Notfällen, Krisen und Katastrophen besonderen Herausforderungen ausgesetzt. Zwar wird nicht jeder von ihnen im Alltag von ambulanten Pflegediensten unterstützt – in vielen Fällen wird die Pflege allein oder überwiegend von An- und Zugehörigen geleistet. Dennoch stellen diese Dienste eine wichtige Ressource dar, um die dezentrale häusliche Versorgung von Menschen mit unterschiedlichsten Zugangs- und Funktionsbeeinträchtigungen im Ereignisfall auch unter widrigen Umständen möglichst lange aufrechterhalten zu können. Auch eine ggf. erforderliche Weiterversorgung in Übergangseinrichtungen oder Betreuungsplätzen können sie mit ihrer Expertise begleiten. Voraussetzung dafür ist, dass die ambulanten Dienste, sich den wachsenden Gefahren aus Notfällen, Krisen und Katastrophen stellen, vorausschauend organisatorische Anpassungsmaßnahmen ergreifen und sich auf diese Weise insgesamt widerstandsfähiger gegenüber derartigen Ereignissen aufzustellen.
Basierend auf literaturgestützten und empirischen Vorarbeiten und einem partizipativen Zielfindungsprozess wurden im Rahmen des Projekts zur Aufrechterhaltung ambulanter Pflegeinfrastrukturen in Krisensituationen (AUPIK) – insbesondere in Teilprojekt 3 „Sicherheit und Pflege“ – einige organisatorische Maßnahmen zur Förderung der Widerstandsfähigkeit ambulanter Pflegedienste gegenüber Notfällen, Krisen und Katastrophen erarbeitet. Sie werden in diesem Working Paper vorgestellt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei einerseits auf der Erstellung eines Katastro-phenschutzplans für ambulante Pflegedienste (Teil I), andererseits auf Bildungsmaterialien für die unterschiedlichen Mitarbeitenden dieser Dienste (Teil II).
Die Arbeitsergebnisse sind allgemein gehalten und bedürfen einer Anpassung an die Gegebenheiten des jeweiligen ambulanten Dienstes. Sie sollen binnenorganisatorische Diskurse und Entwicklungen zu den darin aufgeworfenen Fragen anstoßen. Zudem tragen die Arbeitsergebnisse an vielen Stellen vorläufigen Charakter – auch aufgrund fehlender Erkenntnisse und Evidenz in Detailfragen. Tatsächlich lassen sich viele Fragen einer angemessenen Vorbereitung auf Notfälle, Krisen und Katastrophen – insbesondere für häuslich versorgte Menschen mit Zugangs- und Funktionsbeeinträchtigungen – derzeit nicht zufriedenstellend beantworten. Auch zu den Möglichkeiten und Grenzen ambulanter Pflegedienste bei der Gewährleistung der Versorgung und Sicherheit vulnerabler Bevölkerungsgruppen während und nach einem Ereignisfall, fehlt es an tragfähigen wis-senschaftlichen Erkenntnissen.
Die Veröffentlichung dieser Anregungen zur Erstellung eines Katastrophenschutzplans und von Bildungsmaterialien für Mitarbeitende ambulanter Pflegedienste erfolgt demnach in der Erwartung, dass sie von den ambulanten Diensten, deren Trägern, Verbänden im Bereich der Langzeitpflege und anderen interessierten Personen und Organisationen aufgegriffen, mit praktischen Erfahrungen angereichert, kontinuierlich weiterentwickelt und neuen Erkenntnissen angepasst werden. Auf diese Weise soll die Veröffentlichung mit dazu beitragen, dass ambulante Pflegedienste künftigen Notfällen, Krisen und Katastrophen vorbereiteter und widerstandsfähiger begegnen können.