In einem ersten Teil meiner Arbeit werden verschiedene Modellvorstellungen zur Lehrer-Schüler-Interaktion thematisiert, sozusagen als theoretischer Bezugsrahmen. Während man in ersten univariaten Modellen vom Schüler als unabhängiger Variable, vom Lehrer als abhängiger Variable, ausging und später vom umgekehrten Fall, wurden in der Folge Modelle entwickelt, die den interaktiven Prozeß der Beziehung zwischen LehrerInnen und SchülerInnen berücksichtigen. Die Entwicklung gipfelt im transaktionalen Modell von Nickel. Unter Berücksichtigung verschiedener Variablen, die das Lehrer-Schüler- Verhältnis bestimmen, wie Interaktionsprozesse in der Klasse, Persönlichkeitsentwicklung, Vertrauen und Überlegungen zum Thema Schule als Lebensraum, schließt das Kapitel mit einer zusammenfassenden Modellskizze. Den divergierenden Ansätzen ist gemein, daß immer wieder der persönliche Beziehungsaskpekt zwischen SchülerInnen und LehrerInnen als elementar betont und herausgestellt wird. Diese Erkenntnis führt direkt zum zweiten Teil der Arbeit, der Betrachtung des Bildungsprozesses zwischen SchülerInnen und LehrerInnen. Dieser Prozeß wird dabei nicht auf den Akt der Wissensvermittlung reduziert, vielmehr wird er in Anlehnung an die rund 700jährige Geschichte des Bildungsbegriffs als wechselseitiger Prozeß verstanden, in dem sowohl LehrerInnen als auch SchülerInnen ihre menschliche Prägung erfahren und persönliche Bildung bedingen. Da wahre Bildung dort beginnt, wo der Mensch und seine Begabungen, sein Bildungsstreben im Mittelpunkt steht und er dazu angeleitet wird, sich selbst zu seinem eigenen Nutzen zu bilden, gilt mein Interesse Aspekten, die auf den ersten Blick fern einer ökonomiegeleiteten Realbildung liegen, aber den Bildungsprozeß und damit das Lehrer-Schüler-Verhältnis maßgeblich bestimmen. Diese Überlegungen leiten zum dritten Teil meiner Arbeit über. Ausgehend von der anthropologischen Sichtweise, Schule als Kultur zu betrachten und zu verstehen, versuche ich, durch qualitative Forschungsweisen das Feld Schule in seiner Gesamtheit zu fassen. Auf der methodischen Grundlage der dichten Beschreibung von Clifford Geertz werden anhand des empirischen Materials aus der von mir durchgeführten sechsmonatigen Felduntersuchung Bedeutungsstrukturen herausgearbeitet, die sich in sechs soziologische Prinzipien gliedern lassen: Macht, Dualismus, Solidarität, Produktivität, Sympathie und Identität. Von besonderem Interesse dabei ist die Berücksichtigung sowohl der SchülerInnen- als auch der LehrerInnen-Sicht, ihr jeweiliges Erleben - Übereinstimmungen, Divergenzen, Wünsche etc., schließlich fungieren sie gleichermaßen als aktive TeilnehmerInnen und GestalterInnen im Bildungsprozeß.
The first part of my dissertation deals with different models of teacher- pupil-interaction as a theoretical frame of reference. First univariate models were based on the assumption of the pupil being an independent variable and the teacher a dependent variable and later vice versa. Thereupon models were developed, which take into account the interactive process of the relationship between teachers and pupils. This development leads to the transactional model of Nickel. Considering different variables which define the teacher-pupil- relationship, like processes of interaction in class, personality development, confidence, the idea of seeing school as a living space, this chapter concludes with a subsumed view of model. The diverging approaches all emphasize that the personal aspect of the relationship between pupils and teachers is elementary and significant. This perception leads to the second part of my dissertation, the examination of the process of education between pupils and teachers. This process is not reduced to the act of knowledge transfer but is rather understood in approach to the seven-hundred-year old history of the term education as a mutual process in which teachers as well as pupils experience their human imprinting and personal education. As real education begins where the human being and its talents and its aspiration for education are the main focus, when it is guided to educate itself for its own sake, my interest concentrates on aspects which at first define the process of education and the teacher-pupil-relationship. These considerations lead to the third and main part of my dissertation. The starting point was the anthropological approach to understand school as a cultural system of its own, which I tried to grasp at large with the tools of qualitative methods of research. Based on Clifford Geertz s method thick description , I have worked out meaningful structures of the empirical material, which I collected during my six-month field study at a secondary school in southern Germany. These meaningful structures include six sociological principles: sway, dualism, solidarity, productivity, sympathy and identity. The main focus lies on the consideration of the teachers view as well as the pupils view, their particular experience, agreements, divergences, points of contact, and wishes. After all, they both act similarly as active participants and designers in the process of education.