Patient*innen auf der Intensivstation werden regelhaft mit Sedativa behandelt. Diese Behandlung ist integraler Bestandteil der evidenzbasierten, intensivmedizinischen Therapie und dient der Behandlung von Angst, Stress und Agitation. Neben nicht-pharmakologischen Maßnahmen, kommen Sedativa auch zur symptomorientierten Behandlung von Symptomen eines Delirs zum Einsatz. Studien der letzten Jahre zeigen jedoch, dass gerade die unkritische, tiefe Sedierung mit einem schlechteren Behandlungsergebnis einhergeht und aktuell erheblicher Forschungsbedarf besteht, wie eine sedierende Therapie möglichst risikoarm gestaltet werden kann. In der vorliegenden Arbeit werden drei Aspekte zur Sedierung intensivpflichtiger Patient*innen thematisiert. Zunächst konnte gezeigt werden, dass die Wahl des Benzodiazepins während einer intensivmedizinischen Sedierung mit Sedierungstiefen-Unterschieden und konsekutiven Mortalitätsunterschieden verknüpft ist und selbst die Einmalgabe des Sedativums Etomidat mit potentiell gefährlichen Komplikationen einhergehen kann. Weiter wurde erstmals in der Erwachsenen-Intensivmedizin gezeigt, dass eine tiefere Sedierung die diagnostische Validität der empfohlenen Delirscreeninginstrumente beeinflusst. Dies wurde in einem bizentrischen Ansatz und in einem Kollektiv von Neuro-Intensivpatient*innen untersucht und bestätigt. Interessanterweise sind gerade bei Letzteren die untersuchten, krankheitsspezifischen Störfaktoren weniger relevant als die Sedierung, sodass die diagnostischen Barrieren ähnlich der nicht-neurologischen Intensivmedizin zu bewerten sind. Es spricht also nichts gegen eine prinzipielle Implementierung eines Delirscreenings auch in diesem speziellen Intensivkollektiv. Hierzu konnte bezüglich der aggregierten Evidenz in Form von Leitlinien festgehalten werden, dass zwar aktuell drei qualitativ hochwertige Leitlinien zum Thema Sedierung verfügbar sind, diese aber mutmaßlich wegen Barrieren in der Anwendbarkeit nicht gut in die Praxis implementiert sind. Das Implementierungsdefizit wird in einer untersuchten Ausgangslage vor Leitlinienveröffentlichung im anästhesiologischen, nicht-intensivmedizinischen Schnittstellenbereich unterstrichen: Hier ist ein evidenzbasiertes Delirscreening nur in Einzelfällen implementiert. Folglich sind strukturierte Implementierungskonzepte relevant, um Leitlinienempfehlungen im klinischen Alltag praktikabel umzusetzen zu können. Die in der vorliegenden Arbeit untersuchten Domänen Sedativa, Interaktion von Sedierung und Delir, sowie Implementierung eines Sedierungsmanagements bilden mutmaßlich auch zukünftig wichtige, klinisch und wissenschaftlich relevante Anknüpfungspunkte für die Verbesserung des Managements der Sedierung bei intensivpflichtigen Patient*innen.