Die wissenschaftlichen Arbeiten in dieser Habilitationsschrift befassen sich mit dem Auftreten und der klinischen Signifikanz bildgebend detektierbarer zerebrovaskulärer Läsionen im Rahmen der MitraClip®-Implantation und in unterschiedlichen Schlaganfall-Studienpopulationen.
In einer prospektiven Beobachtungsstudie konnten wir zeigen, dass zerebrale Embolisationen häufig während der kathetergestützten MitraClip®-Implantation auftreten und bei einem Teil der Patient*innen auch mit leichtgradigen klinischen Symptomen im kurzfristigen Verlauf einhergehen. Die Identifikation eines Embolie- Hochrisikoschnitts während der MitraClip®-Implantation, nämlich die Manipulation der Mitralklappe, stellt einen möglichen Ansatz für zukünftige Prozeduroptimierungen dar.
In einer weiteren Arbeit unterteilten wir neue Läsionen auf diffusionsgewichteten MRT-Sequenzen (engl. diffusion-weighted imaging, DWI), die innerhalb der ersten Woche nach einem akuten ischämischen Schlaganfall auftraten, genauer in innerhalb oder außerhalb des initial betroffenen Gefäßterritoriums gelegene Läsionen. Wir konnten so erhöhte HbA1c-Werte als einen möglichen Risikofaktor für neue de novo Läsionen identifizieren. Da der optimale Zeitpunkt für einen interventionellen Verschluss eines offenen Foramen ovale (engl. patent foramen ovale, PFO) unklar ist, untersuchten wir das Auftreten neuer DWI-Läsionen bei Patient*innen mit einem akuten ischämischen Schlaganfall unklarer Genese und einem PFO. In unserer Auswertung war das Vorliegen eines PFO bei Patient*innen mit einem kryptogenen Schlaganfall nicht mit einem erhöhten Risiko für neue DWI-Läsionen innerhalb der ersten Woche nach dem initialen Ereignis assoziiert. Aus unseren Daten ergaben sich somit keine Hinweise, die für die Notwendigkeit eines frühzeitigen PFO-Verschlusses nach dem initialen Schlaganfall sprechen.
In einer Subanalyse der randomisierten, kontrollierten WAKE-UP Studie konnten wir zeigen, dass auch bei Schlaganfallpatient*innen mit vorbestehenden zerebralen Mikroblutungen (engl. cerebral microbleeds, CMBs) der positive Behandlungseffekt einer intravenösen Thrombolyse (IVT) mit rtPA überwiegt. Ob auch Schlaganfallpatient*innen mit einer großen Anzahl an vorbestehenden CMBs von einer IVT profitieren, bedarf weiterer Studien.
Für eine weitere Arbeit nutzten wir Daten des GSR-ET (eines multizentrischen Registers), um das funktionelle Behandlungsergebnis nach einer mechanischen Thrombektomie von Schlaganfallpatient*innen mit und ohne zerebrale Amyloidangiopathie (engl. cerebral amyloid angiopathy, CAA) zu vergleichen. Wir konnten so zeigen, dass Patient*innen mit bildmorphologischen Hinweisen auf eine CAA (u.a. strikt lobär lokalisierte CMBs) drei Monate nach einer mechanischen Thrombektomie ein signifikant schlechteres Behandlungsergebnis hatten.
Neue CMBs nach einem akuten ischämischen Schlaganfall treten bei etwa 4% der mit IVT behandelten Patient*innen auf, wie wir anhand unseres lokalen Thrombolyseregisters und einer ergänzenden Meta-Analyse zeigen konnten. Bildmorphologisch ergaben sich Hinweise auf eine zugrundeliegende CAA bei Patient*innen mit neuen CMBs. Schlaganfallpatient*innen mit neuen CMBs hatten in unserer Arbeit ein erhöhtes Risiko für IVT-assoziierte Blutungen.
Die hier vorgestellten Arbeiten erweitern das Wissen über rein bildgebend detektierbare zerebrovaskuläre Läsionen als Prädiktoren für das Risiko klinisch manifester Komplikationen und für die Prognose nach einem akuten ischämischen Schlaganfall. Gleichzeitig zeigen sie aber auch den Bedarf an weiterführenden Studien auf.