Das Ziel der vorliegenden Masterarbeit ist es, anhand der Beantwortung der drei Forschungsfragen: (1) Aus welchen Hauptgründen waren die Teilnehmenden dazu motiviert an den Konversationskreisen teilzunehmen? (2) Welche hauptsächlichen Erwartungen stellen die Teilnehmenden für zukünftige Konversationskreise? (3) Welche subjektiven Wahrnehmungen hatten die Teilnehmenden in den Konversationskreisen? und unter Zunahme von Forschungsliteratur zu konversationskreisähnlichen Angeboten, Grundprinzipien für Konversationskreise am Selbstlernzentrum zu formulieren, um zukünftigen Organisator:innen eine erste Orientierung anbieten zu können. Um die Forschungsfragen zu beantworten, wird eine empirisch-qualitative Studie in den Konversationskreisen an der Freien Universität Berlin mit Fragebögen durchgeführt und die Antworten anhand der Inhaltsanalyse nach Philipp Mayring (2015) ausgewertet. Die Resultate werden anschließend mit Erkenntnissen aus vorhandener Forschungsliteratur zu konversationskreisähnlichen Angeboten verglichen. Bezüglich der ersten Forschungsfrage wird festgestellt werden, dass Hinweise dafür vorliegen, dass die psychologischen Grundbedürfnisse der Teilnehmenden nach Autonomie, Kompetenz und sozialer Eingebundenheit in den Konversationskreisen befriedigt wurde und sich dies begünstigend auf die Motivation der Teilnehmenden auswirkte, was im Einklang mit dem Plädoyer von Jo Mynard (2020) steht, soziale Sprachlernräume so zu gestalten, dass die psychologischen Grundbedürfnisse der Lernenden angesprochen werden. Die Hauptteilnahmegründe, die sich erkennen lassen, sind, dass die Teilnehmenden sich als Mitgestaltende erleben, bei den Themen mitentscheiden können, sie ihre Sprechfertigkeiten üben, ihre Sprechangst verlieren und neue Menschen kennenlernen wollen. Bezüglich der Erwartungen der Teilnehmenden an zukünftige Konversationskreise lässt sich erkennen, dass die Befragten vor allem mehr aktive Teilnehmende möchten. Ansonsten erwarten die Teilnehmenden, dass zukünftige Konversationskreise sprachniveauspezifisch sind und weniger Zeit für die Vor- und Nachbereitung der Sitzungen nötig ist. Außerdem geht aus den Daten hervor, dass die Teilnehmenden in den Konversationskreisen nicht korrigiert werden möchten. Darüber hinaus sagen 45,2% der Befragten, dass Renzo Koch Rumpf 6 sie Präsenzkonversationskreise möchten, 29% keine Präferenz haben und 12,9% weiterhin Onlinekonversationskreise bevorzugen. Es stellt sich bezüglich der subjektiven Wahrnehmungen der Teilnehmenden heraus, dass 100% der Teilnehmenden angeben sich in den Konversationskreisen wohl zu fühlen, einen positiven Eindruck von den Organisator:innen haben, Spaß bei der Interaktion mit anderen Lernenden empfinden und die Affordanzen für die Konversationskreise wahrnehmen neue Menschen kennenzulernen, die eigene Sprechangst zu reduzieren und ihre Zielsprache zu üben. Die vorliegende Masterarbeit liefert außerdem Argumente dafür, dass die genannten subjektiven Wahrnehmungen dadurch begünstigt worden sein könnten, dass die Konversationskreise peergeleitet sind und knüpft direkt an die Forschungsergebnisse von James Simmonds (2016) an. Abschließend werden die folgenden sechs Grundprinzipien für Konversationskreise formuliert: (1) Teilnehmende sind Mitgestaltende und wirken aktiv bei der Gestaltung der Konversationskreise mit, (2) Konversationskreise sind peer-geleitet und streben flache Hierarchien an, (3) In Konversationskreisen wird nur dann korrigiert, wenn dies ausdrücklich von den Teilnehmenden verlangt wird, (4) Konversationskreise sind geschützte Räume, in denen sich alle wohl genug fühlen auf der Fremdsprache zu sprechen, (5) Konversationskreise sind soziale Begegnungsräume für Fremdsprachenlernende, die sich regelmäßig auf einer Fremdsprache austauschen möchten, und (6) Konversationskreise sind sprachniveauspezifisch. Die Arbeit endet mit dem Appell an zukünftige Organisator:innen ebenfalls empirische Forschungsbeiträge zu Konversationskreisen zu leisten, um die Grundprinzipien weiterzuentwickeln und zum geringen Datenpool beizutragen.
Leitfaden im Anhang:
Vorwort von Emily Janke aus dem Leitfaden:
"Dieser Leitfaden wurde erstellt, um uns Leitenden beziehungsweise Betreuenden eines Konversationskreises eine kleine Hilfe zu sein. Der Inhalt entstand aus dem regen Austausch unter uns studentischen Mitarbeiter:innen des Selbstlernzentrums: Methoden, Themen, Vorschläge wurden gemeinsam zusammengetragen, besprochen und in unser Arbeits-Wiki hochgeladen. Darüber hinaus sind Erkenntnisse aus meiner eigenen Erfahrung sowie aus der Literatur eingeflossen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass es gelegentlich etwas mehr Anleitung bedarf, um tatsächlich produktive und kommunikative Gespräche zwischen den Teilnehmenden zu erreichen. Das Ziel soll nach wie vor bleiben, die Teilnehmenden zu selbstgesteuertem und eigenverantwortlichem Lernen anzuregen und ihnen somit die Planung weitestgehend zu überlassen. Nichtsdestotrotz können die hier vorgestellten Methoden und Themenvorschläge eine Erleichterung darstellen, falls phasenweise zu wenig Eigeninitiative seitens der Studierenden gezeigt wird oder diese aufgrund von anderen Schwierigkeiten nicht erbracht werden kann. Sie können aber auch der Anregung für Studierende und Leitende dienen. Des Weiteren habe ich in diesem Leitfaden versucht, ein paar Tipps für den Umgang mit bestimmten Situationen zu sammeln, wie beispielsweise dem Einstieg in die erste gemeinsame Sitzung, anhand der bisher von uns Leitenden gemachten Erfahrungen."