Instrumente russländischer Einflussnahme auf ausländische Zielgruppen gelten als Risiko für die Stabilität demokratischer und staatlicher Institutionen, für gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie für die Entscheidungsfähigkeit in der Politik. Hierzu zählt insbesondere die Verbreitung von Desinformation und Propaganda. Gleichzeitig sind andere Instrumente zur Einflussnahme, wie Netzwerke in Form von Wirtschaftsforen, fester Teil des gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Lebens in einer Vielzahl von Ländern. Die vorliegende Studie analysiert diese russländischen staatlichen Instrumente in der Gesamtschau und ihrer Interaktion über unterschiedliche Politikbereiche sowie Fragen von Legitimität hinweg. Dies erfolgt für den Untersuchungszeitraum zwischen 2000 und 2016. Ziel der Arbeit liegt nicht nur in einer Analyse des Ist-Zustandes, sondern auch im Erfassen von Veränderungen sowie der Suche nach Treibern dieser Entwicklung. Hierzu werden mittels einer Inhaltsanalyse strategische Dokumente der Russländischen Föderation – die Informationssicherheitsdoktrin, das Außenpolitikkonzept, die Nationale Sicherheitsstrategie und die Militärdoktrin – systematisch untersucht. Mittels Interpretation erfolgt ein Rückschluss auf die Russländische Föderation als Senderin unter Zuhilfenahme weiterer Quellen. Diese umfassen präsidentielle Reden, Artikel der Zeitschrift Voennaya Mysl‘ sowie eigens durchgeführte Expert*inneninterviews. Die Studie zeigt, dass die Russländische Föderation mittels sechs Instrumenten Einfluss ausübt: Soft Power, Public Diplomacy, Propaganda, Desinformation, Cyberangriffe und Nutzen von Netzwerken. Das russländische Konzept geht von einer andauernden Informationskonfrontation aus und unterliegt damit einer Versicherheitlichung. Eine Unterscheidung zwischen legitimen und illegitimen Mitteln, wie Public Diplomacy und Desinformation, wird abgelehnt. In der Analyse zeigt sich eine evolutionäre Entwicklung, die lediglich Programmänderungen umfasst. Diese bestehen in qualitativen und quantitativen Veränderungen der Instrumente, während die Zielsetzung konstant bleibt. Offizielle russländische Äußerungen begründen staatliche Aktivitäten zur Einflussnahme durch die Struktur des internationalen Systems bzw. dem Handeln anderer Akteur*innen. Hier sind insbesondere externe Schocks zu nennen. Die einbezogenen Artikel und Interviews zeigen jedoch auch Entwicklungstreiber im Bereich der Veränderung innenpolitischer Interessengruppen sowie des führungsgetriebenen Wandels.
Instruments of Russian influence on foreign target groups are considered a risk to the stability of democratic and state institutions, social cohesion and the political decision-making capability. These include, in particular, the spread of disinformation and propaganda. At the same time, other instruments of influence, such as networks in the form of business forums, are an integral part of social, political and economic life in a variety of countries. This study analyzes these Russian state instruments and their interaction across different policy domains as well as questions of legitimacy. The investigation period covers the years from 2000 to 2016. Beyond analyzing the current state of Russian concepts of wielding influence, the study also captures changes as well as drivers of this development. For this purpose, strategic documents of the Russian Federation – the Information Security Doctrine, the Foreign Policy Concept, the National Security Strategy and the Military Doctrine – are systematically examined by means of a content analysis. The objective is to draw conclusions about the Russian Federation as a sender. To this end, additional sources are included in the interpretation: presidential speeches, articles from the journal Voennaya Mysl', and interviews with experts. The study shows that the Russian Federation exerts influence through six instruments: soft power, public diplomacy, propaganda, disinformation, cyberattacks, and networks. The Russian concept is based on the assumption of an ongoing information confrontation and is thus subject to securitization. A distinction between legitimate and illegitimate means, such as public diplomacy and disinformation, is rejected. The analysis shows an evolutionary development through program changes. These consist of qualitative and quantitative changes in instruments, while the objective remains constant. Official Russian statements justify state activities to exert influence by pointing at the structure of the international system and the actions of other actors, in particular external shocks. However, the analyzed articles and interviews show drivers of development in subsystemic areas, namely in changes among domestic political interest groups as well as leadership-driven change.