dc.contributor.author
Skupien, Stefan
dc.date.accessioned
2018-06-07T17:29:05Z
dc.date.available
2015-03-23T13:50:55.370Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/3898
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-8098
dc.description
Zusammenfassung
.....................................................................................................................
iii Summary
....................................................................................................................................
v Chronologie
..............................................................................................................................
vii Abkürzungsverzeichnis
...........................................................................................................
viii Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
.......................................................................................
ix 1\. Einleitung
...............................................................................................................................
1 1.1. Entwicklungsnarrative, Verfassungen und lokale Aneignung
........................................ 1 1.2. Zwei Forschungsarenen
..................................................................................................
7 1.3. Fragestellung
................................................................................................................
11 1.4. Aufbau der Studie
.........................................................................................................
13 2\. Aneignung von Verfassungen
...............................................................................................
16 2.1. Der Begriff Aneignung
.................................................................................................
16 2.1.1. Sozialtheoretische Perspektiven auf Aneignung
................................................... 17 2.1.2. Aneignung als
Begriff der Modernisierungskritik
................................................ 21 2.1.3. Aneignung und
rechtsanthropologische Forschungen ..........................................
25 2.2. Verfassungen als Objekte der Aneignung
..................................................................... 31
2.2.1. Form und Funktion von Verfassungen
.................................................................. 31 2.2.2.
Verfassungen und Konstitutionalismus
................................................................. 38 2.3.
Subjekte und Bürger als Akteure der Aneignung
......................................................... 42 2.3.1. Die
pouvoir constituant
.........................................................................................
42 2.3.2. Zwischen Bevölkerung und Elite
.......................................................................... 45
2.3.3. Binnendifferenzierung der nationalen Elite
.......................................................... 48 2.3.4. Das
Untersuchungsschema
...................................................................................
53 2.4. Wie lässt sich Aneignung in Verfassungsgebungen methodisch erfassen?
.................. 55 2.4.1. Diskursanalytisches Grundverständnis
................................................................. 56 2.4.2.
Die Materialbasis der Inhaltsanalyse
.................................................................... 58 2.4.3.
Die Analyse des Materials
....................................................................................
61 Erstes Zwischenfazit
............................................................................................................
66 3\. Die Verfassungsentwicklung Ghanas bis 1981
.................................................................... 69 3.1.
Politische Ordnungen bis 1960
.....................................................................................
70 3.2. Die republikanischen Verfassungen ab 1960
................................................................ 79 Zweites
Zwischenfazit
.........................................................................................................
91 4\. Von der PNDC-Ära zur 4. Republik
.....................................................................................
93 4.1. Ghanas Verfassungsdiskurs von 1979-1984
................................................................. 94 4.1.1.
Die Legitimation von Militärinterventionen und Amnestieregeln
........................ 94 4.1.2. Die PNDC-Verfassung als sozial-
populistisches Experiment .............................. 99 4.2. Die Nationale
Kommission für Demokratie
............................................................... 107 4.2.1.
District Assemblies als neue Legitimationsgrundlage
........................................ 107 4.2.3. Die politische Opposition
1988 bis 1992 ............................................................ 112
4.3. Die Expertenkommission
...........................................................................................
124 4.3.1. Zusammensetzung und Prinzipien der Expertenkommission
............................. 124 4.3.2. Der Präsident zwischen Entlastung und
Kontrolle ............................................. 127 4.3.3. Die
Vermittlung zwischen politischen, sozialen und ökonomischen Rechten .... 135
4.3.4. Tradition und Chieftaincy
...................................................................................
140 4.4. Die Consultative Assembly
........................................................................................
145 4.4.1. Zeitraum, Zusammensetzung und Ressourcen
................................................... 146 4.4.2. Repräsentation
und Innovationen
....................................................................... 158
4.4.3. Grundrechtsschutz und Staatsziele
..................................................................... 166
4.4.4. Parteilose Chiefs, Queenmothers und demokratische Prinzipien
....................... 173 5\. Analytische
Zusammenführung..........................................................................................
179 5.1. Die inhärenten Spannungen einer Developmental
Constitution................................. 179 5.2. Partizipation,
Gleichheit und
Stabilität.......................................................................
185 6\. Schlussbemerkung
..............................................................................................................
190 6.1. Rückkopplung an die Constitution Review Commission von 2009
........................... 190 6.2. Aneignungsperspektiven auf Verfassungen
................................................................ 191 6.4.
Desiderate: lokale Normen und Fachdiskurse
............................................................ 197 7\.
Literaturverzeichnis
............................................................................................................
199 7.1. Offizielle Quellen des Untersuchungskorpus
............................................................. 199 7.2. Bücher
und Zeitschriften
............................................................................................
199 7.3. Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner
........................................................... 215 Appendix:
Kodierungsschemata für die Protokolle der Consultative Assembly
................... 216 Danksagung
............................................................................................................................
227
dc.description.abstract
Mit den jüngsten subsaharischen Verfassungsreformen seit 2005 wird die Suche
nach adäquaten politischen und sozio-ökonomischen Modellen für post-koloniale
Staaten fortgesetzt. Dieser Diskurs reicht zurück bis in die
Dekolonisierungsphase, steht aber auch im Bezug zu den Transitionen nach 1989.
Diese Studie widmet sich den anhaltenden Repräsentationskonflikten, die mit
Verfassungsgebungen einhergehen und untersucht dabei besonders die Vertretung
verschiedener Gruppen in staatlichen Organisationen, die Sicherung und den
Umfang von Grundrechten sowie die Stellung semi-autonomer sozialer Akteure
innerhalb von Verfassungen. Alle drei politischen Felder werden vor dem
Hintergrund des seit den 1980ern anhaltenden Entwicklungsdiskurses analysiert,
der sowohl externe als auch interne Forderungen an staatliche Institutionen
rahmt. Als Fallstudie dient Ghanas Verfassungsgebung von 1988-1992. Auf
jüngeren Forschungen der Sozialtheorie aufbauend, entwickle ich im ersten Teil
ein Aneignungskonzept, das die Analyse von Verfassungen über ihre juridische
Bedeutung als oberstes Gesetz hinaus erlaubt. Neben dieser Funktion umfassen
sie die Staatsordnung in der Angabe der Gewaltenteilung, den Grundrechtsschutz
und schließlich eine symbolisch-integrative Funktion über die Selbstbestimmung
der Verfassungsgeber. Ich untersuche, wie internationale Normen in diesen
Selbstbestimmungsprozess eingebettet sind und unterscheide dafür auf der
Kommunikationsebene einer Verfassung zwei Adressaten: Zum einen die
internationale Staatenwelt und zum anderen die interne Bevölkerung. Die
inhaltsanalytisch umgesetzte Aneignungsperspektive ermöglicht es, verschiedene
Verwendungsweisen internationaler Demokratienormen, Menschenrechte und Modelle
der Gewaltenteilung auf nationaler Ebene nachzuvollziehen, die durch den Fokus
auf die Interaktion von Regierungen und internationalen Akteuren weniger
beachtet wird. Als Akteure der Aneignung unterscheide ich im post-kolonialen
Staat zwischen Staats- und Wirtschaftseliten. Inhaber und Vertreter von
Chieftaincy- Institutionen bilden eine dazu quer liegende Gruppe, die über
gesonderte Legitimationsressourcen innerhalb ihrer lokalen und regionalen
Gemeinschaften verfügen und mit staatlichen Institutionen um Zugang zu
Entwicklungsressourcen konkurrieren. Die diesen Legitimationsressourcen
zugeschriebenen Werte wurden gleichzeitig als Standards für nationale
Regierungen in den Verfassungsprozess übertragen. Fünf verschiedene Gruppen
haben sich den Verfassungsprozess von 1988 bis 1992 angeeignet, um
verbindliche Regeln staatlicher Organisation zu artikulieren: a) Das
regierende Regime hat bis zuletzt den Prozess über seine Ressourcen und
Schnittstellen mit internationalen Gebern dominiert und verzögert. Die
Transition verschaffte ihm Anerkennung gegenüber internationalen Gebern und
über eine umfangreiche Präsidialexekutive Kompetenzen nach innen. Trotz eines
Anti-Parlamentarismus ließ es das Mehrparteiensystem auf der nationalen Ebene
wieder zu. Stabilitätsargumente zugunsten nationaler Entwicklung prägten die
Semantik der Regierungsvertreter neben Verweisen auf Menschenrechte zugunsten
von Frauen und Kindern. b) Die (urbane) Opposition vertrat besonders in ihrer
Kritik seit Mitte der 1980er ein liberales Demokratieverständnis ohne neue
Wirtschaftsreformen. Sie eignete sich mit Rückbezug auf die früheren
Verfassungen international geteilte negative Menschenrechte an. c) Die
Expertenkommission nutzte den internationalen Diskurs des 'Rechts auf
Entwicklung' und verband damit ein erweitertes Verständnis sozio-ökonomischer
Rechte gegenüber dem Staat. Zugleich erweiterte sie das Verständnis der
Gewaltenteilung um die doppelte Exekutive sowie um das Proporzwahlsystem, um
den negativen Effekten des einfachen Mehrheitswahlrechts vorzubeugen. d)
Innerhalb der Verfassungsversammlung eigneten sich zwei der bis dahin
marginalisierten Gruppen die Vorschläge an: Zum einen forderten Landwirte,
Frauen und Regionalvertreter nach einer stärkeren Beteiligung an taatlichen
Institutionen in Form von Quoten. Zum anderen nutzten Vertreter der 1988
eingeführten District Assemblies die eröffnete Arena der
Verfassungsversammlung, um eine vollständige Dezentralisierung zugunsten
eigenständiger und selbstverwalteter Entwicklungspolitik einzufordern. e)
Während lokale politische Institutionen und Werte als Analogien semantisch in
die Artikulation von Selbstverständnissen und Gewaltenteilung einflossen,
wurden traditionelle Autoritäten (Chiefs) zum ersten Mal dezidiert von aktiver
Parteienpolitik ausgeschlossen. Den Verfassungsprozess haben sich ihre
Vertreter insofern angeeignet, als dass sie ihre Institutionen als autonome
Räume behaupten konnten, die von den aktualisierten demokratischen Normen der
Partizipation aller an gleicher Wahl nicht berührt werden sollten. Die Studie
trägt zu drei Forschungsfeldern bei: i) Verfassungsgebungen in „Räumen
begrenzter Staatlichkeit“ wurden als Momente der Staatenbildung zugänglich
gemacht, innerhalb dessen Handlungsräume staatlicher Institutionen
ausgehandelt und angeeignet werden. Verfassungen zeigen nicht nur
Gewaltenteilungsmuster an, sondern ordnen auch das Verhältnis des Staates zu
semi-autonomen Akteuren und verweisen auf symbolisch-integrative Ressourcen.
ii) Als Kaleidoskop zeigen Verfassungsdiskurse konkurrierende Deutungen von
Demokratie in subsaharischen multikulturellen Gesellschaften, da
internationale Normen vor dem Hintergrund lokaler Normen immer neu
interpretiert werden. iii) Die Ausdifferenzierung von Verfassungsfunktionen
erlaubt erstens, sie als emanzipative politische Integrationsmomente dort zu
untersuchen, wo ihnen wie in post-kolonialen Räumen Wirksamkeit abgesprochen
wird. Zweitens wurde mit dem Fokus auf Verfassungen als
Entwicklungsinstrument, das heißt als „developmental constitutions“ eine
weitere Bedeutungsschicht herausgearbeitet, die über die Unterscheidungen von
liberalen und sozialistischen Verfassungen als Legitimationsquellen
hinausgeht.
de
dc.description.abstract
The search for adequate political and socio-economic models continues within
recent constitutional reforms in Sub-Saharan post-colonial societies since
2005. This discourse goes back to the period of decolonisation but also to the
transitions after 1989. Within this study, I assess the problem of
representational crisis that come hand in hand with constitution making
processes. Especially, I focus on the representation of different groups
within the state, the safeguarding and extent of basic rights as well as the
integration of semi-autonomous social actors within constitutions. All three
political fields are analyzed against the background of the development
discourse, which since the 1980s framed the expectations of external and
internal expectations toward the post-colonial state. The constitutional
development of Ghana in 1988-1992 as well as references to its reform process
since 2009 serves as a case study. I build on the recent theories of
appropriation (Aneignung) within social theory to develop an analytical frame,
which allows analyzing constitutions beyond their stricter juridical meaning
as higher law. Beside this function of constitutions, I differentiate between
the function of separation of powers, the provision of extensive basic rights
as well as the symbolic integration through self-descriptions of its drafters.
I analyze how international norms are embedded within this process of self-
determination and subsequently consider constitutions to communicate with the
global as well as the local community. This perspective allows for identifying
modes of appropriation of international norms of democracy, human rights and
models of separation of powers, which are overlooked when concentrating on the
interaction of international actors with governments. Below this level of
interaction, I differentiate between political and economic elite-factions.
Moreover, I include holder and representatives of chieftaincy-institutions,
who have access to alternative sources of legitimacy and who compete with the
state for development resources. Additionally, values ascribed to these local
and regional political institutions are frequently inserted into the discourse
of national government. I identified five groups who appropriated the
constitution making of 1988-1992 to articulate binding rules for state
organizations: a) the governing regime controlled the process from its
position as bottleneck between the international donor community and local
actors. The transition to democracy secured the Government refreshed
international recognition and extensive presidential powers. Although its
anti-parliamentarian stance the regime opened for multiparty-competition on
the national level. Concurrently, the governments semantic argued for
stability to reach development but also used human rights such as rights for
women and children to underpin its claim for legitimacy. b) The (urban)
opposition since the mid-1980s represented a liberal understanding of
democracy without new economic models. The groups combined international human
rights standards with models of former Ghanaian republics against the human
rights abuses of the regime. c) The expert commission explicitly referred to
the international discourse of ‘right to development’ and associated it with
extensive social and economic rights toward future Ghanaian politics.
Additionally, it introduced concepts of a power-sharing double executive and
proportional voting to minimize the negative effects of simple majority
voting, which, however, were later rejected by the consultative assembly. d)
Two formerly marginalised groups appropriated the process within the
consultative assembly on base of arguments: First, peasants, women and
regional actors claimed more representation within state institutions by
demanding for constitutionally secured quotas. Second, representatives of the
newly introduced local assemblies demanded the complete decentralization and
distribution of state resources in order to fully participate in development.
e) While local political institutions and values served as analogies within
self-understandings and separation of powers as well as means of development,
holders of chieftaincy-offices were for the first time excluded from active
party politics. However, its holders and representatives appropriated the
constitution making by securing autonomous space free from formal
constitutionally guarded intervention as well as from the measurement of the
institutions by democratic norms (universal election and participation of all
gender). With this analysis of arguments I add to three research fields: i)
constitution-making in areas of limited statehood was accessed as sites of
state-formation within which spaces of capacities are negotiated, acting as
means to converge means to govern in the long term. Constitutions not only
separate powers but also arrange the relation to semi-autonomous fields and
generate sources of symbolic integration. ii) In the sense of a kaleidoscope
constitutional discourses disclose competing meanings of democracy in Sub-
Saharan multicultural societies, where international norms are interpreted by
local standards and not always only through internationally recognized
experts. iii) The functional differentiation of constitutions allows for
assessing their political potential as emancipative integrational moments
within post-colonial societies. Moreover, the study elaborates on additional
layers of constitutional meanings as instruments of development and thus goes
beyond their ascribed liberal or socialist meanings.
en
dc.format.extent
IX, 227 S.
dc.rights.uri
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/
dc.subject
constitution-making
dc.subject
state-formation
dc.subject
electoral system
dc.subject
constitutional history
dc.subject
legal anthropology
dc.subject.ddc
300 Sozialwissenschaften::300 Sozialwissenschaften, Soziologie::300 Sozialwissenschaften
dc.subject.ddc
900 Geschichte und Geografie::900 Geschichte::900 Geschichte und Geografie
dc.title
Developmental Constitutionalism
dc.contributor.contact
stefan.skupien@gmx.net
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Tanja A. Börzel
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. jur. Philipp Dann, LL.M. (Havard)
dc.date.accepted
2014-01-23
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000098893-6
dc.title.subtitle
Repräsentation, Grundrechte und Chieftaincy in Ghanas Verfassungsgebung,
1988-1993
dc.title.translated
Developmental Constitutionalism
en
dc.title.translatedsubtitle
Representation, basic rights, and chieftaincy in Ghana's constitution-making
process, 1988-1993
en
refubium.affiliation
Politik- und Sozialwissenschaften
de
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FUDISS_thesis_000000098893
refubium.note.author
Gefördert durch das DFG-Graduiertenkolleg: 'Verfassung jenseits des Staates.
Von der europäischen zur globalen Rechtgemeinschaft?' und die DFG-Kolleg-
Forschergruppe 'The Transformative Powers of Europe'.
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