Der Lithiumaugmentation von Antidepressiva (LA) kommt in der Überwindung der Therapieresistenz bei unipolarer Depression eine hohe Bedeutung zu. Trotz jahrzehntelanger Anwendung ist diese Behandlung jedoch noch immer mit vielen Unsicherheiten verbunden und viele Fragen sind nicht beantwortet. Die Herausforderungen der pharmakologischen antidepressiven Behandlung liegen dabei auch in der Heterogenität des Krankheitsbildes der Depression begründet. So kommt in der Pathogenese neben anderen Faktoren immunologischen Prozessen eine erhebliche Bedeutung zu: Die Zytokinhypothese postuliert dabei, dass es zu einer Imbalance pro- und antiinflammatorischer Zytokine kommt, welche im Auftreten depressiver Symptome resultiert. Dabei scheinen spezifische Immunprofile mit klinischen Charakteristika assoziiert zu sein. Aus Studien zu Auswirkungen einer Lithiummonotherapie auf das Elektrokardiogramm (EKG) ist bekannt, dass insbesondere Lithiumintoxikationen mit teils lebensbedrohlichen EKG-Veränderungen assoziiert sind. Bislang nicht untersucht sind hingegen die Auswirkungen einer LA, also die Kombination aus einem Antidepressivum mit Lithium. Auch fehlen Daten, welche die Wirksamkeit einer LA bei geriatrischen mit nicht-geriatrischen Patient*innen vergleichen. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, (a) EKG-Veränderungen unter einer LA zu charakterisieren, (b) das Therapieansprechen auf eine LA zwischen geriatrischen und nicht-geriatrischen Patient*innen zu vergleichen und (c) die Serumkonzentrationen verschiedener Zytokine in Abhängigkeit des klinischen Charakteristikums „Geschwindigkeit des Beginns der depressiven Episode“ zu untersuchen. Es wurden Subpopulationen einer multizentrischen Beobachtungsstudie mit prospektivem Design zur pharmakogenetischen Responseprädiktion der LA bei unipolarer Depression ausgewertet. (a) Es wurden die EKG von 38 Patient*innen vor und unter einer LA auf Veränderungen verschiedener EKG-Parameter untersucht. (b) Unter wöchentlichen Bestimmungen des Schweregrades der depressiven Symptomatik wurde das Ansprechen auf eine LA von 167 Patient*innen (davon n Alter ≥ 65 Jahre = 22; und n Alter < 65 Jahre = 145) über mindestens vier Wochen hinweg beurteilt. (c) Es wurden die Zytokin-Serumkonzentrationen von 92 Patient*innen vor und unter einer LA in Abhängigkeit eines schnelleren (< vier Wochen) versus eines langsameren (> vier Wochen) Beginns der depressiven Episode analysiert. Dabei zeigten sich (a) keine signifikanten Veränderungen von Herzfrequenz, Rhythmus, QTc-Zeit, PQ- und QRS-Dauer, zwei Fälle neuer U-Wellen und neun Fälle mit Änderungen der T-Wellenmorphologie sowie eine signifikante Abnahme der QT-Dispersion. (b) Patient*innen ≥ 65 Jahre zeigten gegenüber der Vergleichsgruppe ein besseres Therapieansprechen. (c) Es zeigten sich signifikant niedrigere Zytokin-Serumspiegel von IL-2, IL-4, IL-6, IL-10, TNF-α und IFN-γ bei Patient*innen mit einem schnelleren Beginn der depressiven Episode. Aus den Ergebnissen lässt sich schlussfolgern, dass die LA innerhalb therapeutischer Serumspiegel keine schweren EKG-Veränderungen verursacht, dass insbesondere Patient*innen ≥ 65 Jahre von einer LA profitieren und solche mit einem schnelleren Beginn der depressiven Episode eine neurobiologisch-charakterisierte Subgruppe innerhalb des heterogenen Krankheitsbildes der unipolaren Depression darstellen.
Lithium augmentation of antidepressants (LA) is an effective strategy to overcome treatment resistance in unipolar depression. However, despite decades of use, this treatment is still associated with many uncertainties and many questions remain unanswered. The challenges of pharmacological antidepressant treatment are also caused by the heterogeneity in pathogenesis and clinical characteristics of unipolar depressions. Regarding the pathogenesis of the unipolar depression the cytokine hypothesis postulates that there is an imbalance of pro- and anti-inflammatory cytokines, resulting in the occurrence of depressive symptoms. Specific immune profiles seem to be associated with clinical characteristics. From studies on the effects of lithium monotherapy on the electrocardiogram (ECG) it is known that especially lithium intoxications are associated with potential life-threatening ECG changes. However, the effects of LA have not been studied to date. Data comparing the efficacy of LA in geriatric and non-geriatric patients are also lacking. Aim of this study is to (a) characterize ECG changes during LA, (b) compare treatment response to LA between geriatric and non-geriatric patients, and (c) investigate serum concentrations of various cytokines in relation to the clinical characteristic "speed of onset of the depressive episode". Subpopulations of a multicentre observational study with a prospective design on LA pharmacogenetic response prediction in major depressive disorder were analysed. (a) ECGs of 38 patients before and after treatment initiation of LA were examined for changes in various ECG parameters. (b) Severity of depression was measured weekly in 167 patients (n age ≥ 65 years = 22; and n age < 65 years = 145) at baseline and over at least four weeks of LA. (c) Serum cytokine concentrations of 92 patients before and during LA were analysed. Patients were retrospectively divided in two groups: Faster (< 4 weeks) and slower (> 4 weeks) speed of onset of the depressive episode. There were no significant changes in heart rate, QTc time, PQ and QRS duration, two cases of new U waves, and nine cases with changes in T-wave morphology. There was a significant decrease in QT dispersion. (b) Patients ≥ 65 years of age showed a better response to LA compared with the younger group. (c) There were significantly lower cytokine serum levels of IL-2, IL-4, IL-6, IL-10, TNF-α, and IFN-γ in patients with a faster onset of depressive episode. In conclusion, LA does not cause severe ECG changes within therapeutic serum levels, patients ≥ 65 years in particular benefit from LA, and patients with a faster onset of the depressive episode represent a neurobiologically characterised subgroup within major depressive disorder.