The thesis at hand assesses how social rights have been conceived and legally addressed during the late financial crisis in Europe and against the austerity backdrop in Greece and Portugal by fostering a critical, comparative, and interdisciplinary approach from a law and ethics perspective. The analysis commences by illustrating the various crisis narratives that developed during austerity and records the latter’s historical backstory and impact on the protection and conceptual realization of social rights. In this context, the research reviews exemplary cases brought before Portuguese, Greek, and European Courts, and challenges the concepts of ‘cause lawyering’ and ‘judicial activism’ as these have been employed in the debate regarding the justiciability of social rights. Informed by these insights, the research proceeds to critically evaluate the standard argument that social rights are cost-generating rights and scrutinizes the normative de-categorization between economic, social, and cultural rights and civil and political rights found in international human rights law. Against this background, the study identifies that legal analyses showcase a lack of engagement with the ontological and ethical assumptions that underpin conceptions of social rights and delves into recent inquiries, which call for the need to revise long-established social justice schemes and employ the notions of solidarity and vulnerability towards that end. Subsequently, the analysis sketches how solidarity has been theoretically and normatively assessed in the frame of the late crisis in Europe and examines this together with the idea of mutual aid. Following this, the study problematizes the concept of vulnerability in latest contributions coming broadly from virtue ethics and liberal moral theory and from critical legal studies. Despite their differences, a common philosophical topos identified in these accounts is that human nature and social reality are perceived on the basis of a reductively negative social ontology, configured in terms of ideally stable and finite forms. Mindful of these limitations, this study concludes by resorting to the idea of ‘transindividuality’ as this has originated in the philosophical thinking of Baruch Spinoza and Gilbert Simondon and continues to be shaped in current interpretations of their work. Transindividuality is introduced in this respect not only as a linguistic but significantly as a conceptual framework that is different from atomist or holistic ontologies in the sense that it questions both the reduction of collectivity to individuality and of individuality to collectivity and advances instead a transindividual social ontology on the basis of relationality and process. Through this lens, this thesis proposes that this ontological framework unbinds the notion of the social in the conceptualization of social rights from a merely distributional demand imposed on the state or from the utilitarian bias of an individualistic model of rights. At the heart of this research lies the idea that it is neither a morally naturalized state of humanity nor structural social determinism but it is rather relationality as an ontogenetic process upon which social rights are grounded. In this regard, humans acquire social rights not simply by being positioned to each other or by being subjected to pre-existing structures, but, critically, by being related to each other. Within this framework, this thesis recasts social rights as transindividual rights.
Die vorliegende Dissertation bewertet, wie soziale Rechte während der späten Finanzkrise in Europa und vor dem Hintergrund der Austeritätspolitik in Griechenland und Portugal konzipiert und rechtlich behandelt wurden, indem ein kritischer, vergleichender und interdisziplinärer Ansatz aus rechtlicher und ethischer Perspektive gefördert wird. Die Analyse beginnt mit der Darstellung der verschiedenen Krisennarrative, die sich während der Austeritätspolitik entwickelt haben, und erfasst deren historische Vorgeschichte und Auswirkungen auf den Schutz und die konzeptionelle Umsetzung sozialer Rechte. In diesem Zusammenhang überprüft die Studie beispielhafte Fälle, die vor portugiesischen, griechischen und europäischen Gerichten verhandelt wurden, und hinterfragt die Konzepte von „Cause lawyering“ und „Justizaktivismus“ (judicial activism), wie sie in der Debatte um die Justiziabilität sozialer Rechte verwendet wurden. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse kritisch bewertet die Studie das Standardargument, dass soziale Rechte kostenverursachende Rechte sind, und hinterfragt die normative Dekategorisierung zwischen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechten und bürgerlichen und politischen Rechten in den internationalen Menschenrechtsvorschriften. Vor diesem Hintergrund stellt die vorliegende Arbeit fest, dass rechtstheoretische Analysen zu sozialen Rechten eine fehlende Auseinandersetzung mit ontologischen und ethischen Annahmen aufweisen, die den Konzepten sozialer Rechte zugrunde liegen, und befasst sich mit neueren Untersuchungen ein, die die Notwendigkeit fordern, seit langem etablierte Schemata der sozialen Gerechtigkeit zu revidieren und die Begriffe Solidarität und Vulnerabilität zu verwenden bei diesem Unterfangen. Anschließend skizziert die Analyse, wie Solidarität im Rahmen der späten Krise in Europa theoretisch und normativ bewertet wurde, und untersucht dies zusammen mit der Idee der „gegenseitigen Hilfe“ (mutual aid). Anschließend problematisiert die Studie das Konzept der Vulnerabilität in neuesten Beiträgen, die weitgehend aus der Tugendethik und der liberalen Moraltheorie sowie aus der kritischen Rechtswissenschaft (critical legal studies). Trotz ihrer Unterschiede besteht ein gemeinsamer philosophischer Topos in diesen Darstellungen darin, dass die menschliche Natur und die soziale Realität auf der Grundlage einer reduktiv negativen sozialen Ontologie wahrgenommen werden, die in Bezug auf ideal stabile und endliche Formen konfiguriert ist. In Anbetracht dieser Einschränkungen wird in dieser Studie abschließend auf die Idee der „Transindividualität,“ zurückgegriffen, die ihren Ursprung im philosophischen Denken von Baruch Spinoza und Gilbert Simondon hat und in den aktuellen Interpretationen ihres Werks weiterhin geprägt wird. Transindividualität wird in diesem Zusammenhang nicht nur als sprachlicher, sondern maßgeblich als konzeptioneller Rahmen eingeführt, der sich von atomistischen oder holistischen Ontologien in dem Sinne unterscheidet, dass er sowohl die Reduktion von Kollektivität auf Individualität als auch von Individualität auf Kollektivität in Frage stellt und stattdessen eine transindividuelle soziale Ontologie auf der Grundlage von Relationalität und Prozess vorantreibt. Auf diese Weise, schlägt die These vor, dass dieser ontologische Rahmen den Begriff des Sozialen bei der Konzeptualisierung sozialer Rechte von einer bloßen Verteilungsforderung an den Staat oder von der utilitaristischen Ausrichtung eines individualistischen Modells von Rechten befreit. Im Mittelpunkt dieser Forschung steht die Idee, dass es sich weder um einen moralisch naturalisierten Zustand der Menschheit noch um einen strukturellen sozialen Determinismus handelt, sondern dass es vielmehr die Relationalität als ontogenetischer Prozess ist, auf dem die sozialen Rechte beruhen. In diesem Rahmen fasst diese These soziale Rechte als transindividuelle Rechte um.