Der erste Beitrag zu dieser Arbeit befasst sich mit den grundlegenden Aspekten der Komorbiditäten des Lymphödems (Manuskript 1). Manuskript 2 untersucht einen Aspekt grundlegender Wirkeffekte der manuellen Lymphdrainage auf das Gewebe. Die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE), bestehend aus Kompressionstherapie, manueller Lymphdrainage, Bewegung und Hautpflege, ist weiterhin unbestrittener Standard in der Behandlung von Lymphödemen. Die zunehmend stärker werdende Evidenz zur Therapie von Lymphödemen hat in den letzten Jahren eine Betonung der Bedeutung der Kompressionstherapie mit sich gebracht. Nichtsdestotrotz werden immer wieder adjuvante, teils auch alternative Therapieverfahren vorgeschlagen, deren Wertigkeit aber immer wissenschaftlichen Kriterien standhalten und deshalb klinisch geprüft werden muss. In diesem Kontext wurden die Tiefenoszillation, die Anwendung sogenannter Lymphtapes, sowie neue Klettverschluss-basierte Kompressionsbandagen (medizinische adaptive Kompressionssysteme) jeweils in randomisierten, kontrollierten klinischen Studien bzw. experimentell untersucht (Manuskripte 3-6). Die explorative Prävalenzstudie deckte hohe Prävalenzen von Adipositas bei sekundären Lymphödemen sowie eine überraschend hohe Hypothyreoseprävalenz bei sekundären Lymphödempatienten auf. Dahingegen scheint die Genese des Lymphödems nicht entscheiden für die Erysipelprävalenz zu sein. Der transkutan gemessene Sauerstoffpartialdruck ist an lymphödematös veränderten Extremitäten reduziert. Manuelle Lymphdrainage verbessert den Sauerstoffpartialdruck, eine Behandlungsserie als Teil einer KPE kann ihn normalisieren. Elastische Tapes können für die Therapie von Lymphödemen nicht empfohlen werden, da sie, unter der Kompression angelegt, keine signifikante Wirkung auf Volumen oder subjektive Beschwerden zeigen. Als alleinige Therapie ohne Kompression kann gar es zu gefährlichen Volumenexazerbationen kommen. Tiefenoszillation (Lymphdrainage mit niedrigfrequent wechselnden elektromagnetischen Feldern) ist, als additive Anwendung gegenüber MLD allein, vorteilhaft bei der Therapie des sekundären Brustlymphödems. Medizinische adaptive Kompressionssysteme sind maßgefertigten Flachstrick-Kompressionsstrümpfen in der Erhaltungsphase der KPE nicht unterlegen. In-vivo-Druckmessungen untermauern deren therapeutische Effektivität.
Komorbiditäten des Lymphödems sollten bei diagnostischen und therapeutischen Strategien stärker berücksichtigt werden. Hierfür ist es auch notwendig, die vorhandenen Diagnostik- und Assessmentverfahren zu verbessern und zielgerichtet einzusetzen. Die Erforschung und Weiterentwicklung bestehender und etablierter Therapieverfahren muss weitergeführt, neue Therapieverfahren müssen kritisch hinterfragt werden und wissenschaftlichen Standards standhalten.