Einleitung: Die häufigsten Verletzungen die das obere Sprunggelenk betreffen sind sowohl ligamentäre Verletzungen, Achillessehnenrupturen und Frakturen, welche mit ca. 9% die häufigsten der unteren Extremität darstellen. Für die operative Versorgung ist dabei eine möglichst anatomische Reposition und Fixation anzustreben, um Komplikationen und Langzeitschäden vorzubeugen. In der vorliegenden Habilitationsschrift werden die Komplikationen, der Einfluss von verschiedenen Faktoren und die gegenwertige Literatur dargestellt.
Methodik: Anhand von retrospektiven Studien, welche am Columbia University Medical Center, New York, USA, durchgeführt wurden, wurden sowohl der Einfluss von Zeitpunkt der operativen Versorgung (innerhalb oder von mehr als 14 Tagen nach Unfall), verschiedene Frakturtypen (luxiert) und Implantate (Drittelrohrplatte bei der Fibulafraktur Versorgung, oder unikortikale Malleolus medialis Fixation) auf die Komplikationsrate untersucht. Des weiteren wurde der Einfluss von degenerativen Veränderungen der Achillessehne bei Achillessehnenrupturen analysiert, sowie anhand von Literaturrecherchen neue Implantate der Fibulafrakturversorgung (Fibulanagel) und die verschiedenen Verfahren der Kraftmessung vor allem der Wadenmuskulatur analysiert.
Resultate: Unsere Studien zeigen, dass der Zeitpunkt der operativen Versorgung innerhalb von oder nach 14 Tagen keinen signifikanten Einfluss auf die funktionellen Ergebnisse (FAOS scores), wie auch die Komplikationen hat. Bei dem Vergleich von nicht luxierten und luxierten oberen Sprunggelenksfrakturen zeigten sich keine wesentlichen Unterschiede in der Komplikationsrate, jedoch ein signifikant schlechterer FAOS-Wert in Schmerz (p=0,012). In einer weiteren Studie, wobei die unikortikale Schraubenfixation des Malleolus medialis untersucht wurde, konnten Implantatassozierte Knochenheilungsstörungen in nur 1% (Pseudarthrose) beobachtet werden. Bei der Untersuchung der allgemeinen Komplikationsrate der Fibulafrakturversogung mittels Drittelrohrplatte zeigte sich ebenfalls eine geringe Kompromittierung der Knochenheilung in nur 3,5% (n=14/404). Daher sollten neue Implantate mindestens eine vergleichbare, oder niedrigere Komplikationsrate aufweisen. Beispielsweise konnte seit der Einführung des Fibulanagels in 1972, eine regelmässige Designänderung beobachtet werden bei ebenfalls guten Heilungsraten und radiologischen Repositionsergebnissen. Jedoch stehen hier weitere groß angelegte Kohorten aus. Bei der Untersuchung der Achillessehnenruptur auf zu Grunde liegenden degenerativen Veränderungen mittels MRT, wurden diese in 98,9% beschrieben und sogar sekundäre Läsionen in 26,7% gezeigt, welches als Grund von möglichen Rerupturen angesehen werden kann. Auch konnte in unserer Literaturrecherche zur Untersuchung der Kraftmessung nach erfolgter Therapie kein einheitliches Verfahren gefunden werden. Hierbei unterschieden sich nicht nur die Verfahren an sich, sondern auch die Position der Untersuchung (stehend, sitzend) und das vorab durchgeführte Aufwärmverfahren.
Schlussfolgerung: Es zeigt sich, dass biomechanisch überlegene Implantate, wie z.B. die bikortikale Schraubenfixation, keinen wesentlichen klinischen Nutzen bei nur geringer Komplikationsrate haben. Ebenfalls konnten bei dem Standardverfahren der Fibulafixation mittels Drittelrohrplatte nur eine geringe Komplikationsrate beobachtet werden. Daher sind andere Faktoren wie der Zeitpunkt der Frakturversorgung, Ausmaß der Dislokation bei Frakturen oder degenerative Veränderungen der Achillessehne zu berücksichtig und benötigen einheitliche Verfahren um die postoperativen funktionellen Ergebnisse zu erheben.