dc.contributor.author
Sperling, Christian
dc.date.accessioned
2018-06-07T17:04:42Z
dc.date.available
2012-03-20T09:50:08.645Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/3377
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-7577
dc.description.abstract
Zur Prüfung der Hypothese, wonach die diagnostische Biopsieentnahme in der
Tiermedizin das Metastasierungsverhalten von Tumoren beeinflussen kann, wurde
eine systematische Literaturrecherche durchgeführt, da experimentelle Daten
kaum vorliegen. Dazu wurde die gesamte zugängliche tiermedizinische,
tierexperimentelle und humanmedizinische Literatur ab 1966 ausgewertet. Die
identifizierten Arbeiten wurden dabei nach den selbstdefinierten Kriterien
Tumorart, Biopsieentnahmeart und Art der Beeinflussung der Metastasierung nach
Biopsieentnahme ausgewertet und übersichtlich zusammengefasst. In der
tiermedizinischen Literatur konnten nur zwei Publikationen zum Thema einer
Biopsieentnahme- induzierten Beeinflussung des Metastasierungsverhaltens von
Tumoren identifiziert werden. Diese beschreiben den Nachweis von Stichkanal-
Metastasen nach Feinnadelaspirations- Biopsieentnahme (FNA) von Tumoren des
Urogenitaltraktes von fünf Hunden und einem Lungenkarzinom einer Katze.
Weitere Hinweise auf eine gesteigerte Lymphknoten- oder Fernmetastasierung
konnten nicht gefunden werden. Somit scheinen insbesondere
Übergangsepithelkarzinome des Urogenitaltraktes mit einem sehr geringen Risiko
einer lokalen Metastasierung nach FNA verbunden zu sein. Der im Vergleich zur
Humanmedizin deutlich geringere Umfang an Publikationen könnte zum einen ein
Hinweis auf das allgemein sehr geringe Risiko von Biopsieentnahme-induzierter
Beeinflussung der Metastasierung bei Tieren sein. Zum anderen sind jedoch
aufgrund der Informationen aus tierexperimentellen Studien und aus der
Humanmedizin Einflüsse der Biopsieentnahme auf nicht untersuchte Tumor- oder
Tierarten sowie auf die Lymphknoten- und Fernmetastasierung denkbar. In 18
tierexperimentellen Studien in Mäuse-, Ratten-, Kaninchen- und Hamstermodellen
wurde an verschiedenen Tumorarten die Auswirkung unterschiedlicher
Biopsieentnahmearten auf die Tumorzellverbreitung und Metastasierung
untersucht. Studien zum Tumorzellnachweis im Blut oder den Lymphgefäßen nach
Biopsieentnahme zeigten unklare Befunde mit zum Teil leicht erhöhten, zum Teil
verminderten Nachweis von Tumorzellen. In der lokalen Umgebung der
Biopsieentnahmestelle konnten jedoch in den meisten Fällen verschleppte
Tumorzellen bzw. Stichkanalmetastasen nachgewiesen werden. Tumore des
Urogenitaltraktes wurden nicht untersucht. Eine abschließende Aussage über
eine Biopsieentnahmeinduzierte Erhöhung der Wahrscheinlichkeit einer
Metastasierung in entfernte Körperregionen ist aufgrund der relativ geringen
Anzahl von vergleichbaren Publikationen nicht möglich. Die Ergebnisse
unterschieden sich teilweise stark in Abhängigkeit von der Tumor- und
Biopsieentnahmeart sowie dem Beobachtungszeitraum. Dennoch weisen die
Ergebnisse stark darauf hin, dass durch die Biopsieentnahme eine lokale sowie,
zumindest geringgradig, eine systemische Tumorausbreitung gefördert wird. Der
Großteil (n=288) der identifizierten Publikationen stammte aus der
Humanmedizin. In 11 Publikationen konnte für verschiedene Tumorarten
größtenteils eine Biopsieentnahme-bedingte Tumorzellfreisetzung in die
Blutgefäße beobachtet werden. Eine dadurch erhöhte Fernmetastasierung war
jedoch nicht nachweisbar. Umfangreiche Studien (n=52) mit mehr als 390.000
bioptierten Tumoren wurden zur Beeinflussung der lokalen Metastasierung im
Stichkanal nach Nadelbiopsieentnahme durchgeführt. Die Inzidenz lag bei den
mehr als 25 untersuchten Tumorarten zumeist bei deutlich unter einem Prozent,
wobei die Biopsieentnahme von Lebermetastasen von Kolonkarzinomen,
Pleuramesotheliomen und Mammakarzinomen ein besonders erhöhtes Risiko aufwies,
Ovarialkarzinome zeigten hingegen keine Beeinflussung. Deutlich weniger
Veröffentlichungen (n=11) beschäftigten sich mit dem Einfluss verschiedener
Biopsieentnahmearten auf die Lymphknoten- und Fernmetastasierung. Ähnlich wie
für die tierexperimentellen Studien lagen für einzelne Tumorarten jedoch kaum
miteinander vergleichbare Studien vor. Weiterhin wurden keine Kontrollgruppen
ohne Biopsieentnahme untersucht, sodass das natürliche
Metastasierungspotenzial der untersuchten Tumore nicht bestimmt werden konnte.
Lymphknoten-Metastasen konnten bei insgesamt nur zwei untersuchten Tumorarten
(Mammakarzinome, maligne kutane Melanome) mit einer allgemein etwas geringeren
Wahrscheinlichkeit als in entsprechenden tierexperimentellen Studien
nachgewiesen werden. Auch hier ist eine abschließende Beurteilung des Risikos
aufgrund teilweise entgegengesetzter Beobachtungen der geringen Anzahl von
Studien schwer möglich. Keine der angewendeten Biopsieentnahmearten war
unabhängig von der Tumorart mit einem deutlich erhöhten Risiko der
Beeinflussung der Lymphknoten-Metastasierung verbunden. Hinweise auf eine
unterschiedliche Beeinflussung der Fernmetastasierung durch die verschiedenen
Biopsieentnahmearten konnten ebenfalls nicht beobachtet werden. Unter
Berücksichtigung der Erkenntnisse aus den tierexperimentellen Studien ist eine
geringe Beeinflussung der Fernmetastasierung denkbar, jedoch lassen sich
letztlich auch aufgrund der humanmedizinischen Studien keine abschließenden
Aussagen über ein besonderes Risiko durch eine bestimmte Biopsieentnahmeart
treffen. Inwieweit die Erkenntnisse der tierexperimentellen und
humanmedizinischen Studien auf die tiermedizinische Praxis übertragbar sind,
konnte aufgrund der möglichen speziesspezifischen Unterschiede nicht
abschließend beurteilt werden. Die Beobachtungen deuten jedoch darauf hin,
dass zumindest das lokale Ausbreitungsrisiko von Tumoren im Stichkanal durch
eine diagnostische Biopsieentnahme sowohl bei Tier als auch Mensch erhöht
werden kann und daher beim klinischen Vorgehen berücksichtigt werden sollte.
Der Nutzen der Biopsieentnahme übersteigt jedoch in den meisten Situationen
das insgesamt als sehr gering einzuschätzende Risiko einer Biopsieentnahme-
induzierten Tumormetastasierung. Das Risiko einer dadurch induzierten
systemischen Fernmetastasierung ist als praktisch nicht existent anzusehen.
Eine quantitativ-statistische Angabe der Wahrscheinlichkeiten des Auftretens
beider Metastasierungsarten erscheint anhand aller verfügbaren Daten nicht
seriös möglich.
de
dc.description.abstract
In order to test the hypothesis according to which the taking of diagnostic
biopsies may influence the metastatic potential of tumors in veterinary
medicine, a systematic research of the literature was conducted as specific
experimental data are virtually unavailable. For this purpose the complete
literature available for veterinary and human medicine and of animal
experiments since 1966 was evaluated. The publications identified were
analyzed following the defined criteria 1) kind of tumor, 2) kind of biopsy
taking procedure and 3) kind of influence on the metastatic potential. Only
two publications on needle tract metastases following taking of fine needle
aspiration biopsies (FNA) were identified in the veterinary literature. The
metastases were found in the abdominal respectively thoracic wall of five dogs
with transitional cell carcinomas of the urinary tract or prostate carcinoma
and in one cat with lung carcinoma. No studies on the increased incidence of
metastases to the regional lymph nodes or distant organs were detected. These
findings therefore indicate a low risk of developing biopsy related metastases
following FNA of particularly transitional cell carcinomas of the urinary
tract. Whether this increase could be representative for other tumors in
animals or for the metastatic spread to lymph nodes or distant organs is
questionable since publications in this regard are missing. However, results
for a wider variety of tumor types in animal experiments or clinical studies
in humans suggest a possible influence of biopsy taking on tumor metastasis.
Eighteen experimental studies in mice, rats, rabbits or hamsters were
identified which were focused on the local tumor cell dissemination and
metastatic spread of different tumor types after biopsy taking. Tumor cells in
the peripheral blood or lymphatics following biopsy taking were only rarely
detectable whereas evidence of tumor cells and metastases in the vicinity of
the biopsy taking was mostly positive. Tumors of the urinary tract were not
examined. A final statement on the influence of biopsy taking on distant
metastases is not possible due to the relatively small number of publications
and heterogeneous experimental settings. However, the results differ greatly
depending on the kind of tumor and biopsy taking method as well as the time
points examined. Nevertheless, the results strongly suggest that the taking of
tumor biopsies may increase the risk of local metastases. However, the risk of
the induction of distant systemic metastases is obviously minimal and if
present at all, can be neglected. The majority (n = 288) of the publications
identified originated from human medicine. In 11 publications a biopsy taking
induced tumor cell dissemination into the peripheral blood was observed for
different tumor types but without evidence of an increased incidence of
distant metastases. Extensive studies (n = 52) with more than 390,000 biopted
tumors were focused on the development of local metastases along the needle
tract after taking of needle biopsies. The incidence among the more than 25
tumor types studied was found mostly to be less than one percent, except for
biopsies taken from liver metastases of colorectal carcinomas, mammary
carcinomas and pleural mesotheliomas. These tumors showed a particularly
higher risk, whereas ovarian carcinomas were never affected by needle tract
metastases. Notably, few publications (n = 11) analyzed the incidence of
biopsy taking-related metastases to the regional lymph nodes and distant
organs. Similar to the findings in the animal experiments, no comparable
studies were available for specific tumor types. In addition control groups
without biopsy taking for the assessment of the natural metastatic potential
were missing. Metastases to the lymph nodes were examined in only two tumor
types (mammary carcinomas, cutaneous malignant melanomas) with a generally
lower incidence than in the respective animal models. Again, a final risk
assessment is difficult due to the inconsistent observations and the small
number of studies. None of the biopsy taking methods was associated with a
significantly increased influence on metastases to the lymph nodes and distant
organs independent from the tumor type. Nonetheless, a very low risk of
biopsy-induced distant metastases is conceivable when the findings from animal
studies are taken into account. However, it can not ultimately be concluded
from studies in humans that any biopsy taking method is associated with an
increased risk of distant metastases. To what extent the findings from studies
in experimental animals and humans are transferable to the veterinary practice
could not be unequivocally assessed because of the potential species-specific
differences. The observations strongly suggest that at least the risk of local
metastatic spread into the vicinity of the biopsy taking area, both in animals
and humans, can be increased by fine needle aspiration and therefore should be
taken into account in clinical practice. The benefits of a biopsy, however, by
far exceeds the generally very low risk of the induction of tumor metastases
by the taking of a biopsy in most clinical situations. A precise quantitative-
statistical prediction of the risk of biopsy-induced metastases, both local or
distant, cannot be made based on the few, heterogeneous and inconsistent
reports published to date.
en
dc.format.extent
VIII, 151 S.
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
carcinogenesis
dc.subject
diagnostic techniques
dc.subject
fine needle aspiration
dc.subject
adverse effects
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::630 Landwirtschaft::630 Landwirtschaft und verwandte Bereiche
dc.title
Einfluss von diagnostischen Biopsieentnahmen auf das Metastasierungsverhalten
von Tumoren bei Tieren
dc.contributor.firstReferee
Univ.-Prof. Dr. Achim D. Gruber, Ph.D. (Cornell Univ.)
dc.contributor.furtherReferee
Univ.-Prof. Dr. Barbara Kohn
dc.contributor.furtherReferee
Univ.-Prof. Dr. Johanna Plendl
dc.date.accepted
2012-02-10
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000036491-0
dc.title.translated
Influence of diagnostic biopsy taking on the metastatic potential of tumors in
animals
en
refubium.affiliation
Veterinärmedizin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000036491
refubium.note.author
Mensch und Buch Verlag
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000010820
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free
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open access