Die Ausräumung der zervikalen Lymphknoten (Neck Dissection, ND) hat sich seit der Erstbeschreibung Ende des 19. Jahrhunderts mit vielen Abwandlungen und Modifikationen heute als bewährtes Standardkonzept in der chirurgischen Therapie des Mundhöhlenkarzinoms etabliert. Leitliniengerecht erfolgt bei primär kurativ therapierbaren Tumorstadien die Empfehlung der Durchführung der ND in Abhängigkeit der Lage des Primärtumors entweder ein- oder beidseitig im Rahmen der Tumoroperation. Die Ausdehnung der ND im Hinblick auf den Umfang der zu entfernenden Lymphknotenregionen (Level) hängt zum einen von der initialen Ausbreitungsdiagnostik ab. Wird im klinischen oder radiologischen Staging der dringende Verdacht auf das Vorliegen einer zervikalen Lymphknotenmetastase gestellt, steht immer auch eine erweiterte Ausräumung der kaudaleren Level ipsilateral und die prophylaktische Adressierung der Gegenseite zur Diskussion. Hier gibt es auch in der aktuellen Version der nationalen Leitlinie keine eindeutige Handlungsempfehlung. Auch wenn das Auftreten von Lymphknotenmetastasen in den kaudalen Regionen (Level IV und V) bei einem primär auffälligem Staging etwa 10 Prozent beträgt, ist die Überlebensprognose dieser Patienten signifikant schlechter. Eine Empfehlung zur Ausräumung von Level IV und V muss bis zur eindeutig evidenzbasierten Aussage auf Grund einer randomisiert kontrollierten Studie zum Vergleich der supraomohyoidalen ND mit adjuvanter Strahlentherapie und der MRND mit adjuvanter Strahlentherapie ausbleiben. Zur fokussierteren Bestrahlung des Lymphabflusses wird eine level-by-level Ausräumung der Lymphknotenkompartimente bevorzugt. Auch die Unterteilung der Level nach chirurgisch-operativen Kriterien und nicht ausschließlich nach topographisch-anatomischen könnte dem onkologischen Chirurgen eine Hilfestellung bieten. Insbesondere Patienten mit einer stattgehabten Strahlentherapie haben sich klinisch als vulnerable Kohorte herauskristallisiert. Das Auftreten von Infektionen und Wundheilungsstörungen nach Zugang zum Hals und die aufwändige Therapie dieser postoperativen Komplikationen sollte bei der Frage nach Ausweitung der Lymphknotenextirpation berücksichtigt werden. Unterschiedlich hochregulierte zelluläre und molekulare Prozesse und Signalkaskaden wie beispielsweise die Rolle des oxidativen und nitrosativen Stresses, der Einfluss von antimikrobiellen Peptiden sowie der Grad der strahleninduzierten Fibrose konnten in Korrelation zum Auftreten von Wundheilungsstörungen und einer stattgehabten Strahlentherapie als Einflussgrößen beschrieben werden.