Der allgemeine Wunsch auf eine Heilung der Querschnittlähmung steht im Widerspruch zur aktuellen Situation, in der eine Heilung durch keine einzige Behandlung möglich ist. Die Translationale Forschung beschäftigt sich mit der Überführung neuer Behandlungsmethoden in die Klinik. Das höchste Potential für eine Verbesserung der neurologischen Erholung nach einer traumatischen Querschnittlähmung hat die Förderung der spinalen Neuroregeneration sowie -plastizität. Die Arbeit Nummer 1 befasst sich mit der Frage, ob eine Regeneration verletzter Nerven des Rückenmarks sowie eine Funktionsverbesserung im Tiermodell möglich ist.
Die translationale Forschung bedeutet auch, dass schon in der Klinik zugelassene und etablierte Medikamente aufgrund neuer Erkenntnisse aus Tierexperimenten für eine Erweiterung ihrer klinischen Anwendung in Frage kommen. So werden für die Medikamentengruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) eine neuroregenerative und neuroprotektive Wirkung beschrieben. Inwieweit Kenntnisse aus Tierexperimenten und der Klinik miteinander verknüpfbar sind und die gewonnenen Ergebnisse für die Erstellung einer klinischen Studie der Phase I genutzt werden, befasst sich die Arbeit Nummer 2.
Ein Grundpfeiler der translationalen Forschung im Bereich der Paraplegiologie ist eine tiefenanalysierende Versorgungsforschung. Ziele der Versorgungsforschung sind die Beantwortung von klinischen, sozialmedizinischen und gesundheitsökonomischen Fragestellungen sowie die Analyse von Behandlungskonzepten. Die Ergebnisse können zu einer Reduzierung querschnittspezifischer Komplikationen, zu einem besseren Outcome sowie zu geringeren Behandlungskosten führen. Anhand unserer COaT-SCI-Registerdaten können Prädiktoren, die einzeln oder in Kombination einen Einfluss auf die neurologische Erholung nach einer traumatischen Querschnittlähmung haben, analysiert werden. Die Erkenntnisse haben für die Gestaltung zukünftiger klinischer Studien auf dem Gebiet der spinalen Neuroregeneration und Neuroprotektion eine hohe Relevanz. In der Arbeit Nummer 3 werden die Prädiktoren „Alter“ und „Zeitdifferenz zwischen Unfall und erste Wirbelsäulenoperation“ analysiert. Die Arbeit Nummer 4 untersucht an einer Subgruppe „Halswirbelsäulenverletzung und Querschnittlähmung“ den Prädiktor „wirbelsäulenchirurgische Komplikation“.
Weitere Vorteile einer tiefenanalysierenden Versorgungsforschung sind neben der Bewertung von Prädiktoren mit Einfluss auf die neurologische Erholung die Analyse und Prävention von behandlungsassoziierten und querschnittspezifischen Komplikationen. Die häufigsten Komplikationen bis vier Wochen nach einer traumatischen Querschnittlähmung sind die Infektionen, insbesondere der Harnblase und der Lunge. Am Beispiel der Pneumonie wird in Arbeit 5 und 6 gezeigt, wie wertvoll die Analyse einer definierten Subgruppe für die Planung und Durchführung einer innovativen atemsynchronen funktionellen Abdomenstimulation ist.