dc.contributor.author
Grünkorn, Juliane
dc.date.accessioned
2018-06-07T17:19:39Z
dc.date.available
2014-08-25T10:47:07.236Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/3706
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-7906
dc.description.abstract
Die Kompetenz, Modelle als Mittel der Veranschaulichung und als Mittel der
Erkenntnisgewinnung wahrzunehmen und einzusetzen, ist ein zentraler
Bestandteil eines elaborierten Wissenschaftsverständnisses und der
naturwissenschaftlichen Grundbildung (scientific literacy). Empirische Studien
über Modelle und über den Modellbildungsprozess zeigen, dass Schülerinnen und
Schüler Modelle vorwiegend als Mittel der Veranschaulichung verstehen und
somit eine mediale Sichtweise auf Modelle einnehmen. Das Potenzial von
Modellen, als Mediatoren zu fungieren, die zwischen Theorie und Phänomen
vermitteln, damit sich neue Erkenntnisse über Phänomene gewinnen lassen
(methodische Sichtweise), wird bislang nicht umfassend wahrgenommen. Bei der
Entwicklung einer medialen und methodischen Sichtweise auf Mo-delle helfen
Kompetenzmodelle, die das entsprechende Konstrukt strukturieren und
graduieren. Diese Kompetenzmodelle dienen Lehrkräften als Referenzrahmen für
die Entwicklung von Fördermaßnahmen. Upmeier zu Belzen und Krüger (2010)
entwickelten ein theoretisch begründetes Kompetenzmodell der Modellkompetenz,
das die empirischen Befunde und die wissenschaftstheoretische Literatur zu
Modellen integriert. Es ist in fünf Teilkompetenzen – Eigenschaften von
Modellen, Alternative Modelle, Zweck von Modellen, Testen von Modellen und
Ändern von Modellen – strukturiert und graduiert diese Teilkompetenzen in
jeweils drei Niveaus. Eine empirische Überprüfung dieser Strukturierung und
Graduierung steht jedoch aus. Auf der Basis einer solchen Überprüfung lässt
sich beurteilen, inwiefern das Kompetenzmodell die Perspektiven von Lernenden
angemessen reflektiert. Ergänzend dazu ermöglicht es Lehrkräften eine
evidenzbasierte Entwicklung von Fördermaßnahmen. Dementsprechend stehen in der
vorliegenden Arbeit die Operationalisierung des Kompetenzmodells der
Modellkompetenz mit Aufgaben im offenen Antwortformat und, darauf aufbauend,
die Analyse und Beschreibung der Modellkompetenz von Schülerinnen und Schülern
der Sekundarstufe I im Mittelpunkt. Auf dieser Grundlage wurden didaktische
Anregungen für einen (modell-)kompetenzorientierten Unterricht aus den
empirischen Analysen abgeleitet. Das Ziel, die Modellkompetenz der Lernenden
zu analysieren und zu beschreiben, kann mit Aufgaben im offenen Antwortformat
erreicht werden, deren Antworten valide als Indikatoren von Modellkompetenz
interpretiert werden können. Deshalb erfolgte eine systematische und
theoriegeleitete Operationalisierung, welche die Kriterien der
Verständlichkeit und der Plausibilität des Aufgabenstamms, des Bezugs zur
jeweiligen Teilkompetenz und der Repräsentation des Spektrums der jeweiligen
Teilkompetenz berück-sichtigte. Für die fünf Teilkompetenzen wurden insgesamt
40 Aufgaben entwickelt. Diese wurden zunächst mit sieben Expertinnen und
Experten der Didaktik der Biologie nach den genannten Kriterien diskutiert und
in zwei Teilstudien mit zusammen N = 1 231 Schülerinnen und Schülern erprobt.
Die Antworten und Kommentare der Lernenden wurden mit der qualitativen
Inhaltsanalyse ausgewertet. Darüber hinaus dienten beide Teilstudien dazu,
Kodierleitfäden für die einzelnen Teilkompetenzen zu entwickeln, die neben
Hinweisen zur Kodierung auch ein Kategoriensystem pro Teilkompetenz umfassen.
Diese Kategorien fassen ähnliche Perspektiven der Lernenden auf Modelle und
auf den Modellbildungsprozess zusammen. Die Ergebnisse der Untersuchungen
zeigten, dass insgesamt fünfzehn Aufgaben im offenen Antwortformat (drei
Aufgaben pro Teilkompetenz) die oben genannten Kriterien erfüllen und daher
als Indikatoren von Modellkompetenz interpretierbar sind. Diese Aufgaben
nehmen die kognitive Komponente von Modellkompetenz in den Blick und eignen
sich dazu, verschiedene Perspektiven von Schülerinnen und Schülern auf Modelle
und auf den Modellbildungsprozess zu erfassen. Somit können diese Aufgaben zur
Überprüfung der inhaltlichen Struktur des Kompetenzmodells herangezogen
werden. Für die Analyse und Beschreibung von Modellkompetenz wurde eine Quer-
schnittsstudie mit N = 1 177 Schülerinnen und Schülern der siebten bis zehnten
Jahrgangsstufe durchgeführt. Die so gewonnenen Daten wurden ebenfalls mit der
qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet, die Aufschluss über die Perspektiven
der Lernenden auf Modelle und auf den Modellbildungsprozess gibt. Darauf
aufbauend wurde geprüft, inwieweit das Kompetenzmodell der Modellkompetenz
diese Perspektiven hinreichend beschreibt. Die Ergebnisse zeigten, dass für
die Teilkompetenzen Alternative Modelle (nur ein Modell eines Originals),
Testen von Modellen (Keine Testung des Modells) und Ändern von Modellen (Keine
Änderung des Modells) empfohlen wird, ein zusätzliches basales Niveau zu
berücksichtigen. Mit den Teilkompetenzen Eigenschaften von Modellen und Zweck
von Modellen hingegen werden die Perspektiven der Lernenden umfassend
beschrieben. Ergänzend dazu wurde anhand dieser Daten untersucht, ob sich bei
den Lernenden dieser Stichprobe Besonderheiten in den Antwortstrukturen
identifizieren ließen, um ein vertieftes Verständnis der Sichtweisen von
Lernenden auf Modelle zu erhalten. Im Hinblick darauf konnten bei den
Schülerinnen und Schülern dieser Stichprobe didaktisch orientierte
Perspektiven (Verständlichkeit/Kommunizierbarkeit und Zugänglichkeit)
identifiziert werden, die sich über alle fünf Teilkompetenzen und eine mediale
und methodische Perspektive (bzw. Niveaus) erstrecken. Weiterhin zeigten die
Befunde, dass bei Lernenden zwischen einem abstrakten und einem konkreten
Modellverständnis unterschieden werden kann und dass das Parallelisieren von
Modell und Original in den Teilkompetenzen Testen von Modellen und Ändern von
Modellen zentral ist. In Bezug auf das Parallelisieren war auffällig, dass die
Lernenden dies zum Teil ohne Berücksichtigung des Zwecks vornahmen. Gerade die
Zweckgebundenheit spielt jedoch bei der Konstruktion von Modellen eine große
Rolle und sollte beachtet werden. Über diese Analysen hinaus wurde geprüft,
inwieweit der entwickelte Leis-tungstest auch in einem probabilistischen
Ansatz einsetzbar ist. Dies ist insbesondere im Hinblick auf Projekte zur
längsschnittlichen Entwicklung von Modellkompetenz bei Schülerinnen und
Schülern sinnvoll, die mit dem hier entwickelten Leistungstest einen solchen
Ansatz verfolgen. Für die Prüfung wurde im Rahmen der Item-Response-Theorie
ein ordinales, mehrdimensionales Rasch-Modell, und zwar das Partial-Credit-
Modell, verwendet. Es ist festzuhalten, dass ein Einsatz in einem
probabilistischen Ansatz möglich ist, wenn weitere Aufgaben entwickelt werden
oder der Test mit anderen Tests zur Modellkompetenz kombiniert wird. Auf diese
Weise lässt sich das Fähigkeitsspektrum optimal abdecken. Die Befunde der
Analysen weisen zudem darauf hin, dass die Graduierung insbesondere
hinsichtlich der Teilkompetenzen Testen von Modellen und Ändern von Modellen
zu diskutieren ist. Aus den Befunden zu den Perspektiven von Lernenden auf
Modelle wurden didaktische Anregungen und Empfehlungen abgleitet. Diese
schließen sowohl Möglichkeiten zur Erfassung von Modellkompetenz im Unterricht
anhand eines Kompetenzrasters und Diagnosebogens ein als auch zwei konkrete
Unterrichtskonzepte, die Anregungen dazu geben, wie die Modellkompetenz im
Biologieunterricht bei Schülerinnen und Schüler der fünften und sechsten sowie
der siebten und achten Jahrgangsstufe gefördert werden kann. Schließlich
werden mit Blick auf anschließende Forschungsvorhaben unter anderem
weiterführende Fragen bezüglich der Dimensionalität des Kompetenzmodells, der
Bedeutung didaktisch orientierter Kategorien (Ver-ständlichkeit/
Kommunizierbarkeit und Zugänglichkeit) und der Bedeutung des Parallelisierens
von Modell und Original diskutiert.
de
dc.description.abstract
The competence of perceiving and implementing models as a means of illus-
tration and gaining insights is a crucial element of an elaborated
understanding of science and of scientific literacy. Empirical studies of
models and the process of modelling have demonstrated that students
predominantly perceive models as a means of illustration thus taking a medial
perspective on models. So far, the potential of models regarding their
function as mediators between theories and phenomena for the purpose of
generating new insights into phenomena (methodical perspective) has not been
properly explored. The development of a medial and a methodical perspective on
models is sup-ported by competence models that structure and grade a
respective construct. Teachers can use such competence models as a frame of
reference for the development of interventions. Upmeier zu Belzen and Krüger
(2010) developed a theoretically founded competence model of model competence
that integrates science-theoretical approaches and empirical findings on
models. Their competence model is structured by five aspects: nature of
models, multiple models, purpose of model, testing models, and changing
models; each of these five aspects is subdivided into three levels. This
structuring and grading still lacks empirical evaluation, which would serve to
assess whether the competence model adequately reflects the learners’
perspectives. Furthermore, it would provide teachers with evidence that can be
useful in developing intervention measures. Accordingly, the present study
focuses on an operationalisation of the competence model by means of open-end
items and subsequent analysis and description of model competencies of lower
secondary school students. Based on the empirical analyses didactic
implications for a model competence orientated instruction can be made. The
objective of analysing and describing the learners’ model competencies can be
achieved by presenting open-end items if it is possible to interpret responses
as valid indicators of model competence. Therefore, the operationalisation was
systematic and theory-based, taking into account the criteria of
comprehensibility and plausibility of items, reference to a respective aspect,
and representation of the scope covered by an aspect (level I-III). In total,
40 items were developed to assess the five aspects of model competence.
Initially, the items were discussed by seven experts on model competence,
according to the criteria listed above. They were subsequently tested with two
partial studies involving a total number of N = 1 231 students. Responses and
comments from the learners were assessed using qualitative content analysis.
Based on both partial studies, coding guides were developed for the five as-
pects. Apart from providing coding information, the guides also contain a
category system for each aspect. The categories comprise similar learner
perspectives regarding models and the process of modelling. Findings from the
study showed that altogether 15 open-end items (three items per aspect) meet
the criteria given above. Therefore, they can be interpreted as indicators of
model competence. These items take the cognitive component of model competence
into perspective and they are suitable for the assessment of different student
perspectives on models and the process of modelling. It is therefore possible
to apply these items to a test of the content structure of the competence
model. To analyse and describe model competence, a cross-sectional study was
conducted involving N = 1 177 students from grades seven to ten. Data from
this assessment were also subjected to a qualitative content analysis making
it possible to get insights into students’ perspectives on models and the
process of modelling. Based on this analysis, the research question on whether
the competence model of model competence sufficiently and adequately describes
these perspectives could be investigated. The results revealed that
consideration of an additional basal level is recommended for the aspects of
alternative models (only one model to one original), testing models (no
testing of the model), and changing models (no change of the model). Regarding
nature of models and purpose of models, the learners’ perspectives are
comprehensively described. In addition, the data were analysed to find out
whether learners from this sample showed particularities in response
structure, to gain a deeper insight into learner perspectives on models. In
this regard, didactically oriented per-spectives could be identified in
students from the sample, i.e. intelligibil-ity/communication and
accessibility, spanning all five aspects and medial and methodical
perspectives (levels). The findings furthermore indicated that it is possible
to distinguish between an abstract and a concrete understanding of models and
that in the case of testing models and changing models, it is crucial to
compare the model with the original. It is evident that in some cases students
draw comparison without considering the model’s purpose. However, the
construction of a model is always linked to a specific purpose. Moreover, it
was tested in how far the developed achievement test would also be
implementable in a probabilistic approach. This is particularly useful
regarding projects that focus on the longitudinal development of student model
competencies and pursue such an approach based on the developed test. Based on
Item-Response-Theory an ordinal multi-dimennsional Rasch model was applied,
i.e. the Partial-Credit Model. Accordingly, implementation in a probabilistic
approach is possible if further items are developed or the test is combined
with other tests assessing model competence. An optimal coverage of the scope
of skills is thus possible. Furthermore, findings from the analyses indicate
that grading is debatable particularly regarding the aspects of testing models
and changing models. Didactic recommendations and suggestions were deduced
from the findings on learner perspectives on models. On the one hand,
possibilities of assessing model competence in instruction by means of a
competence grid and diagnostic sheet were addressed. On the other hand, two
concrete lesson concepts were suggested offering incentives for fostering
model competence in biology lessons in the fifth and sixth form respectively
seventh and eighth form. With regard to further research projects, the
following aspects are also dis-cussed: further questions about the
dimensionality of the competence model, the relevance of didactically oriented
categories (intelligibility/communication and accessibility), and the meaning
of comparing a model with an original.
en
dc.format.extent
V, 298 S.
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
students’ understandings of models and their use in science
dc.subject
empirical evaluation
dc.subject
open-ended tasks
dc.subject.ddc
300 Sozialwissenschaften
dc.subject.ddc
100 Philosophie und Psychologie
dc.subject.ddc
500 Naturwissenschaften und Mathematik
dc.title
Modellkompetenz im Biologieunterricht
dc.contributor.contact
gruenkorn@dipf.de
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Dirk Krüger
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Annette Upmeier zu Belzen
dc.date.accepted
2014-07-25
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000097320-5
dc.title.subtitle
Empirische Analyse von Modellkompetenz bei Schülerinnen und Schülern der
Sekundarstufe I mit Aufgaben im offenen Antwortformat
dc.title.translated
Model competence in biology education
en
dc.title.translatedsubtitle
Empirical analysis of students' model competence using open-ended tasks
en
refubium.affiliation
Biologie, Chemie, Pharmazie
de
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FUDISS_thesis_000000097320
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