Einleitung: Antenatale Steroide (ANS) sind derzeit die bestmögliche Therapie zur fetalen Lungenreifeinduktion bei drohender Frühgeburt. Jedoch zeigen sowohl Tier- als auch Humanstudien bereits nach einem einmaligen Zyklus eine fetale Wachstumsreduktion. Zudem gibt es Hinweise für langfristige metabolische Veränderungen im Sinne einer perinatalen Programmierung. Essenziell für das fetale Wachstum ist eine adäquate Nährstoffversorgung. Der Fetus bezieht diese aus dem mütterlichen Kompartiment via transplazentarem Transfer, wobei die maternale Glukose die Hauptenergiequelle darstellt. Veränderungen der Glukosehomöostase und ein reduzierter transplazentarer Glukosetransfer nach ANS könnten daher ursächlich sein für die beobachtete Wachstumsreduktion. Methodik: In dieser Studie wurden 86 Schwangere nach antenatalem Betamethason (BET) (einmaliger Zyklus, 2x12 mg intramuskulär/24 h, 23+0-33+6 Schwangerschaftswochen (SSW)) mit 92 Kontrollen (CON) verglichen. Peripartal wurde maternal venöses Blut, venöses und arterielles Nabelschnurblut, sowie Plazentagewebe gewonnen. Plasmamessungen (Fotometrie, IRMA, ELISA) erfolgten für Glukose, Insulin, Leptin, insulinähnliche Wachstumsfaktoren (IGF-1, IGF-2) und deren Bindungsproteine (IGFBP-1, IGFPB-3). Der transplazentare Glukosetransfer und der Homeostasis Model Assessment (HOMA-IR) wurden berechnet. Im Western Blot wurden die Proteinlevel der plazentaren Glukosetransporter 1- und 3 (GLUT1, GLUT3) bestimmt. Die statistische Auswertung erfolgte für das Gesamtkollektiv und nach Subgruppenunterteilung (Gestationsalter, Geschlecht). Das Signifikanzniveau wurde für p<0.05 definiert. Die Ergebnisse wurden hinsichtlich definierter Confounder adjustiert. Ergebnisse: Maternal: Insgesamt waren nach BET-Behandlung im Vergleich zur CON-Gruppe der HOMA-IR signifikant (sig.) erhöht und die IGFBP-1-Spiegel sig. reduziert. Die maternale Gewichtszunahme während der Schwangerschaft war sig. niedriger. Bei Schwangeren mit Mädchen zeigte sich eine tendenzielle Erhöhung der Plasmaglukosespiegel ≥37+0 SSW und der IGF-1-Spiegel <37+0 SSW. Plazentar: Die plazentaren GLUT1- und GLUT3-Proteinlevel und die materno-fetalen Glukosedifferenzen waren unverändert. Fetal: ≥37+0 SSW zeigten sich sig. erhöhte umbilikal venöse Glukosespiegel. Bei den Mädchen war der HOMA-IR tendenziell erhöht und der Kopfumfang sig. reduziert. Bei Knaben zeigte sich eine sig. Körperlängenreduktion, ohne Veränderungen der Glukosehomöostase. Schlussfolgerung: Nach antenataler BET-Therapie zeigten sich keine Hinweise für eine Beeinträchtigung des transplazentaren Glukosetransfers, welcher flusslimitiert zu sein scheint. Veränderungen der Glukosehomöostase fanden wir vor allem bei Mädchen und deren Müttern. Trotz eines ausreichenden Glukoseangebots ergaben sich sowohl im maternalen als auch im fetalen Kompartiment keine Hinweise für eine anabole Wirkung, möglicherweise assoziiert mit der beobachteten Reduktion des Kopfumfangs bei Mädchen. Bei Knaben und deren Müttern ergaben sich hingegen keine Hinweise für einen Zusammenhang zwischen reduzierter Körperlänge und Glukosehomöostase nach BET.
Introduction: Antenatal steroids (ANS) are currently considered as the best therapy to accelerate fetal lung maturation in threatened preterm delivery. However, both animal and human studies showed a fetal growth restriction even after a single course. Furthermore there is growing evidence for longterm metabolic changes in terms of perinatal programming. Human fetal growth is necessarily dependent on an adequate nutrient supply, provided by the maternal compartment via transplacental transfer, with maternal glucose being the main source of energy. Therefore ANS-induced changes in glucose homeostasis and a reduced transplacental glucose transfer could be causative for the observed fetal growth restriction. Methods: This study compared 86 women exposed to antenatal betamethasone (BET) (single course, 2x12mg/24h intramuscular, 23+0-33+6 weeks of gestation (wks)) to 92 age-matched controls (CON). Maternal venous, umbilical cord venous and arterial blood samples and placental tissues were obtained at delivery. Plasma measurements (photometry, IRMA, ELISA) were implemented for glucose, insulin, leptin, insulin-like growth factors (IGF-1, IGF-2) and their binding proteins (IGFBP-1, IGFBP-3). Transplacental glucose transfer and Homeostasis Model Assessment (HOMA-IR) was calculated. Placental Glucose transporter 1 and 3 (GLUT1, GLUT3) protein levels were analyzed by Western Blot. Statistics were compiled for the total collective and subgroup analysis (gestational age, sex). Significance was accepted for p<0.05. Results were adjusted for possible confounder. Results: Maternal: Overall, HOMA-IR was significantly (sig.) enhanced and IGFBP-1 sig. reduced after BET compared with controls. Maternal weight gain during pregnancy was sig. lower. Pregnant women with females tended to increased glucose levels ≥37+0 wks and IGF-1 levels <37+0 wks. Placental: BET did not alter GLUT1, GLUT3 and the materno-fetal glucose differences. Fetal: Umbilical venous glucose levels ≥37+0 wks were sig. increased. HOMA-IR in females was tendentially enhanced and head circumference sig. reduced. In males a sig. reduction of body length was not accompanied by changes of glucose homeostasis. Conclusion: After BET there was no evidence of impaired transplacental glucose transfer, which appears to be flow-limited. Changes in glucose homeostasis were most evident in females and their mothers. Despite sufficient glucose supply an anabolic effect was apparently absent. This could be related to the observed reduced head circumference among females. In males and their mothers a link between reduced body length and glucose homeostasis was not obvious.