Demographische Entwicklungen, technischer Fortschritt und neue wissenschaftliche Erkenntnisse führten in den letzten beiden Dekaden zu deutlichen Änderungen in der Diagnostik und Therapie von Patienten mit LE. In der vorliegenden Arbeit konnte anhand der Daten eines Registers konsekutiver Patienten mit akuter LE, die an einem großen deutschen Universitätsklinikum behandelt wurden, gezeigt werden, dass der Anteil von LE mit niedrigerem Komplikationsrisiko über einen Zeitraum von 8 Jahren zunahm. Über den gleichen Zeitraum verminderte sich die mediane Verweildauer im Krankenhaus und mehr Patienten konnten früh in eine ambulante Behandlung entlassen werden. Ein Grund hierfür ist wahrscheinlich eine parallel hierzu beobachtete Entwicklung in der therapeutischen Antikoagulation. Hier kam es zu einem vermehrten Einsatz der einfach anzuwendenden NOAC, die Vitamin-K Antagonisten als am häufigsten verwendete Substanzgruppe zur oralen Antikoagulation ablösten. Trotz dieser positiven Entwicklungen ist die akute LE weiterhin mit einer hohen Mortalität und Morbidität vergesellschaftet. Aufgrund der hohen prognostischen Heterogenität ist die Anwendung von effektiven Algorithmen zur Risikostratifizierung von großer Relevanz. Die vorliegende Arbeit liefert hier wertvolle Beiträge. Ein wesentlicher prognostischer Marker ist das Vorliegen einer myokardialen Ischämie im Rahmen der durch die LE ausgelösten RV- Belastung. Wir konnten einen krankheitsspezifischen Grenzwert für Assays zur hochsensitiven Messung von Troponin I definieren und liefern Hinweise dafür, dass sich hsTnI und hsTnT nicht in ihrem prognostischen Wert unterscheiden. In einer anderen Studie untersuchten wir die Bedeutung des Laktatspiegels im venösen Blut für die Risikostratifizierung bei akuter LE. Bei Vorliegen einer LE mit Intermediär-Risiko Konstellation erlaubt dieser klinisch einfach erfassbare Parameter sowohl die Identifikation von Patienten mit besonders niedrigem als auch von Patienten mit besonders hohem Komplikationsrisiko. Zudem untersuchten wir die Bedeutung von VHF als prognostischer Faktor für frühe LE-bedingte Komplikationen. Die Ergebnisse unserer Analysen legen nahe, dass das Vorliegen von VHF keinen Einfluss auf die Prognose bei normotensiven Patienten mit LE hat und die Anwendbarkeit von gängigen Algorithmen zur Risikostratifizierung davon nicht eingeschränkt wird. Eine weitere Studie beschäftigte sich mit der prognostischen Bedeutung verschiedener klinischer Subtypen von Hochrisiko-LE. Durch die Berechnung eines optimierten Laktatgrenzwertes zur Diagnose eines 83 obstruktiven Schocks konnte hier eine verbesserte prognostische Unterscheidung zwischen Patienten im Schock und Patienten mit „isolierter“ persistierender Hypotonie getroffen werden. Den dargestellten Entwicklungen in der klinischen Charakteristik von Patienten mit LE und den verbesserten Methoden zur Risikostratifizierung stehen neue Möglichkeiten zur Therapie gegenüber. So ermöglichen einfacher handhabbare Substanzen zur therapeutischen Antikoagulation eine frühere ambulante Therapie von ausgewählten Patienten mit niedrigem Komplikationsrisiko. Andererseits erfüllen möglicherweise nicht alle Patienten, die bisher als Hochrisiko-LE klassifiziert wurden, ein ausreichend hohes Nutzen-Risiko-Verhältnis, das die Anwendung der komplikationsbehafteten systemischen Thrombolyse rechtfertigt. Für diese und möglicherweise auch ausgewählte Patienten mit einem besonders hohen (noch) intermediärem Komplikationsrisiko bieten neuen Methoden zu Reperfusionstherapie wie katheterbasierte Thrombolyse eine potenziell sicherere Therapieoption.