Hintergrund
Es wird geschätzt, dass 20–30 % der Studierenden die Tendenz zeigen, wichtige Aufgaben im Studium aufzuschieben. Diese Tendenz wird im Prokrastination-Gesundheitsmodell mit einer Beeinträchtigung des psychischen Befindens, erhöhtem Stresserleben sowie einem gesundheitsschädigenden Verhalten in Verbindung gebracht.
Fragestellung
Analysiert wird, ob die vorab postulierten Annahmen des Prokrastination-Gesundheitsmodells sich auch empirisch in einer Stichprobe von Studierenden bestätigen lassen.
Material und Methode
Im Januar und Februar 2019 wurden 3420 Studierende der Freien Universität Berlin in einer Onlinebefragung zu Prokrastination, Ängstlichkeit und Depressivität, ihrem Schlafverhalten sowie ihrem Stresserleben befragt. Zur Prüfung der Annahmen des Prokrastination-Gesundheitsmodells wurde ein Strukturgleichungsmodell formuliert, dessen Ergebnisse hier berichtet werden.
Ergebnisse
Die zentralen Annahmen des Prokrastination-Gesundheitsmodells konnten bestätigt werden. Ein hohes Maß an Prokrastination wirkt direkt auf die Ängstlichkeit und Depressivität und wirkt indirekt, sowohl über das Stresserleben als auch über die herabgesetzte Schlafqualität, auf das Befinden (Ängstlichkeit/Depressivität).
Schlussfolgerungen
Es erweist sich als sinnvoll, neben einer direkten gesundheitsbeeinträchtigenden Wirkung von Prokrastination auch die Auswirkungen vermittelt über das Stresserleben und das gesundheitsbezogene Verhalten in den Blick zu nehmen. Diese Ergebnisse müssen allerdings noch im Längsschnitt bestätigt werden.
Background
An estimated 20–30% of students show a tendency to delay important tasks in their studies. In the procrastination–health model, this tendency is associated with impaired psychological well-being, increased stress experience, and poorer health behaviors.
Objective
We will analyze whether the aforementioned assumptions of the procrastination–health model can be demonstrated empirically in a sample of students.
Materials and methods
In January and February 2019, 3420 students at Freie Universität Berlin were surveyed in an online survey about procrastination, anxiety/depression, their sleep behavior, and their stress experience. A structural equation model was formulated to test the assumptions of the procrastination–health model; the results of which are reported here.
Results
The central assumptions of the procrastination–health model were confirmed. Procrastination directly promotes anxiety/depression and has an indirect effect on well-being (anxiety/depression) via both stress experience and lowered sleep quality.
Conclusions
It appears useful to pay attention to procrastination’s mediated effects via stress experience and health-related behavior, in addition to its direct health-damaging effect. However, these results still have to be confirmed in a longitudinal study.