Ein Ziel von Forschung und Pflegepraxis ist die Aufrechterhaltung der Lebensqualität von Bewohnern stationärer Langzeitpflegeeinrichtungen. Gesundheit, als ein wichtiger Teilbereich von Lebensqualität, gewinnt mit steigendem Alter an Bedeutung. Der Verlust körperlicher Selbstständigkeit und das Angewiesensein auf pflegerische Hilfe implizieren wiederum häufig Eingriffe in die Intimsphäre der Betroffenen und können bei Verletzung der Schamgrenzen die Lebensqualität beeinträchtigen. Vorliegende Arbeit verfolgt das Ziel, relevante Bereiche von Gesundheit und der kaum beachteten Intimsphäre aus der Perspektive der Pflegeheimbewohner im Kontext von Lebensqualität zu analysieren. Methode Es wurden 9 Männer und 33 Frauen aus acht verschiedenen Pflegeheimen in Berlin und Umland mittels narrativer Leitfadeninterviews befragt. Die selbstauskunftsfähigen Interviewpartner sind im direkten Gespräch durch die Interviewer gewonnen worden. Die Auswertung der Interviews erfolgte in Anlehnung an die dokumentarische Methode nach Bohnsack und mithilfe der mikrosprachlichen Analysemethoden der Positionierung sowie der der Agency-Analyse. Ergebnisse Für die Befragten ist es wichtig, bis ins hohe Alter geistig leistungsfähig zu sein, um selbstbestimmt handeln und eigenständig das Leben kontrollieren zu können. Der Verlust eigener kognitiver Fähigkeiten wurde als problematisch angesehen. Darüber hinaus zeigte sich auch, wie schwierig es für die Befragten war, soziale Kontakte zu an Demenz erkrankten Mitbewohnern aufrecht zu erhalten. Als eine weitere zentrale Komponente von Gesundheit wird die Fähigkeit des „Laufen könnens“ erachtet, um Selbstbestimmung zu wahren und an den Aktivitäten des (Heim-) Lebens teilhaben zu können. Ebenso waren die Thematiken „Schlaf“ und „Schmerz“ relevante Bereiche der Gesundheit, welche die Lebensqualität der Befragten beeinflussten. Bezüglich der Intimsphäre ließen sich zwei Bereiche rekonstruieren. Körpernahe Bereiche betreffen den Toilettengang und die Körperpflege, körperferne Bereiche das Essen und den privaten Raum. Übertritte in die Intimsphäre sind mit unangenehmen Gefühlen, wie Scham und Ekel assoziiert und unterliegen häufig einer Tabuisierung. Die Bereitschaft, über tabubesetzte Themen zu reden stieg, je weniger Bezug die Themen zum eigenen Körper aufwiesen. Schlussfolgerung Pflegeheimbewohner sollten eine gezielte und individuelle Förderung kognitiver Fähigkeiten erhalten und bei Interesse verstärkt über das Krankheitsbild der Demenz informiert werden. Alltagsnahe Bewegungsangebote können zum Erhalt der Mobilität beitragen. Darüber hinaus besitzt das Thema der Intimsphäre eine hohe Relevanz für die Lebensqualität der Befragten. Da es große Hemmschwellen gibt, schambesetzte Themen anzusprechen, ist eine gute Beziehungsqualität zwischen Personal und Bewohnern unerlässlich. Dies setzt voraus, dass sich die Pflegekräfte auch eigener Schamgrenzen und diesbezüglich negativ besetzter Gefühle bewusst werden.
Maintaining the quality of life (QoL) for residents of in-patient long-term nursing care homes is one goal of research and care practice. Health, as a crucial part of the QoL, gains in importance with increasing age. The loss of physical autonomy and the dependence on nursing care often in turn implies invasions of personal space of the person concerned and can compromise QoL with the violation of modesty boundaries. This paper aims to analyze relevant areas of health and barely respected personal space from the perspective of care home patients in the context of the quality of life. Methods Data was obtained from 9 men and 33 women from eight different nursing homes in Berlin and surroundings by means of semi-structured narrative interviews. The interview partners, who were able to give information about themselves, were addressed directly by the interviewers. The interviews were analyzed using the Bohnsack documentary method and with the help of micro language analytical methods of positioning and agency analysis. Results For the interviewees, retaining mental capacities to an old age is important in order to be able to control their life in an autonomous fashion. The loss of self-cognitive capabilities was considered problematic. Moreover, it also became apparent how difficult it was for the interviewees to maintain social contact with residents who suffer from dementia. The ability to “move freely” was also deemed as a central component of health in order to maintain autonomy and to be able to perform house related tasks. The themes of “sleep” and “pain” were relevant areas of health, which influenced QoL of the interviewees. Relating to personal space, two specific spheres were identified: areas proximal to the body concerning using the toilet and personal hygiene, and areas distal to the body concerning eating and private space. Crossing into personal space is associated with unpleasant feelings, such as shame and disgust, and are often subject to taboos. The willingness to speak about tabooed topics increased the less the themes discussed had to do with their own bodies. Conclusion Residents should receive targeted and individual support for cognitive capabilities. Interested residents should increasingly receive information on the symptoms of dementia. Everyday physical activity can contribute to the preservation of mobility. Moreover, the theme of personal space occupies a high relevance for the QoL of those asked. Since there is a large threshold level to talk about themes associated with feelings of shame, a good relationship between staff and residents is essential. This requires staff to also be aware of personal modesty boundaries and negative feelings that surround these.