Der Bevölkerungsanteil mit vietnamesischer Migrationsgeschichte in Deutschland wird häufig auf zwei Einwanderungsgruppen zurückgeführt: sogenannte Boat People, die Ende der 1970er und Anfang 1980er Jahre von der BRD als Kontingentflüchtlinge aufgenommen wurden (Su & Sanko 2017), und Vertragsarbeiter, die in den 1980er Jahren in die DDR kamen (Dennis 2005). Diese beiden Gruppen haben insbesondere aufgrund der gegensätzlichen Migrationsregime und vielschichtigen Verflechtungen mit der Geschichte von Teilung und Wiedervereinigung beider Länder einige Aufmerksamkeit in den Medien, in Kunst und Kultur sowie der Forschung erhalten. Migration aus Vietnam nach Deutschland ist allerdings kein abgeschlossener Prozess. Wie wir in diesem Beitrag zeigen, ist spätestens seit der Jahrtausendwende eine stetig anwachsende Zuwanderung zu verzeichnen. Neue vietnamesische Migrant*innen in diesem Sinne dürften mittlerweile gar die Mehrheit innerhalb der deutsch-vietnamesischen Bevölkerung ausmachen.