dc.contributor.author
Mayer, Beate
dc.date.accessioned
2022-01-31T10:35:55Z
dc.date.available
2022-01-31T10:35:55Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/33816
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-33536
dc.description.abstract
Die medikamentös-induzierte immunhämolytische Anämie (DIIHA) ist eine seltene, aber
schwerwiegende Nebenwirkung einer Arzneimitteltherapie. Sie betrifft sowohl Erwachsene
als auch Kinder, und geht bei Letzteren mit einer Letalität von bis zu 50% einher. Rechtzeitig
erkannt, hat die DIIHA eine sehr gute Prognose, da die Hämolyse nach Weglassen des auslösenden
Agens in der Regel selbstlimitierend ist. Es gibt jedoch eine Reihe von Faktoren, die
zu Problemen in der Diagnosestellung führen. So ist das Krankheitsbild vielen Medizinern
wenig oder nicht bekannt. Ferner sind die klinischen Symptome sehr variabel und die
Diagnostik erfordert Erfahrung und wird nur in wenigen immunhämatologischen Speziallaboren
vorgehalten.
Seit der Erstbeschreibung einer DIIHA 1953 wurden bis dato mehr als 130 Substanzen als
Auslöser beschrieben, die Mehrzahl davon nur in einzelnen Fallberichten oder Fallserien. Die
vorgelegte Arbeit belegt anhand von Erstbeschreibungen die Bedeutung von Röntgenkontrastmitteln
(Iomeprol und Iohexol) als Auslöser akuter und schwerer Immunhämolysen.
Erstmals wurde ferner nachgewiesen, dass Etoricoxib, ein Cyclooxogenase-2-Hemmer, eine
akute immunhämolytische Anämie (IHA) verursachen kann.
Die Häufigkeit bestimmter Medikamente als Auslöser einer DIHA hat sich in den letzten
Jahrzehnten grundlegend geändert. Während in den USA in den 1970er Jahren fast ausschließlich
hochdosiert verabreichtes Penicillin und alpha-Methyldopa als Auslöser einer
DIIHA diagnostiziert wurden, haben in den letzten Jahrzehnten vor allem Cephalosporine der
zweiten und dritten Generation beide Substanzen vollkommen abgelöst. Entsprechende
Daten zum Spektrum der mit einer DIIHA assoziierten Medikamente für Deutschland fehlten
bislang und wurden erstmals im Rahmen der vorliegenden Arbeit dargelegt. Ferner wurde in
der Berliner Fall-Kontroll-Surveillance-Studie (FAKOS) erstmals systematisch das Risiko von
Medikamenten für die Entwicklung einer IHA untersucht. In dem untersuchten Kollektiv der
Berliner FAKOS bzw. der im Immunhämatologischen Referenzlabor des Instituts für
Transfusionsmedizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin zwischen 1996 und 2015 untersuchten
Proben von Patienten mit IHA wurden übereinstimmend Diclofenac, Piperacillin,
Ceftriaxon und Oxaliplatin als häufigste Ursache für eine DIIHA identifiziert. Die Arbeit belegt
damit die Bedeutung dieser Medikamente als potentielle Auslöser einer IHA.
Die Pathogenese der DIIHA ist komplex und bisher nicht geklärt. Ob das Risiko einzelner
Substanzen, eine DIIHA auszulösen, unterschiedlich ist, oder ob es individuelle prädisponierende
Faktoren gibt, die zur Immunisierung und nachfolgender Bildung von medikamenteninduzierten
Antikörper führen, ist unklar. In einer Fallserie von Patienten mit Piperacillininduzierter
Immunhämolyse wurde erstmals eine mögliche Assoziation zwischen dieser und
Patienten mit Mukoviszidose hergestellt. In der anschließenden ersten prospektiven
Beobachtungsstudie an einer Kohorte von Patienten mit Mukoviszidose wurde diese
Beobachtung bestätigt. Es konnte dadurch erstmals gezeigt werden, dass die Prävalenz
Piperacillin-abhängiger Antikörper bei Patienten mit Mukoviszidose um das ca. 1000-fache
gegenüber der Allgemeinbevölkerung erhöht ist. Ferner wurde bestätigt, dass neben den
akuten und schweren Verläufen einer PIIHA, auch subklinische Hämolysen auftreten, die
vermutlich in der Praxis häufig nicht erkannt werden.
Die vorliegende Arbeit lieferte wichtige Erkenntnisse für die Sicherheit von Patienten mit
wiederholter Exposition gegenüber bestimmten Medikamenten, die besonders häufig eine
DIIHA verursachen. Dies trifft in besonderem Maße auf Patienten mit Mukoviszidose und
repetitiver Piperacillingabe zu. Diese sollten auf klinische und laborchemische Zeichen einer
Hämolyse überwacht werden. Im Falle eines positiven direkten Coombstest sollten die
Patienten auf das Vorhandensein von Piperacillin-abhängigen Antikörpern untersucht
werden.
Eine wesentliche Rolle im Rahmen der weiteren Erforschung der immunologischen Pathomechanismen,
die zu einer DIIHA führen, könnten der Nachweis und die Charakterisierung
von medikamentenspezifischen Lymphozyten spielen. Ferner könnte die systematische
Untersuchung prädisponierender Faktoren zur Risikoabschätzung des Auftretens einer DIIHA
von Bedeutung sein.
de
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
drug induced hemolytic anemia
en
dc.subject
autoimmune hemolytic anemia
en
dc.subject
cystic fibrosis
en
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Neue Aspekte zur Ätiologie und Diagnostik medikamentös induzierter Immunhämolysen
dc.contributor.gender
female
dc.contributor.firstReferee
Bugert, Peter Prof. Dr.
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Gregor Bein
dc.date.accepted
2022-01-21
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-refubium-33816-9
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
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