In den letzten zwei Dekaden haben sich im Feld der Spondyloarthritiden wichtige Neuerungen ergeben. Vordergründig sind das Konzept der axialen Spondyloarthritis als Kontinuum mit zwei Untergruppen – der radiographischen axialen Spondyloarthritis und der nicht-röntgenologischen axialen Spondyloarthritis, die Diagnostik der Erkrankung unter Einbezug der MRT zur Erkennung der Frühformen der Erkrankung sowie direkten Visualisierung entzündlicher Prozesse im Bereich der Wirbelsäule sowie der SIG, die Implementation neuer Klassifikationskriterien sowie die Zulassung diverser hocheffektiver Therapien zu nennen. Nichtsdestotrotz bleiben weitere wichtige Fragen bestehen. So ist insbesondere die Ätiologie und Pathogenese der axSpA nicht ausreichend verstanden und somit stehen lediglich effektive Behandlungsansätze, jedoch weiterhin keine Heilungsmöglichkeiten dieser chronischen immunvermittelten Erkrankung zur Verfügung stehen. Ein wichtiger Schritt zu einem besseren Verständnis der Erkrankung könnte in der Entdeckung des Zusammenspiels des gastro-intestinalen Microbioms mit den Spondyloarthritiden bestehen. [135, 136] Dessen Einfluss auf Krankheitsentstehung und Krankheitsaktivität muss jedoch noch weiter erforscht werden, um hieraus möglichen Nutzen ziehen zu können. Auch konnte die Diagnoseverzögerung deutlich verkürzt werden, jedoch ist diese weiterhin mit durchschnittlich 5,7 Jahren in Deutschland [41] inakzeptabel lange und der Fokus zur Frühdiagnose muss beibehalten und nach neuen Möglichkeiten - auch unter Einbezug digitaler Ansätze – gesucht werden. Darüber hinaus erreichen trotz der Zulassung von bDMARDs als neue Therapieoptionen im klinischen Alltag weiterhin weniger als die Hälfte der axSpA Patienten den angestrebten Zustand einer inaktiven Erkrankung. [137, 138] Dies muss als ein klares Signal verstanden werden einerseits die zur Verfügung stehenden Therapien konsequenter einzusetzen und andererseits nach weiteren Therapieoptionen sowie komplementären Maßnahmen zu forschen. Da auf Grund der zum Teil erst kürzlich erfolgten Zulassungen diverser bDMARDs für das gesamte Spektrum der axSpA Langzeiterfahrungen zum Einsatz dieser Medikamente in der Patientengruppe mit axSpA fehlen, ist es von hoher Bedeutung Erfahrungen zu Sicherheit und Wirksamkeit dieser Therapien bei Patienten 84 mit axSpA im „echten Leben“ anhand von Registerdaten und Beobachtungsstudien zu sammeln. Um einen Leitfaden für die optimale Versorgung von axSpA Patienten zu haben stellen die kürzlich veröffentlichten Qualitätsstandards der ASAS [67] einen Meilenstein dar. Jedoch müssen Wege identifiziert werden, wie die hier empfohlenen Maßnahmen auch im Rahmen der klinischen Routine unter dem wirtschaftlichen Druck sowie in Anbetracht der aktuellen Versorgungssituation erreicht werden können. Im Rahmen dieser Habilitationsschrift wurde der aktuelle Stand zu den Themen der Diagnostik, Therapie und Verlaufsbeurteilung bei der axialen Spondyloarthritis erörtert, die eigenen Arbeiten zu dem Thema vorgestellt und deren möglicher Einfluss auf die Versorgungssituation von Betroffenen diskutiert. Darüber hinaus wurden weiterhin bestehende Fragen zur axialen Spondyloarthritis definiert, welche im Rahmen wissenschaftlicher Projekte in der Zukunft bearbeitet werden sollten.