Chronische Schmerzen sind ein wesentliches globales Gesundheitsproblem, welches eine hohe sozioökonomische Belastung auf der Ebene der Individuen, der Gesellschaften und der Institutionen mit sich bringt. Die vorliegende Habilitationsschrift thematisiert die Evaluation nichtpharmakologischer Interventionen aus der Integrativen Medizin und Digitalen Gesundheit bei chronischen Schmerzen. Hierzu wurden randomisierte kontrollierte Studien zu klassischen komplementärmedizinischen Verfahren wie Tuina oder Akupunktur durchgeführt oder zu diesen Verfahren in Kombination mit modernen digitalen Technologien. Eine Wirksamkeit konnte nur zum Teil gezeigt werden. Die per Smartphone-App durchgeführte Selbstakupressur führte bei jungen Frauen zu einer Verringerung der Menstruationsschmerzen im Vergleich zur Normalversorgung. Die Wirkung nahm mit der Zeit zu, und die Therapieadhärenz war gut. Im Gegensatz dazu konnte die Studien-App, die Verfahren aus dem Bereich der Mind-Body-Medizin integrierte, chronische Nackenschmerzen nicht wirksam reduzieren. Die Therapieadhärenz war weniger gut. Unsere aktuelle und noch laufende Studie zu Menstruationsschmerzen zeigte, dass Betroffene auch ohne direkten Kontakt zu Gesundheitsexperten und allein über einen App-Store erreicht werden können und diese die App dann auch nutzen. Im Setting einer Hochschulambulanz zeigte sich eine zusätzliche Behandlung mit sechs Tuina-Sitzungen über drei Wochen bei Patienten mit chronischen Nackenschmerzen als wirksam, sicher und relativ kosteneffektiv im Vergleich zu einer Patientengruppe mit chronischen Nackenschmerzen ohne zusätzliche Intervention. Eine im ambulanten Setting einer Allgemeinarztpraxis durchgeführte individualisierte Akupunktur zeigte sich einer standardisierten Akupunktur bei chronischen Kreuzschmerzen nicht überlegen. Die Studie weist darauf hin, dass eine Vereinfachung der Akupunkturbehandlung und dadurch ein möglicherweise breiterer Einsatz denkbar wären. Als wesentliche Schlussfolgerungen der vorliegenden Arbeit lassen sich ziehen, dass nichtpharmakologische Interventionen der Integrativen Medizin und Digitalen Gesundheit einen wichtigen Beitrag zur Behandlung chronischer Schmerzerkrankungen leisten könnten. Insbesondere die Kombination klassischer komplementärmedizinischer Verfahren und Digitaler Anwendungen scheint lohnend. Weitere Forschung zu Mechanismen, Wirksamkeit, Kosteneffektivität und optimalen Anwendungsszenarios ist notwendig. Die Grundlagen für evidenzbasiertes Arbeiten scheinen jedoch gelegt.