Im diesen Artikel befasse ich mich mit den Theaterarbeiten und -praktiken türkischer Künstler:innen, die die Türkei in letzter Zeit unter verschiedenen Umständen in Richtung Europa verlassen haben, da die Herrschaft von Präsident Erdoğan immer autokratischer wurde und das Land zunehmend in eine wirtschaftliche und politische Krise geriet. Dieser regionale Fokus ist durch meine eigenen Erfahrungen geprägt, da ich früher in der Türkei gelebt und gearbeitet und die politischen Ereignisse des Gezi-Park-Aufstands 2013 bis zur Hexenjagd nach dem Putsch 2017 miterlebt habe. Letztere führte dazu, dass meine türkische Partnerin und ich unsere Arbeit verloren haben und aus Sicherheitsgründen wegziehen mussten: Wir hatten die Friedenspetition „We will be not a party to this crime! [Wir werden uns nicht an diesem Verbrechen beteiligen]“ unterstützt, die die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Gewaltakte des Staates in den kurdischen Gebieten der Türkei lenkte. Diese Recherche entstand also aus einem konkreten Anlass sowie aus dem tiefen Bedürfnis heraus, die Stimmen und Werke kurdischer und türkischer Theaterschaffender und anderer Künstler:innen zu sammeln, um auf dringende kulturelle, politische und ästhetische Debatten zu reagieren.