Sinkende Wahlbeteiligungsraten stellen eine ernstzunehmende Herausforderung für das Funktionieren demokratischer Systeme dar. Viele der negativen Begleiterscheinungen, die mit sinkenden Wahlbeteiligungsraten in Verbindung stehen, sind auch in Deutschland nachweislich, wo die Beteiligung an Wahlen seit geraumer Zeit auf allen Ebenen messbar abnimmt. Die Autorin dieser Arbeit nimmt dies zum Anlass, um sich empirisch fundiert damit auseinanderzusetzen, welche Maßnahmen hierzulande positive Wirkungen auf die Beteiligung an Wahlen erzeugen können. Sie bezieht sich dabei auf soziale Online-Netzwerke und Haustürbesuche als zwei Instrumente, in die in jüngerer Vergangenheit von der Wissenschaft und der politischen Praxis große Erwartungen im Hinblick auf ihre mobilisierende Wirkung gesetzt werden. Die Relevanz beider Instrumente ergibt sich neben der häufigen Verwendung vor allem aus ihrem push-medialen Charakter. Dies bedeutet, dass es über diese Medien besonders unaufwendig ist, mit politischen Inhalten in Kontakt zu kommen. So können durch ihre Nutzung vor allem Menschen, die selten an Wahlen partizipieren, kurzfristig politisiert werden, was sich positiv auf ihre Wahlbeteiligungswahrscheinlichkeit auswirkt („trap effect“). In diesem Mechanismus liegt der Hebel dafür, eine positive Wirkung auf die Wahlbeteiligung zu erzeugen. Die empirischen Analysen zu den mobilisierenden Wirkungen von sozialen Online-Netzwerken im deutschen Wahlkontext führen zu den folgenden zentralen Ergebnissen: Aus dem Umfrage-datenmaterial geht hervor, dass die digitalen Plattformen (allem voran Facebook) in der deutschen Bevölkerung fest etabliert sind. Sie werden von breiten Teilen der Bevölkerung im Umfeld von Wahlen genutzt. Entgegen der theoretischen Erwartungen kann die Autorin keine belastbaren positiven Wirkungen durch die Nutzung sozialer Online-Netzwerke auf die Beteiligung bei den untersuchten deutschen Wahlen feststellen. Darüber hinaus führt auch eine Reihe getesteter konditionalen Analysen aus der Nutzung von Facebook und den Faktoren Bildung, Haushaltseinkommen, politisches Interesse sowie der Parteibindung nicht zu den theoretisch erwarteten Ergebnissen. Statistisch signifikante Effekte auf die Wahlbeteiligung bleiben auch hier aus. Lediglich für den Faktor Alter ergibt sich für die Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen im Kontext der Bundestagswahl 2013 ein leichter Vorteil im Hinblick auf die Wahlbeteiligung, wenn sie Facebook im Umfeld der Wahl genutzt haben. Alles in allem können die digitalen Plattformen die an sie gestellten Erwartungen hinsichtlich positiver Wirkungen auf die Wahlbeteiligung bei den hier untersuchten deutschen Wahlen nicht erfüllen. Die empirischen Analysen zu den mobilisierenden Wirkungen von Haustürbesuchen im deutschen Wahlkontext führen zu den folgenden zentralen Ergebnissen: Die Reichweite von Haustürbesuchen fällt im Vergleich zu anderen Mobilisierungsinstrumenten vergleichsweise klein aus. Die statistischen Analysen deuten insgesamt auf positive Wirkungen von Haustürbesuchen auf die Beteiligung bei der untersuchten deutschen Wahl hin. Statistisch signifikante Effekte bleiben allerdings aufgrund geringer Fallzahlen aus. Die Analysen weisen weiterhin auf Unterschiede zwischen Haustürbesuchen und Postwurfsendungen hin. So konstatiert die Autorin für Postwurfsendungen negative Effekte auf die Beteiligung bei der untersuchten Wahl. Auch in diesem Zusammenhang bleiben statistisch signifikante Ergebnisse aus. Hinsichtlich der verwendeten Botschaft zeichnet sich ab, dass der Botschaft des sozialen Drucks im Vergleich zur rein informativen Botschaft ein Vorteil im Hinblick auf die Wirkung auf die Wahlbeteiligung zukommt. Bezüglich der Kontaktintensität sprechen die generierten Ergebnisse dafür, dass ein zweimaliger Kontakt mit dem Bürger mit stärkeren Wirkungen auf die Wahlbeteiligung einhergeht als ein einmaliger Kontakt. Die verwendete Botschaft ist dabei von untergeordneter Bedeutung. So spricht auf Basis der Analysen im Rahmen dieser Arbeit vieles dafür, dass Haustürbesuche das Potenzial haben, positive Wirkungen auf die Beteiligung an Wahlen in Deutschland zu erzeugen. Nach statistischen Kriterien belastbare Belege können diesbezüglich in der vorliegenden Pilotstudie allerdings nicht erbracht werden. Der unmittelbare Vergleich der generierten Ergebnisse für beide betrachtete Untersuchungsgegenstände legt nahe, dass Haustürbesuchen das größere Potenzial im Hinblick auf eine positive Wirkung auf die Wahlbeteiligung zugeschrieben werden kann als der Nutzung sozialer Online-Netzwerke. In diesem Zusammenhang muss allerdings erwähnt werden, dass das analysierte Datenmaterial für die sozialen Online-Netzwerke aus der frühen Phase der Verwendung dieser Instrumente im politischen Kontext stammt. Gerade dieser Untersuchungsgegenstand unterliegt großen Dynamiken, sodass die hier konstatierten Ergebnisse mit aktuellerem Datenmaterial validiert werden sollten. Weitere Forschung ist auch im Zusammenhang mit den mobilisierenden Wirkungen von Haustürbesuchen im deutschen Wahlkontext nötig, denn die hier durchgeführte kleine Pilotstudie führt weder zu statistisch signifikanten Ergebnissen, noch lässt sie verallgemeinernde Aussagen zu.