Auch vierzig Jahre nach ihrem Tod ist Marilyn Monroe noch immer eine der bekanntesten Celebrities des letzten Jahrhunderts. Es sind vor allem ihre Fotos, die immer wieder zu verschiedensten Anlässen zitiert werden, u.a. ein Foto von Sam Shaw, das Marilyn Monroe über einem New Yorker U-Bahn-Schacht zeigt und auf dem ihr Rock bis über ihre Knie flattert. Monroe hat damit einen ikonografischen Status erreicht. Wer die vielen Fotos von Marilyn Monroe betrachtet, wird jedoch feststellen, dass es von ihrer Leiche kein bzw. kaum ein Bild gibt; der Tod bildet eine Leerstelle. Trotzdem ist es gerade Monroes Tod, diese eigentliche Leerstelle, der Biografien über die Schau¬spielerin strukturiert und anhand dessen das Monore-Porträt ent¬worfen wird. Die in der vorliegenden Arbeit analysierten Biografien rekurrieren auf die am häufigsten genannten Todesursachen (Unfall, Suizid, Mord), um auf dieser aufbauend die gesamte Person zu charakterisieren und ihr Leben zu be-/erschreiben. Ich unterscheide in meiner Analyse vier biografische Untergattungen und führe jeweils ein Beispiel aus der Vielzahl an Monroe-Biografien an (von Fred Lawrence Guiles, Norman Mailer, Gloria Steinem und Joyce Carol Oates). Denn ebenso wie ihr Leben retrospektiv von ihrem Tod aus gelesen und beschrieben wird, wirkt sich diese Sichtweise auch auf den biografischen Schreibprozess als solchen aus. Einige der ausgewählten Biografien kennzeichne ich als fiktional; das bedeutet, dass sich diese Werke eindeutig von faktischen Lebensbeschreibungen, die dem Motto „zu berichten, wie es wirklich gewesen ist“ folgen, unterscheiden. In diesem Zusammenhang soll außerdem folgender Punkt näher betrachtet werden: Die sich selbst bereits zu Lebzeiten fiktionalisierende Person (hervor¬gehoben durch den Künstler¬namen Marilyn Monroe) erfährt durch einige ihrer Biografen eine weitere Fiktionalisierung. Meine Frage, die die Analyse der Werke leitet, setzt an dieser Stelle an: Hebt diese zweite Fiktionalisierung die Künstlichkeit von Marilyn Monroe stärker hervor? Oder wird ihre Künstlichkeit dadurch dechiffriert? Die Kapitel des ersten Teils zeigen auf, wie verschiedene Biografen der allgemeinen Herausforderung begegnen, einerseits Marilyn Monroe aus ihrem ikonografischen Status zu lösen, um andererseits mittels der Biografie ihre Identität zu beschreiben. Marilyn Monroes eigene, höchst ambivalente Beziehung zu ihrem Status als Sex-Ikone und Celebrity wird dabei mit einfließen. Im zweiten Teil geht es mir v.a. um die Verbindung von Monroes Tod und Biografieschreibung, wobei ich eine kurze Abhandlung einschiebe, in der ich auf die von Monroe ausgehende Provokation eingehe. Diese ergibt sich aus dem Fakt, dass Monroe einerseits mit Natürlichkeit assoziiert wird, andererseits ihr jedoch auch immer wieder eine gewisse Künstlichkeit und Unnatürlichkeit zugeschrieben wird. Die Arbeit schließt mit einer weiteren Analyse der ausgewählten Biografien, die sich im zweiten Teil besonders auf die Darstellung der Todesursache konzentriert.
Marilyn Monroe is still one of the best-known celebrities of the last century even though she died over fourty years ago. Her photos especially will be shown at all kind of events, e.g. a photo by Sam Shaw in which Marilyn Monroe poses over the updraft of a New York subway grating and in which her skirt flutters loosely above her knees. Monroe has become an iconic Movie star. Those that brouse through her photographs will notice that there hardly exists a photo of Monroe’s corpse; her death is a blank. Even though it is her death, this blank, that structures biographies about the actress and that informs the Monroe portrait. The four biographies I analyze in my study take up those death causes that are quoted most often in connection with Marilyn Monroe (i.e. accident, suicide, murder) in order to characterize her person and write about her life. I differentiate four biographical sub-genres and choose for each of these one example out of the vast number of Monroe biographies (by Fred Lawrence Guiles, Norman Mailer, Gloria Steinem, and Joyce Carol Oates). As her life is written about from the vantage point of her death, this retrospective point of view has also an impact on the writing process as such. I classify some of the analyzed biographies as fictional; i.e. these biographies distinguish themselves from those that claim „to report as it has really happened.“ One other point shall be discussed in connection with this: Marilyn Monroe was fictionalizing herself during her lifetime (as can be seen with her stage name), some of her biographers fictionalize her once more in the biography by chosing to write a fictional version of her life. Thus my leading question is: Does this second kind of fictionalizing accentuate Monroe’s artificiality? Or does this form of biography writing even decipher her artificiality? In the chapters of the first part I analyze how the various biographers try to losen Monroe from her iconic status in order to dismantler her true identity. Monroe’s own, ambivalent relationship to her status as an icon of sex and a celebrity will be part of the analysis. I concentrate in the second part on the relationship between Monroe’s death and biography writing. I will squeeze in a short essay about Monore’s unintended provocation which is based on the fact that Monroe is very often associated with naturalness on the one hand but is likewise described with artificiality and such, on the other hand. The study concludes with a last analysis of the biographies concentrating this time on the discussions of her death cause.