Die Erkenntnisse zur Wirksamkeit des Zungenbandes und dessen Einfluss auf die oberen Atemwege sowie die Prävention von DDSP bei Rennpferden ist bisher sehr umstritten. In der vorliegenden Arbeit sollte untersucht werden, ob die Anwendung des Zungenbandes den Pharynxdurchmesser und die Öffnung des Kehlkopfes beeinflussen. Des Weiteren sollte mit dieser Arbeit geprüft werden, ob ein DDSP durch das Tragen eines Zungenbandes verhindert werden kann. Die Studie wurde in einem prospektiven, verblindeten Crossover-Design durchgeführt. Insgesamt wurden mittels endoskopischer Bildgebung 38 Rennpferde (30 Galopprennpferde und acht Trabrennpferde) auf pathologische Funktionsveränderungen der oberen Atemwege untersucht. Alle Studienteilnehmer befanden sich im aktiven Renntraining oder hatten bereits an regionalen Rennen teilgenommen. Alle Pferde litten laut Vorgeschichte an Leistungsinsuffizienz oder an Atemgeräuschen unter Belastung. 20 Tieren war die Anwendung des Zungenbandes bereits bekannt. Die übrigen 18 Tiere wurden im Rahmen der Studie zum ersten Mal mit dem Zungenband trainiert. Die Untersuchung der Tiere wurde stets paarweise unter den gewohnten Bedingungen im Renntrainingsstall vor Ort vorgenommen. Es erfolgten drei Untersuchungseinheiten für jedes Tier an einem Untersuchungstag. Zunächst wurde nach Anlegen des Equipments die Endoskopiephase „in Ruhe“ (Kontrolle) aufgezeichnet. Nach einer kurzen Adaptations- und Aufwärmphase folgten im Anschluss zwei Beobachtungseinheiten bei maximalem Renntempo auf der Trainingsrennstrecke: eine Phase mit Zungenband und eine Rennphase ohne Zungenband. Das Bildmaterial der drei Beobachtungseinheiten wurde miteinander verglichen. Alle pathologischen Funktionsstörungen des Pharynx und Larynx aus den Beobachtungsphasen wurden dokumentiert. Aus den drei Beobachtungsphasen „Ruhe“, „maximale Belastung mit Zungenband“ und „maximale Belastung ohne Zungenband“ wurden jeweils fünf Standbilder extrahiert. Insgesamt wurde der Einflusses des Zungenbandes auf den Pharynxdurchmesser von 30 Rennpferden ausgewertet. Die gemessene Breite der Epiglottis (a) sowie die senkrechte Länge (b) von einem dorsalen Fixpunkt im Pharynxdach auf die Breite, (a) wurden gemessen. Das Verhältnis der Strecken zueinander wurde als Maß für den Öffnungsgrad des Pharynx (Pharynx-Epiglottis-Ratio b/a) berechnet. Für die Beurteilung des Einflusses des Zungenbandes auf die Öffnungsfläche des Kehlkopfes, wurden folgende Larynxparameter gemessen: Maximale Höhe der Öffnungsfläche (a), Maximale Breite der Öffnungsfläche (b), Breite auf Mitte der Stimmfalten (c), relativer Öffnungswinkel (d) und die Öffnungsfläche (e). Die Larynx-Öffnungsflächen-Ratio wurde ermittelt, indem ebenso die Quotienten (LarynxÖffnungsflächen-Ratio = b/a, c/a, d/a, e/a) berechnet wurden. Die Dorsalverlagerung des Gaumensegels trat insgesamt viermal unter Belastung auf. Davon wurde bei drei von vier Malen das Zungenband getragen. Nur bei einem Pferd trat das DDSP ohne Anwendung des Zungenbandes unter Belastung auf. Die durchschnittliche Pharynx-Epiglottis-Ratio (b/a) der Beobachtungsphase "Belastung ohne Zungenband" war signifikant größer als "in Ruhe". Im paarweisen Vergleich der Beobachtungsgruppen "Belastung mit Zungenband" war die durchschnittliche Pharynx-Epiglottis-Ratio (b/a) niedriger, als "in Belastung ohne Zungenband". Die durchschnittliche Larynx-Öffnungsflächen-Ratio der maximalen Breite auf Höhe der Stimmtaschen (c)/maximale Höhe der Kehlkopföffnungsfläche (a) war im Vergleich "Ruhe" vs. "Belastung mit Zungenband", unter Anwendung des Zungenbandes größer als in "Ruhe". Bei der Gegenüberstellung der Beobachtungsgruppen "in Belastung" konnte für die Larynx-Öffnungsflächen-Ratio (c/a) festgestellt werden, dass sie "mit Zungenbandanwendung" größer war, als "ohne Zungenbandanwendung". Für die durchschnittliche Larynx-Öffnungsflächen-Ratio des Öffnungswinkels der Aryknorpel (d)/maximale Höhe der Kehlkopföffnungsfläche (a) konnte festgestellt werden, dass "in Belastung mit Zungenband" die Differenz größer war, als in Ruhe. Zusammenfassend wurde in dieser Studie kein positiver Effekt auf den Durchmesser des Pharynx durch das Tragen von Zungenbändern festgestellt. Lediglich die Larynxöffnungsflächen-Ratio auf Höhe der Stimmtaschen und der Winkel der Aryknorpel waren unter Belastung mit Zungenband größer als ohne dessen Anwendung. Weitere Studien sollten sich auf den Tierschutz konzentrieren, da die Ergebnisse der vorliegenden Studie einen objektiven Nachweis für zukünftige Entscheidungen von Pferdesportorganisationen bezüglich der Vorschriften für die Zungenbandanwendung liefern. Die Ergebnisse dieser Arbeit unterstützen nicht die Anwendung von Zungenbändern im Rennsport. Ein positiver Einfluss auf die Funktion der oberen Atemwege sowie als Prävention gegen das Auftreten von DDSPs konnte hier nicht nachgewiesen werden und gilt somit weiterhin als fraglich.
The effect of the tongue tie and the influence on the upper airway and the prevention of DDSP in racehorses has been controversial. The present work aimed to investigate whether the application of the tongue tie affects the pharyngeal diameter and the opening of the larynx. Furthermore, this work aimed to test whether DDSP can be prevented by wearing the tongue tie. The study was conducted in a prospective, blinded crossover design. 38 racehorses were examined for pathological functional changes in the function of the upper airway using endoscopic imaging. All study participants were in active race training or had already taken part in regional races. All horses had a history of poor performance or respiratory noise during exercise. The use of the tongue tie was already known to 20 animals. The remaining 18 animals were trained with the tongue tie for the first time as part of the study. The animals were always examined in pairs under the usual conditions in the racing training stable on site. There were three examination units for each animal on one examination day. First, the endoscopy phase was recorded "at rest" (control) after the equipment was put on. After a short adaptation and warm-up phase, two observation units followed at maximum racing speed on the training racetrack: a phase with tongue tie and a racing phase without tongue tie. The image material of the three observation units was compared with each other. All pathological dysfunctions of the pharynx and larynx from the observation phases were documented. Five freeze frames were extracted from each observation phases, „rest,“ „maximum stress with tongue tie,“ and „maximum stress without tongue tie.“ The influence of the tongue tie on the pharyngeal diameter was evaluated for 30 racehorses. The measured width of the epiglottis (a) and the perpendicular length (b) from the dorsal fixed point in the pharyngeal roof to the width (a) were measured. The ratio of the distances to each other was calculated as a measure of the degree of opening of the pharynx (pharynx-epiglottis-ratio b/a). To assess the influence of the tongue tie on the opening area of the larynx, the following laryngeal parameters were measured: Maximum height of the opening area (a), maximum width of the opening area (b), width at the centre of the vocal folds (c), relative opening angle (d), and the opening area (e). The „laryngeal opening-area-ratio“ was determined by calculating quotients (laryngeal-opening-area-ratio = b/a, c/a, d/a, e/a) in the same way. Dorsal displacement of the soft palate occurred a total of four times under race loading. Of these, the tongue tie was worn in three of four times. Only in one horse did DDSP occur without application of the tongue tie under racing load. The average pharyngeal-epiglottis-ratio (b/a) of the observation phase "race load without tongue tie" was significantly higher than "rest". In the pair wise comparison of the observation groups "race load with tongue tie" the average pharyngeal-epiglottis-ratio (b/a) was lower than "race load without tongue tie". The average laryngeal opening area ratio of the maximum width at the level of the vocal sacs (c)/maximum height of the laryngeal opening area (a) was greater in the comparison "rest" vs. "race load with tongue tie", using the tongue tie than at "rest". When comparing the observation groups "race load", it was found for the laryngeal opening area ratio (c/a) that it was larger "with tongue tie application" than "without tongue tie application". For the average laryngeal opening area ratio of the opening angle of the laryngeal cartilage (d)/maximum height of the laryngeal opening area (a), it was found that the difference was greater in "race load with tongue tie" than at "rest". In conclusion, no positive effect on the diameter of the pharynx was found by wearing tongue ties in this study. Only the laryngeal opening area ratio at the level of the voice pockets and the angle of the arycartilages were larger under "stress with tongue tie" than without its application. Further studies should focus on animal welfare, as the results of the present study provide objective evidence for future decisions by equine organizations regarding the regulations for the tongue-tie use. The results of this work do not support the use of tongue ties in racing. A positive influence of the upper respiratory tract and as a prevention against the occurrence of DDSPs could not proven here and is therefore still questionable.