Für vietnamesische Migrant*innen in Deutschland stellt die Erziehung ihrer Kinder eine besondere Herausforderung dar. Neben der allgemeinen Elternaufgabe, ihre Kinder nach bestem Wissen und Können großzuziehen, stehen sie in besonderem Maße vor der Herausforderung, ihre Erziehung mit den für sie neuen Bedingungen, Normen und Erwartungen im Ankunftsland abzustimmen. Eine zentrale Rolle hierbei spielen die Hilfen zur Erziehung, ein staatlich organisiertes System mit der Aufgabe, Eltern durch Erziehungsberatung, sozialpädagogische Familienhilfe und andere Hilfeformen zu unterstützen und gleichzeitig über das Kindeswohl zu wachen. In diesem Beitrag setzen wir uns mit der Frage auseinander, wie vietnamesische Eltern in Berlin die Erziehungshilfe und ihre einzelnen Angebote erleben und welche Einstellungen und Emotionen sie diesen entgegenbringen. Ausgangspunkt ist hierbei unsere Beobachtung, dass vietnamesische Eltern der Erziehungshilfe häufig misstrauisch gegenüberstehen. Dies ist insbesondere deshalb bemerkenswert, als viele Eltern mit dem primären Ziel aus Vietnam nach Deutschland gekommen sind, ihren Kindern hier eine bessere Bildung zu ermöglichen. Warum sollten Eltern also Unterstützung bei einer Aufgabe ablehnen, der sie selbst äußerste Priorität einräumen? Wie lässt sich ihre Skepsis diesem institutionellen Feld gegenüber verstehen?