Klauenerkrankungen sind weltweit eine der häufigsten Gesundheitsstörungen auf Milchviehbetrieben. Um Schmerzen und Leiden der Tiere zu verringern und um ökonomische Verluste zu minimieren, sollten die Tiere prompt behandelt werden, wobei die gewählte Therapieform zu einer hohen Heilungsrate in möglichst kurzer Zeit führen sollte. Hierbei kommen auch Klauenverbände zur Anwendung, obwohl deren Einfluss auf die Wundheilung zwischen verschiedenen Forschern kontrovers diskutiert werden. Daher war die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit, die Wundheilung von ausgewählten Klauenerkrankungen des Rindes (Dermatitis digitalis (DD) und Rusterholz’sches Sohlengeschwür (RSG)) mit und ohne Verband zu vergleichen.
Hierzu wurde eine randomisierte klinische Studie auf einem Milchviehbetrieb in Brandenburg an Rindern der Rasse Holstein-Friesian im Alter von zwei bis neun Jahren durchgeführt. Dabei wurden Tiere mit einer akuten DD M2-Läsion per Zufallsgenerator der Gruppe mit bzw. ohne Verband zugeordnet und abhängig vom Behandlungsregime entweder mit einem Chlortetrazyklin-haltigen Spray (CTC, Cyclo Spray®, Albrecht, Aulendorf, Deutschland) oder mit dem nicht-antibiotischen Intra Hoof-Fit Gel (IHF, Intra Hoof-fit Gel, Intracare BV, Veghel, die Niederlande) behandelt. Bei Tieren mit einem unkomplizierten RSG wurde ein Klotz auf die gesunde Partnerklaue geklebt und eine definierte Menge (15 g) Povidon-Iod-Salbe (Vet-Sept® Salbe, Albrecht, Aulendorf, Deutschland) auf die Läsion aufgetragen. Anschließend erfolgte wiederum die Zuordnung in die Gruppe „mit“ bzw. „ohne Verband“ per Zufallsgenerator. Alle Verbände waren im Aufbau standardisiert und wurden von derselben Person angelegt. Die Wundflächen und die Bewegungsnoten wurden wöchentlich bestimmt. Nicht verheilte Wunden konnten innerhalb einer vierwöchigen Untersuchungsphase bis zu fünf Behandlungen erfahren, die in wöchentlichem Abstand durchgeführt wurden. Kühe mit einer gesunden Haut (M0 Stadium) bzw. komplett verhornten RSG-Läsionen galten als geheilt und wurden fortlaufend aus der Studie entlassen.
Zu Studienbeginn wurden 163 DD M2-Läsionen in die Studie aufgenommen. Dabei zeigte sich, dass M2-Läsionen unter Verband eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit hatten zu heilen als Läsionen ohne Verband, unabhängig vom verwendeten Medikament (HR: 4,1; p<0,001; 95% CI: 2,5 bis 6,8). Des Weiteren gingen DD-Läsionen der Verbandsgruppen (Gruppe 2 und 4) weniger häufig ins chronische M4-Stadium über als nicht verbundene DD-Läsionen in Gruppe 1 und 3 (HR: 0,10; p<0,001; 95% CI: 0,04 bis 0,22). Nach vier Wochen waren 19 der 32 RSG-Läsionen (59,4%) in der Gruppe ohne Verband abgeheilt, wohingegen es 7 der 24 Läsionen (29,2%) in der Gruppe mit Verband waren. Die Heilung war signifikant höher in der Gruppe ohne Verband als in der Gruppe mit Verband (p = 0,024). Bei beiden Erkrankungen (DD und RSG) zeigten sich folgende Gemeinsamkeiten: Der Verband hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Bewegungsnote der Tiere. Jedoch hatte die Größe der Läsionen einen Einfluss auf die Bewegung der Tiere. Kühe mit einer geringeren Bewegungsnote (Sprecher Score 1+2) hatten höchstsignifikant kleinere Läsionen als Tiere mit den Bewegungsnoten 3 bis 5 (p < 0.001). Außerdem erfolgte die meiste Heilung innerhalb der ersten drei Wochen nach Behandlung.
Die Ergebnisse zeigen, dass Verbände bei der Behandlung von unkomplizierten RSG-Läsionen (nicht-infektiös bedingte Klauenerkrankung) in der Regel kontraindiziert sind, aber bei der Behandlung von DD-Läsionen (infektiös bedingte Klauenerkrankung) und der Verhinderung chronischer Stadien von Vorteil sind. Die in der Studie verwendete Verbandstechnik war kompliziert, zeitaufwändig und materialintensiv. Zukünftige Studien sollten Alternativen untersuchen, welche die Wirkung der Verbände, wie z.B. Schutz vor Abwaschen des Medikamentes und somit eine längere Einwirkdauer auf die Läsion nachahmen, aber in Bezug auf Zeit und Arbeitsaufwand effizienter sind.
Claw diseases are one of the most common health disorders impacting dairy farms around the world. In order to reduce animal suffering and to minimize economic losses, the animals should be treated promptly. The chosen therapy should lead to a high cure rate within the shortest time. While bandaging is widely used in treating various claw diseases, the benefit for the healing process is questioned by scientists. Therefore, the aim of the present study was to explore the effect of bandaging on the healing process of claw diseases, namely digital dermatitis (DD) and uncomplicated sole ulcers (SU).
For this purpose, a randomized clinical trial was conducted on a dairy farm in Brandenburg using Holstein-Friesian cows ranging from two to nine years in age. Cows with an acute ulcerative DD lesion (stage M2) were randomly assigned into either a non-bandaged or bandaged group and were treated with either topical chlorotetracycline spray (CTC, Cyclo Spray®, Albrecht, Aulendorf, Germany) or non-antibiotic Intra Hoof-Fit Gel (IHF, Intra Hoof-fit Gel, Intracare BV, Veghel, The Netherlands). For animals with uncomplicated SU’s, a wooden block was glued to the unaffected claw and 15 g of povidone-iodine ointment (Vet-Sept® Salbe, Albrecht, Aulendorf, Germany) was applied onto the lesion. A random generator assigned cows to either a „bandaged“ or „non-bandaged“ group. The bandaging process was standardized and applied by the same person. Lesion size and locomotion were evaluated and scored weekly. Unhealed lesions could receive up to five repeated treatments, at weekly intervals, within a four-week period. Both lesion size and locomotion were also evaluated and scored weekly. Cows with healthily formed skin (stage M0) or completely keratinized lesions were deemed healed and subsequently released from the study.
In total, 163 M2 lesions were diagnosed at week 0. Bandaged M2 lesions had a significantly higher probability of cure than non-bandaged lesions regardless of treatment type (HR: 4.1; P<0.001; 95% CI: 2.5 bis 6.8). Furthermore, bandaged lesions (group 2 and group 4) were significantly less likely to progress into the chronic hyperkeratotic or proliferative stage (M4) than non-bandaged lesions in group 1 and group 3 (HR: 0.10; P<0.001; 95% CI: 0.04 bis 0.22).
Overall, 19 of 32 SU (59.4%) in the non-bandaged group were healed at week 4 compared to 7 of 24 ulcers (29.2%) in the bandaged group. Healing was significantly higher for non-bandaged than bandaged SU (P = 0.024).
Both diseases (DD and SU) showed the following similarities: Bandaging had no significant effect on locomotion. However, lesion size had an effect on animals’ locomotion. Cows with a lower locomotion (Sprecher 1 + 2) had significantly smaller lesion sizes than animals with locomotion score 3–5 (P<0.001). Furthermore, most healing occurred within the first three weeks of the study.
The results suggest that bandaging is contraindicated in the treatment of non-infectious claw diseases like uncomplicated sole ulcers but could be useful in treating and preventing the chronicity of DD lesions (infectious claw disease). However, the bandaging technique used in this study was complicated, time-intensive and expensive in materials. Future studies should explore alternatives that mimic the effect of bandaging in protecting and prolonging treatment to DD lesions, but are more practical in terms of time and application.