Hintergrund Die chronische spontane Urtikaria (CSU) ist eine Urtikaria, die mehr als 6 Wochen besteht und ohne spezifische Auslöser auftritt. Obwohl die CSU eine der häufigsten Erkrankungen der Haut ist und eine massive Einschränkung der Lebensqualität für die betroffenen Patient*innen darstellen kann, ist ihre Pathogenese nicht eindeutig geklärt. Die Degranulation von Mastzellen führt zur Symptomatik aus juckenden Quaddeln und Angioödemen. Sind Autoantikörper für diese Degranulation ursächlich, die gegen den Fcε-Rezeptor I oder das IgE auf Mastzellen gerichtet sind, spricht man von einer Typ-IIb-autoimmunen CSU. Patient*innen mit diesem CSU-Subtyp haben häufig niedrige IgE-Spiegel und zeigen ein schlechtes Ansprechen auf eine Therapie mit Anti-IgE-Antikörpern. Auch bezüglich niedriger IgA-Spiegel gibt es Hinweise auf eine Assoziation zur autoimmunen CSU.
Ziele Das Ziel dieser Arbeit war es die Rolle niedriger IgA- und IgE-Spiegeln bei der CSU näher zu untersuchen. Unsere Hypothese dabei war, dass niedrige IgA- und niedrige IgE-Spiegel mit Merkmalen der Typ-IIb-autoimmunen CSU in Verbindung stehen.
Methodik Dazu untersuchten wir die Daten von 606 Patient*innen mit CSU, die anhand ihrer IgA- und IgE-Spiegel in vier Gruppen eingeteilt und bezüglich verschiedener Parameter verglichen wurden. Ein Fokus lag dabei auf dem begleitenden Auftreten von Autoimmunphänomenen und Markern der Typ-IIb-Autoimmunität, wie dem Basophilen-Aktivierungs-Test (BAT). Außerdem wurden die Krankheitsaktivität, begleitende Krankheitserscheinungen und verschiedene serologische Marker zwischen den Gruppen verglichen.
Ergebnisse Der Vergleich zwischen den vier Gruppen machte deutlich, dass bei Patient*innen mit CSU niedrige IgE-Spiegel häufig mit niedrigen IgA-Spiegeln zusammenhängen (r=0,316; p<0,001). Bei Patient*innen mit niedrigen IgA- und IgE-Spiegeln kommt es häufiger zur Ausbildung von Angioödemen (p=0,03; p=0,04) und begleitenden Autoimmunphänomenen (p=0,006; p<0,001). Auch eine Typ-IIb-Autoimmunität, im Sinne eines positiven BAT, trat am häufigsten bei Patient*innen mit niedrigen IgA- und IgE-Spiegeln auf (p=0,003; p<0,001). Niedrige Eosinophilenzahlen traten insbesondere bei Patient*innen mit niedrigen IgE-Spiegeln auf (p=0,04; p<0,001), während die Anzahl an basophilen Granulozyten insbesondere bei der Kombination aus niedrigen IgA- und IgE-Spiegeln erniedrigt war (p<0,001).
Schlussfolgerung Insgesamt zeigt die vorliegende Arbeit, dass neben niedrigen IgE-, auch niedrige IgA-Spiegel eine Rolle in der Pathogenese der autoimmunen CSU spielen. Insbesondere die Kombination aus niedrigen IgA- und niedrigen IgE-Spiegeln ist mit Merkmalen von Autoreaktivität im Sinne einer Typ-IIb-Autoimmunität und dem Auftreten von Autoimmunphänomen assoziiert. In der Charakterisierung der CSU ist es daher sinnvoll, in der Routinediagnostik die Bestimmung von IgA- und IgE-Spiegeln zu implementieren, da diese als Krankheitsmarker fungieren und in der Therapieplanung helfen können.
Background Chronic spontaneous urticaria (CSU) is defined as urticaria that lasts for more than six weeks and appears without a specific triggering factor. Despite being one of the most common skin diseases, with large impact on patients’ quality of life, its pathogenesis is still insufficiently understood. The degranulation of skin mast cells leads to the appearance of pruritic wheals and/or angioedema. If the degranulation of mast cells is caused by autoantibodies directed against IgE or its high-affinity receptor FCε receptor I, this is referred to as type IIb autoimmune CSU. It has been found that patients with this subtype of CSU have lower levels of serum IgE and respond poorly to treatment with anti-IgE-antibodies. Also, low levels of serum IgA have been described in autoimmune CSU.
Objective Our aim was to further characterize CSU patients with low serum levels of IgA and IgE. The hypothesis was that low levels of IgA, as well as low levels of IgE are associated with features of type IIb autoimmune CSU.
Methods We included 606 patients with CSU in our study and divided them into four groups based on their serum IgA and IgE levels. The groups were compared based on various parameters, focusing on concomitant occurrence of autoimmune phenomena and markers of type IIb autoimmune CSU, such as the basophil activation test (BAT). In addition, disease activity, concomitant conditions and different serological markers were compared between the groups. Results We found out that in patients with CSU low IgE levels are often associated with low IgA levels (r=0.316, p<0.001). Patients with low IgA and low IgE levels were more likely to develop angioedema (p=0.03, p=0.04) and have concomitant autoimmune phenomena (p=0.006, p<0.001). Type IIb autoimmunity, in the sense of a positive BAT, also occurred most often in patients with low IgA and IgE levels (p=0,003, p<0.001). Low eosinophil counts were connected to low IgE levels (p=0.04, p<0.001), whereas basophil counts were especially low in patients that had low IgA and low IgE levels combined (p<0.001).
Conclusion In summary, our results show that low IgA levels as well as low IgE levels play a role in the pathogenesis of autoimmune CSU. Especially the combination of low IgA and low IgE levels is associated with features of autoreactivity, in particular type IIb autoimmunity and the occurrence of autoimmune phenomena. To further characterize patients with CSU, the assessment of serum IgA and IgE levels should therefore be implemented in routine diagnostic workup of CSU patients, as these parameters might act as disease markers and can help in planning specific therapy for patients with CSU.