Anhand dreier Fallbeispiele werden in dieser Arbeit Gründung und Aktivitäten von Geschichtsinitiativen in der Bundesrepublik Deutschland der 1980er Jahre untersucht. Die 1981 aus einem Netzwerk von lokalen Initiativen gegründete Berliner Geschichtswerkstatt beteiligte sich mit ihren Aktivitäten an zahlreichen Geschichtsprojekten der Stadt. Der Konstanzer Arbeitskreis für Regionalgeschichte wurde bereits 1979 aus einem Projekt der Konstanzer Universität heraus gegründet und organisierte ein vielseitiges Veranstaltungs- und Publikationsprogramm zu regionalgeschichtlichen Themen. Der Verein Museum der Arbeit in Hamburg bemühte sich um die Gründung eines arbeitsgeschichtlichen Museums und wurde dabei von kulturpolitischen und gewerkschaftlichen Förderern unterstützt. Alle drei Initiativen verstanden sich als Teil einer Geschichtsbewegung, die eine „Geschichte von unten“ realisieren wollte. Sie engagierten sich auch in einem bundesweiten Verein Geschichtswerkstatt e.V., der die Aktivitäten der einzelnen regionalen Initiativen bündeln sollte.
Der Blick auf die Fallbeispiele zeigt, wie die Geschichtsbewegung als Summe aus den vielen regionalen und lokalen Initiativen vor Ort Ziele und Perspektiven entwickeln und umsetzen konnte bzw. woran es lag, wenn dies nicht gelang. Dabei werden Akteure, Kooperationspartner und Interessen sichtbar. Die Untersuchung zeigt, wie in den einzelnen Initiativen die eigenen Aktivitäten diskutiert und hinterfragt wurden, wie das eigene Selbstverständnis diskutiert wurde und wie externe Bedingungen wirkten. Förderung, Rezeption und politische Kooperationspartner konnten Einfluss darauf nehmen, ob es gelang, eine voraussetzungslose Erforschung historischer Themen, eine „Geschichte für alle“ und „Geschichte von allen“ umzusetzen. Interne Diskussionspapiere, Protokolle und Korrespondenzen der Initiativen zeigen, wie die Verstetigung der eigenen Arbeit mit den Zielen, mit denen man angetreten war, in Konflikt geraten konnte.
Geschichte war im hier untersuchten Zeitraum ein viel diskutiertes Thema. Dazu trug die Geschichtsbewegung bei. Viele Mitglieder der Geschichtsinitiativen waren auch angetreten, Methoden und Arbeitsformen der Geschichtswissenschaften zu reformieren. Sie griffen methodische Entwicklungen und Kontroversen des akademischen Faches auf und beteiligten sich an den fachlichen Diskussionen. Aber das konnte auch die Grundbedingung einer voraussetzungslosen „Geschichte von unten“ erschweren.
Using three case studies, this study examines the founding and activities of Geschichtsinitiativen (history groups) in the Federal Republic of Germany in the 1980s. The "Berliner Geschichtswerkstatt" (Berlin history workshop), founded in 1981 from a network of local groups, participated with its activities in numerous history projects in the city. The "Arbeitskreis Regionalgeschichte Konstanz" (working group for regional history) was founded in 1979 as a project of the University of Konstanz and organised a varied programme of events and publications on regional history. The "Verein Museum der Arbeit" (association for a labour museum) in Hamburg endeavoured to establish a museum for labour history and was supported by cultural-political and trade union supporters. All three associations saw themselves as part of a "Geschichtsbewegung" (history movement) that wanted to establish a "Geschichte von unten" ("history from below"). They were also involved in a nationwide association "Geschichtswerkstatt e.V." (history workshop), which was to bundle the activities of the individual local groups.
A look at the case studies shows how the "Geschichtsbewegung", as the sum of the many regional and local groups, was able to develop and implement goals and perspectives, or what was the reason for failing to do so. Actors, cooperation partners and interests become visible. The study shows how the individual groups discussed and questioned their own activities, how their own self-image was discussed and how external conditions affected them. Funding, reception and political cooperation partners were able to influence whether it was possible to implement an unconditional exploration of historical themes, a „history for all“ and „history of all“. Internal discussion papers, minutes and correspondence of the initiatives show how the continuity of one’s own work could conflict with the goals with which one had started.
History was a much discussed topic in the period examined here. The "Geschichtsbewegung" contributed to this. Many members of the history working groups also set out to reform the methods and working forms of the historical sciences. They took up methodological developments and controversies of the academic discipline and participated in the academic discussions. But this could also complicate the basic condition of an "history from below" without any prior academic knowledge.