Die digitale mediale Transformation hat längst die politische Debatte und fast alle Lebensbereiche erreicht. Medien sind ein allgegenwärtiges und die gesamte Gesellschaft durchdringendes Totalphänomen geworden. Insbesondere politische Kommunikationsstrukturen haben sich im Laufe der Zeit stark verändert. Meinungs- und Willensbildung erfolgt zunehmend durch digitale Medien. Das stellt die Politik vor neue Herausforderungen, denn die alltägliche Nutzung von digitalen Medien mündet nicht notwendiger Weise in einen reflektierten und kritischen Umgang mit diesen und der vereinfachte Zugang zu digitalen Medien mündet nicht unbedingt in erhöhten Partizipationschancen. Vor diesem Hintergrund entstehen neue Bildungsherausforderungen, denn es ist die Aufgabe der Institution Schule, Jugendliche zu selbstbestimmtem und verantwortlichem Handeln und gesellschaftlicher Teilhabe zu befähigen. In einer von Medien geprägten Welt bedeutet dies immer auch Jugendlichen einen verantwortlichen Umgang mit Medien zu vermitteln. Um den neuen Herausforderungen zu begegnen und zur politischen Teilhabe unter geänderten Bedingungen zu befähigen, sind neues Medien-Wissen, neue Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Medien, medienkritisches Denken und medienpolitische Urteilsbildung gefragt – sprich Medienkompetenz. Politische Mündigkeit, als Ziel der Politischen Bildung, verlangt damit auch eine Medienkompetenz. In unserer Mediengesellschaft wird diese zur Grundvoraussetzung für ein reflektiertes und kritisches Mitwirken. Politikunterricht spielt somit eine zentrale Rolle bei der Medienkompetenzförderung der Schülerinnen und Schüler. Doch kommt der Politikunterricht diesen Anforderungen auch nach? Die Bedeutung einer Medienkompetenz für Kinder und Jugendliche, die über eine technische Bedienkompetenz von Medien hinausgeht, ist eine noch junge Erkenntnis. Viele Herausforderungen, die Medien insbesondere für die Politische Bildung mitbringen, haben sich erst in jüngerer Vergangenheit herausgestellt – z.B. das Phänomen der Fake-News, dessen Ausmaß vielen Menschen erst mit der Präsidentschaftswahl Donald Trumps bewusst wurde. Doch gerade die Aktualität der Medienphänomene macht die Aufgabe der Medienkompetenzförderung umso bedeutender. Das führt zur Forschungsfrage dieser Arbeit: „Inwieweit leistet der Politikunterricht Berliner Gymnasien einen Beitrag zur Förderung der Medienkompetenz?“. Für die Beantwortung dieser Frage wird in einem ersten Schritt zunächst der Medienbegriff definiert und verschiedene Perspektiven auf diesen erläutert. Weiterhin werden in einem zweiten Schritt drei aktuelle Medienphänomene skizziert und die daraus folgenden Herausforderungen für die Politische Bildung erläutert und reflektiert. Im dritten Abschnitt der Forschungsarbeit wird qualitativ theoretisch eine Reflexion des Begriffs der Medienkompetenz vorgenommen. Es wird zunächst erörtert, was unter Medienkompetenz verstanden wird und warum es Inhalt von Unterricht, insbesondere Politikunterricht, sein sollte. Medienkompetenz wird hier als eine Schlüsselkompetenz für politische Urteils- und Handlungsfähigkeit und gesellschaftliche Teilhabe begründet. Im fünften Abschnitt der Arbeit wird ein Medienkompetenzmodell für den Politikunterricht entworfen. Anhand diesem wird im sechsten Schritt die Medienkompetenzförderung im Politikunterricht Berliner Gymnasien analysiert. Dazu werden zum einen die für die Politische Bildung bedeutenden Rahmenlehrpläne einer qualitativ strukturierten Inhaltsanalyse unterzogen. „Was ermöglicht der Rahmenlehrplan in Bezug auf die Förderung von Medienkompetenz im Politikunterricht?“ ist die Frage, die hier beantwortet wird. Zum anderen wird eine Umfrage mit Schülerinnen und Schürlern Berliner Gymnasien, die im Leistungs- und Grundkurs das Fach "Politik" belegen, zum Thema "Medien und Medienkompetenz" durchgeführt. Hier soll erfasst werden, wie die Schülerinnen und Schüler die Medienkompetenzförderung im Politikunterricht wahrnehmen und wo Lücken in Bezug auf ihre Medienkompetenz sind. Ziel der Forschungsarbeit ist es, die Bedeutung von Medienkompetenz für die Politische Bildung in unserer Mediengesellschaft herauszuarbeiten und eventuelle Defizite in der aktuellen Medienkompetenzförderung des Berliner Politikunterrichts aufzudecken.