Diabetes mellitus (DM) ist eine Stoffwechselerkrankung, die durch chronische Hyperglykämie Langzeitschäden im gesamten Organismus hervorrufen kann. Parodontitis ist eine Erkrankung des Zahnhalteapparats und gehört zu den weniger bekannten medizinischen Problemen der Diabetiker. Datendazu, an welcher Stelle zur Risikominimierung des Ausbrechens einer Parodontitis eingegriffen werden kann, sind derzeit begrenzt verfügbar. Parameter wie Geschlecht, Diabetestyp, HbA1c-Wert, Alter, Diabetesdauer und Age of Onset ebenso wie die psychische Belastung durch den DM und die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität (MLQ) können Anzeichen für eine Koexistenz von Parodontitis und DM sein. Mit der PARADIES-Studie sollen die Schnittpunkte der bidirektionalen Beziehung zwischen Parodontitis und DM untersucht werden und ein aktueller Stand der Zahngesundheit von Diabetikern aufgenommen werden. 1296 Probanden (588 weiblich), darunter 191 Diabetiker Typ 1 (T1DM) und 1092 Diabetiker Typ 2 (T2DM) aus einer diabetologischen Schwerpunktpraxis wurden mithilfe vierer Fragebögen zu ihrem Umgang mit DM, zu ihrer MLQ, zu ihrem Parodontitisrisiko (PA-Risiko) und zur Mundhygiene befragt. Informationen zu diabetologischen Daten lagen vor. Informationen über die Zahnzahl, DMFT und PSI/CPI wurden zum Teil in einer eigenen Untersuchung erhoben und bei einem größeren Teil von dem Hauszahnarzt zur Verfügung gestellt. Als Kontrollgruppe für die zahnbezogenen Daten wurden die Ergebnisse der aktuellen Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) verwendet. Ein erhöhtes PA-Risiko lag bei 54 % (106/196) der T1DM vor und bei 60 % (608/1011) der T2DM. Bestätigte Parodontitis (CPI ≥3/ n=466) lag bei 60 % T1DM und T2DM vor. Die aus dem PA-Risiko berechnete angenommene Parodontitis (n=1192) lag bei 63 % der T1DM und bei 67 % der T2DM vor. Die Diabetesdauer wirkte sich weder auf das PA-Risiko noch auf das Vorhandensein von Parodontitis aus. Hingegen korrelierte die Mundhygiene als entscheidender Faktor mit dem PA-Risiko. Probanden mit guter Mundhygiene hatten ein deutlich niedrigeres PA-Risiko. Die MLQ wirkte sich negativ auf das PA-Risiko aus, die psychische Belastung durch den Diabetes jedoch nicht. Ebenso wirkten sich mikrovaskuläre Spätkomplikationen bei T2DM, besonders Neuropathie und Nephropathie, negativ auf das PA-Risiko aus. Insgesamt zeigte sich, dass Probanden, die Vorsorgetermine beim Augenarzt und Zahnarzt und die diabetologischen Kontrolluntersuchungen wahrnahmen, zu 73 % auch eine gute Mundhygiene hatten. Bei den Probanden der Studie waren die typischen Risikofaktoren wie HbA1c (T1DM) und Diabetesdauer (T1DM und T2DM) für eine Parodontitisprävalenz nicht entscheidend. Die Mundhygiene, Zahnarztbesuche und mikrovaskuläre Spätkomplikationen beeinflussten die Parodontitis vornehmlich. Weiterführende Studien mit einem ähnlichen Design und mehr klinischen Parametern und einer Kontrollgruppe aus Nicht-Diabetikern sind notwendig, um die Auswirkungen der bidirektionalen Beziehung zwischen Parodontitis und Diabetes weiter zu beleuchten.
Diabetes mellitus (DM) is a metabolic disease which can cause long term damages in the whole organism. Periodontitis belongs to one of the less known medical problems diabetic patients must deal with. Data on potential factors for risk-mitigation of periodontitis in DM are exceedingly rare. Parameters as gender, type of diabetes, HbA1c-value, age and duration of diabetes, and the age of diabetes onset as well as psychic strain through the diabetes and the general orodental-specific quality of life (MLQ) could occur as predictors of the coexistence of periodontitis and diabetes. The PARADIES-Study aimed at examining the intercepts of the bilateral relations and a current status of the oral health of type 1 DM (T1DM) and type 2 DM (T2DM). 1296 participants (588 female; 191 T1DM; 1011 T2DM) were asked in four questionnaires about their general well-being concerning DM, their MLQ, their risk of periodontitis and their oral hygiene. Information on the DM was collected from the database of the outpatient facility. The number of teeth, the DMFT and PSI/CPI were measured or provided by their personal dentist, respectively. As control group the data from the fifth German oral health study were used. A high risk of periodontitis was found in 54% (106/196) of T1DM and in 60% (608/1011) of T2DM. Confirmed periodontitis (CPI ≥ 3; n=466), based on the examination in the study or provided by the personal dentist, respectively, was detected in 60% of T1DM and T2DM. Assumed periodontitis, based on the periodontitis risk-score (n=1192) was expected in 63% of T1DM and in 67% of T2DM. The duration of diabetes did neither affect the risk score nor the prevalence of periodontitis. Participants with good oral hygiene had a significant lower risk of periodontitis. This was also true for the MLQ, contrary to the influence of psychic strain. Microvascular complications interfered with the periodontal-risk-score negatively in T2DM, especially neuropathy and nephropathy. The study overall showed that 73% subjects which kept the check-up appointments with the ophthalmologist, dentist and quarterly the diabetologist did have a good oral hygiene. Unlike in other studies the typical risk factors like HbA1c (T1DM) and diabetes duration (T1DM and T2DM) appeared not to affect the risk of periodontitis. Instead, the oral hygiene, dentist check-ups and microvascular complications correlated primarily with periodontal risk and the prevalence of periodontitis. Further studies with a control group of non-diabetics and more clinic parameters are warranted to replicate and clarify of the potential bidirectional pathomechanistic aspects.