Einleitung: Die intrahepatische Schwangerschaftscholestase (ICP) ist die häufigste Lebererkrankung in der Schwangerschaft und manifestiert sich bei der Schwangeren typischerweise mit Pruritus. Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Höhe der maternalen Gallensäurewerte und peripartalen und -natalen Komplikationen, zu denen der intrauterine Fruchttod zählt. Zur Prävention eines intrauterinen Fruchttods wird ein aktives Geburtsmanagement im Sinne einer vorzeitigen Schwangerschaftsbeendigung mittels Einleitung bzw. Sectio diskutiert.
Patientinnen und Methodik: In die retrospektive Arbeit wurden zwischen 2014 und 2018 an den Geburtskliniken der Universitätsklinik Charité Berlin betreute ICP-Patientinnen eingeschlossen. Anhand der maximalen Gallensäurewerte wurden drei Risikogruppen definiert: < 40µmol/l (niedriges Risiko), ≥ 40-99µmol/l (mittleres Risiko), ≥ 100µmol/l (hohes Risiko). Bei Patientinnen mit mindestens zwei Gallensäurewerten wurde ein Gallensäure-Peakwert ermittelt. Diese Patientinnen wurden auf einen Wechsel der Risikogruppe im Verlauf untersucht. Der Zusammenhang zwischen der Risikogruppe bzw. der Entwicklung der Gallensäurewerte, dem Geburtsmanagement und dem peripartalen und -natalen Ergebnis sowie der Effekt der Therapie mit Ursodeoxycholsäure wurden untersucht.
Ergebnisse: Es wurden 150 Patientinnen eingeschlossen, von denen die meisten Patientinnen in der niedrigen Risikogruppe (65%) waren, gefolgt von der mittleren (27%) und hohen Risikogruppe (8%). In einem Drittel der symptomatischen Fälle lag neben der ICP eine manifeste Präeklampsie vor und in 20% der Fälle ein Gestationsdiabetes. Die Geminirate war signifikant höher als im Gesamtkollektiv der Charité. Bei 27% der Patientinnen kam es zu einem Risikogruppenwechsel: knapp zwei Drittel dieser Patientinnen wechselten in eine höhere Risikogruppe bzw. die Entwicklung der Gallensäurewerte war dynamisch. In zwei Fällen (1,4%) kam es zu einem intrauterinen Fruchttod, jeweils bei Patientinnen der mittleren Risikogruppe. Die Patientinnen in der mittleren und hohen Risikogruppe hatten signifikant häufiger eine Frühgeburt und einen erhöhten peripartalen Blutverlust als die Patientinnen in der niedrigen Risikogruppe. Zwischen dem Geburtsmanagement und dem peripartalen und -natalen Ergebnis gab es keinen klinisch signifikanten Zusammenhang. Eine Therapie mit Ursodeoxycholsäure hatte keinen Einfluss auf die Symptomentwicklung.
Schlussfolgerung: Bei ICP-Patientinnen ist das erhöhte Risiko für eine Präeklampsie, einen Gestationsdiabetes und eine Frühgeburt zu berücksichtigen. Zwillingsschwangerschaften stellen bei ICP eine relevante Risikogruppe dar. Eine Kontrolle der Gallensäurewerte ist zu empfehlen, da ein Risikogruppenwechsel im Verlauf möglich ist und sich somit das Risiko für Komplikationen erhöht. Eine kausale Therapie zur Pruritus-Linderung existiert nicht. Prospektive Multicenter-Studien zur fetalen Überwachung bei ICP, Prädiktion und möglichen Prophylaxe sind vonnöten.
Introduction: Intrahepatic cholestasis of pregnanancy (ICP) is the most common liver disease in pregancy. The typical symptom is pruritus. There is a correlation between maternal bile acid levels and adverse peripartal as well as perinatal outcome which includes intrauterine death. To prevent this an early term delivery by induction or elective caesarean section is discussed.
Patients and Methods: This is a retrospective study which included patients with ICP at the obstetric clinics of the university hospital Charité Berlin in the period from 2014 until 2018. Based on maximal maternal bile acid levels three risk groups of ICP were defined: < 40µmol/l (mild), ≥ 40-99µmol/l (moderate), ≥ 100µmol/l (high). For patients with at least two values of bile acids a peak value of bile acids was identified. Those patients were checked for a change of risk group in the course of ICP. Correlation between risk group and accordingly development of bile acids, birth management and peripartal as well as perinatal outcome was examined, as well as the effect of a therapy with ursodeoxycholic acid.
Results: Of the 150 included patients, most patients were in the mild risk group (65%), followed by patients in the moderate (27%) and high risk group (8%). In one third of symptomatic cases there was preeclampsia and 20% of patients had gestational diabetes. There were significantly more twin pregnancies compared to all women who gave birth at Charité in the study period. A change of risk group was found in 27% of patients: in nearly two thirds of these cases this change was into a higher risk group or development of bile acids was dynamic. In two cases (1,4%) there was an intrauterine death, each in the moderate risk group. In the moderate and high risk group preterm birth and increased peripartal blood loss were significantly more often than in the mild risk group. There was no clinically significant correlation between birth management and peripartal as well as perinatal outcome. Therapy with ursodeoxycholic acid did not influence development of pruritus.
Conclusion: Increased risk for preeclampsia, gestational diabetes and preterm birth in ICP should be kept in mind. Twin pregnancies are important risk groups in ICP. A checkup of bile acids is recommended as a change of risk group is possible which means a higher risk for peripartal and perinatal complications. A causal therapy to relieve from pruritus does not exist. Prospective, multi-center studies in terms of monitoring fetuses during ICP, prediction and prevention of ICP are needed.