Es ist bekannt, dass die Qualität medizinischer Maßnahmen abhängig von der Tageszeit sein kann. Dies trifft möglicherweise auch auf Maßnahmen in der rettungsmedizinischen Versorgung zu. Im Rettungsdienst kommen verschiedene Berufsgruppen zum Einsatz, so gibt es beispielsweise in Deutschland ein flächendeckendes Notarztsystem, während in Finnland in weiten Teilen Sanitäter primär eigenverantwortlich tätig sind. Sowohl in notärztlichen als auch paramedizinischen Systemen besteht bei den ausführenden Berufsgruppen Unsicherheit bezüglich der pädiatrischen Versorgung.
Diese Arbeit untersucht deshalb am Beispiel der Reanimation, ob es einen tagezeitlichen Unterschied im Outcome nach präklinisch rettungsdienstlich versorgten Reanimationen gibt und welche pädiatrischen Notfälle in der rettungsdienstlichen Versorgung angetroffen werden. Anschließend werden Untersuchungsergebnisse aus zwei Rettungsdienstsystemen dargestellt und ein Ländervergleich zwischen einem notärztlich orientiertem Versorgungssystem und einem paramedizinisch orientiertem Versorgungssystem mit dem Schwerpunkt auf Reanimationen und die pädiatrische Versorgung vorgenommen.
Es wurden 469 Reanimationseinsätze und 215 pädiatrische Notfälle eines Berliner Notarztfahrzeuges retrospektiv analysiert. Insgesamt konnten 90 Fragebogen-Antworten von deutschen Notärzten und 81 von finnischen Sanitätern zur Selbsteinschätzung der rettungsmedizinischen Erfahrung und Fähigkeiten ausgewertet werden.
Wesentliche Ergebnisse sind, dass es keinen tageszeitlichen Unterschied im primären ROSC (return of spontaneous circulation) gibt, jedoch zu Off-Hour-Zeiten (16-8 Uhr) im Vergleich zu On-Hour-Zeiten (8-16 Uhr) deutlich häufiger Patienten mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand an nicht öffentlichen Orten angetroffen werden (44 % gegenüber 21 %). Präklinisch ist das häufigste pädiatrische Krankheitsbild der Krampfanfall (28,37 %), davon 52,5 % als Fieberkrampf eingeordnet. In 3,26 % der pädiatrischen Einsätze lag ein Herz-Kreislauf-Stillstand als Krankheitsbild vor. Im Vergleich zwischen Notärzten und Sanitätern geben die Notärzte in der Befragung an, über mehr Erfahrung u.a. in der Versorgung von pädiatrischen Reanimationen zu verfügen und schätzen ihre Fähigkeiten als besser ein als die paramedizinische Gruppe. 83,9 % der Notärzte und 98,7 % der Sanitäter wünschen sich eine Fortbildung in der pädiatrischen Notfallversorgung.
Auf den Ergebnissen basierend wird ein Vorteil für die notärztliche Gruppe gesehen. Die pädiatrische Notfallversorgung sollte bessere Berücksichtigung in der Fortbildungsplanung finden. In beiden Gruppen wurde im Vergleich zu Erwartungen auf Basis der Literaturrecherche und der von den Teilnehmern angegebenen Unsicherheit von wenigen Behandlungsproblemen berichtet, was auf das Fehlen der Implementierung einer Fehlerkultur hinweisen kann.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass es bezüglich des Outcomes nach OHCA (out-of-hospital cardiac arrest) keinen tageszeitlichen Unterschied gibt, das notärztliche Rettungsdienstsystem Vorteile bietet, die pädiatrische Notfallversorgung die Ausführenden vor Herausforderungen stellt und die Implementierung einer Fehlerkultur im Rettungsdienst Verbesserungspotenzial bietet.
It is well known that the quality of medical interventions can depend on the time of day, and this might apply equally to emergency medical services. There are several occupational groups working in rescue services: for example, Germany has a nationwide emergency physician system, while in Finland large numbers of rescue assignments are covered by paramedics. Emergency physicians and paramedics likewise experience generally uncertainty in paediatric emergency care. This study investigates, in the context of OHCA (out-of-hospital cardiac arrest), whether there is a difference in the outcome of medical interventions by rescue services based on the time of day and which paediatric emergencies are encountered by rescue services. The results of two different rescue service systems are presented, along with a country comparison between an emergency physician-oriented and a paramedic-oriented system with a focus on OHCA and paediatric care. Two-hundred-and-fifteen paediatric emergency missions and four-hundred-and-sixty-nine resuscitation missions of ambulance-based emergency physicians in Berlin have been analysed. Ninety responses to a questionnaire by German emergency physicians and eighty-one by Finnish paramedics have also been evaluated. There is no difference in primary ROSC (return of spontaneous circulation) based on the time of day, but during out-of-hours times (16:00-08:00) distinctly more OHCA patients are encountered in non-public places (44% vs. 21%). The most frequent paediatric emergency is a seizure (28.37%), of which 52.5% are classified preclinically as a febrile seizure. In 3.26% of the calls a resuscitation was the cause of the intervention. The Finnish paramedical group was less experienced in most categories and rated their own emergency care skills lower than the German emergency physician group. 83.9% of the German emergency doctors and 98.7% of the Finnish paramedics have sought further training in the care of paediatric emergencies. Based on the results, there is a marked difference in favour of the emergency physician group. Paediatric emergency care should be considered better in training planning. In both study groups, fewer treatment problems and errors were reported than expected based on literature research, which may point to the failure to implement a culture of continuous improvement. In summary, there is no difference in primary ROSC in OHCA based on time of day. The emergency physician system appears to have advantages compared to a paramedic-oriented emergency medical system. Paediatric emergency care is a challenge to many rescue service professionals and the implementation of a learning culture in rescue services offers potential for improvement.