Einleitung: Die Leberzirrhose gewinnt in Deutschland als Volkskrankheit eine größer werdende Relevanz, nicht zuletzt aufgrund der steigenden Prävalenz langzeitinfizierter Hepatitis-Patienten. Ihr Stellenwert hinsichtlich des medizinischen Versorgungsaufwandes betroffener Patienten und die damit einhergehende ökonomische Belastung für das Gesundheitssystem ist trotz jährlich steigender Gesundheitsausgaben und allgemeiner Ressourcenknappheit bislang nicht hinlänglich erforscht. Ziel dieser Arbeit war es, den klinischen Versorgungsaufwand für Patienten mit Leberzirrhose zu ermitteln, besonders betreuungsintensive Patientengruppen zu identifizieren und mit Hilfe einer partiellen Krankheitskostenanalyse die Grundlage für zukünftige Vergleichsanalysen zu schaffen. Methoden: 137 ambulante und stationäre Patienten der Charité-Universitätsmedizin Berlin mit nachgewiesener Leberzirrhose wurden gebeten, ihre in Anspruch genommenen Versorgungsleistungen aus dem stationären und ambulanten Sektor mit Hilfe eines Patiententagebuches rückwirkend auf die letzten 2 Monate zu beziffern. Mittels Chi²- und Mann-Whitney-U-Tests wurde untersucht, ob Patientengruppen mit einer bestimmten Zirrhose-assoziierten Komplikation einen signifikant höheren Versorgungsaufwand benötigten als Patientengruppen ohne diese Komplikation. Abschließend sollte eine partielle Krankheitskostenanalyse klären, inwieweit ein zunehmender Schweregrad der Erkrankung oder das Vorliegen einer Komplikation mit höheren Gesundheitskosten einhergehen. Ergebnisse: Insgesamt waren alle Patienten im Beobachtungszeitraum durchschnittlich 7,05 ± 11,45 Tage hospitalisiert. Ein Viertel aller Patienten und fast jeder zweite Patient mit Aszites wurde dabei mindestens einmal notfallmäßig hospitalisiert. Es zeigt sich, dass mit dem Schweregrad der Erkrankung oder dem Vorhandensein von Komplikationen die Hospitalisierungsdauer zunahm. Die Präsenz von Aszites, Ösophagusvarizen oder hepatischer Enzephalopathie ging generell mit höheren Hospitalisierungsraten einher als deren Abwesenheit. Dabei fiel dem Faktor Aszites der größte Einfluss auf den Versorgungsaufwand der Patienten und die damit verbundene Kostenentstehung zu. Im Durchschnitt fielen für jeden Patienten im Beobachtungszeitraum mittlere Kosten in Höhe von 2645,29 € ± 4154,40 € an. Mit zunehmender Schwere der Erkrankung - eingeteilt nach Child-Pugh- (5674,77 € je Child-C-Patient), als auch nach dem MELD-Score (8612,60 € je Patient mit MELD >25) - zeigte die Analyse außerdem eine deutliche Steigerung der mittleren Versorgungskosten für Diagnostik und Hospitalisation. Diskussion: Die vorgelegten Daten legen nahe, dass die Leberzirrhose verglichen mit anderen gesellschaftlich relevanten Erkrankungen wie dem Diabetes mellitus oder der Herzinsuffizienz einen höheren medizinischen Versorgungsaufwand pro Patient benötigt. Um langfristig die Lebensqualität der Patienten mit Leberzirrhose zu verbessern, Morbidität und Mortalität zu senken und gleichzeitig Kosten für das Gesundheitssystem reduzieren zu können, müssen Dekompensationstendenzen vorgebeugt oder frühzeitig erkannt und therapiert werden, beispielsweise mit dem Einsatz neuartiger telemedizinischer Lösungen wie einem „Home Monitoring System“.
Introduction: In Germany, liver cirrhosis is gaining increasing relevance as a widespread disease, due to an increasing prevalence of long-term infected hepatitis patients and other reasons. There is few data about medical care expenditure for affected patients and the associated economic burden on the health system despite annually increasing health care expenditure and general shortage of resources. The aim was to determine the clinical care expenditure for patients with liver cirrhosis, to identify patient groups that require even more care and to form the basis for future comparative analyzes by creating a partial analysis of the costs of illness. Methods: We asked 137 inpatients and outpatients with liver cirrhosis to quantify the diagnostics and treatment they had received retrospectively for the last 2 months using a patient diary. Chi²- and Mann-Whitney-U-Tests were performed to analyze whether groups of patients with a complication associated with liver cirrhosis required more medical care than groups without that complication. Finally, a partial analysis of the costs of disease was performed to clarify if the severity of the disease or the presence of a complication are associated with higher health care expenditure. Results: Overall, patients were hospitalized for an average of 7.05 ± 11.45 days during the observation period. Every fourth patient and almost every second patient with ascites was admitted at least once to hospital as an emergency. The duration of hospitalization increased with the presence of a certain complication or the severity of the disease. The presence of ascites, esophageal varices or hepatic encephalopathy was accompanied with higher rates of hospitalization than their absence. The single factor “ascites” proved to have the greatest influence on the clinical care expenditure and the costs. On average every patient caused expenses of 2645 € ± 4154.40 €. With an increasing severity of the disease, analysis showed a clear increase of costs for diagnostics and hospitalization both according to MELD- as to Child-Pugh-Score (5674.77 € per Child-C-Patient and 8612.60 € per patient with MELD >25). Discussion: Presented data suggest that liver cirrhosis is associated with a higher medical care expenditure per patient than other socially relevant diseases like diabetes mellitus. To improve quality of life in patients with liver cirrhosis, to reduce morbidity, mortality and costs for the health system, it is necessary to prevent signs of decompensation and to identify and treat them early, for example by using telemedical solutions such as home monitoring systems.