Einleitung: Die Hälfte der Patienten mit Verdacht auf eine koronare Herzerkrankung weisen in einer durchgeführten Herzkatheter-Untersuchung keine signifikanten Stenosen der epikardialen Koronargefäße auf. Nicht selten werden diese Patienten aufgrund der weiter bestehenden Beschwerden wieder in Arztpraxen oder Notaufnahmen der Kliniken vorstellig. Insgesamt werden diese Erkrankungen in Deutschland aktuell noch zu wenig beachtet. Somit wird den Patienten die Möglichkeit einer korrekten Diagnosestellung und adäquaten Therapie verwehrt, obwohl diese Erkrankungen mit einer erhöhten Morbidität und einer beeinträchtigten Lebensqualität assoziiert sind.
Ziel: Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde bei Patienten mit Angina und nicht-obstruktiver koronarer Herzkrankheit (ANOCA) eine differenzierte Charakterisierung durchgeführt. Es wurden geschlechtsspezifische Unterschiede, potenzielle Risikofaktoren sowie Daten zur Lebensqualität, zur körperlichen Beeinträchtigung und zur Behandlungszufriedenheit mittels Seattle Angina Questionnaire (SAQ) analysiert. Des Weiteren wurden die Herzkranzgefäße mittels Quantitativer Flussreserve (QFR) evaluiert.
Methodik: Patienten ohne signifikante Stenosen der epikardialen Herzkranzgefäße wurden konsekutiv nach erfolgter Acetylcholin-Testung in das NoCAD-Register (NoCAD = non-obstructive coronary artery disease) aufgenommen. Je nach Testergebnis wurden 41 Patienten in die Gruppe „mikrovaskulärer Vasospasmus“ (MV), 36 Patienten in die Gruppe „epikardialer Vasospasmus“ (EVS) und 21 Patienten in die Gruppe „negativer Test“ eingeteilt. Es wurden anamnestisch Daten unter anderem zu Symptomen, Risikofaktoren, Lebensqualität (durch den SAQ) erhoben und eine computergesteuerte Messung des Blutflusses (QFR) innerhalb der Koronararterien durchgeführt.
Ergebnisse: Im Vergleich zeigen sich zwischen den beiden Gruppen des EVS und des MV keine signifikanten Unterschiede. Im Gegensatz zu Patienten mit obstruktiver koronarer Herzerkrankung stellen sich Patienten mit MV oder EVS oft mit atypischen Beschwerden, insbesondere Ruheangina oder nächtlichen Angina pectoris Anfällen vor. Nach erfolgter Diagnostik und leitliniengerechter Therapie zeigen jedoch beide Gruppen in der Nachverfolgung nach sechs Monaten eine signifikante Steigerung der Angina Stability, Angina Frequency und der Lebensqualität. In der MV- und in der Negativ-Gruppe konnte zudem eine Steigerung der Physical Limitation gezeigt werden. Auch die Messung des Blutflusses durch die QFR ergab signifikante Unterschiede vor und nach Gabe von Acetylcholin (ACH).
Schlussfolgerungen: Diese Studie bestätigt die heterogene Charakteristik von ANOCA-Patienten. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass auch im klinischen Setting eine koronare funktionelle Diagnostik zu einer Verbesserung der Angina Stability, Angina Frequency und der Lebensqualität führen. Dies bestätigt die Daten des CorMicA-Trials. Die QFR könnte eine neue nichtinvasive Diagnostik für ANOCA-Patienten bieten.
Introduction: Patients with angina and non-obstructive coronary arteries (ANOCA) are increasingly recognized and may exhibit epicardial or microvascular vasospasm. Diagnosis of coronary vasomotor dysfunction remains challenging. Additionally, patients have a high morbidity and symptomatic burden. These patients have a reduced quality of life and an increased risk for cardiovascular events. Despite their large symptomatic burden, these patients are often misdiagnosed and discharged without further investigation or treatment. Purpose: The aim of this study was to evaluate the characterization, gender association and potential risk factors of patients with ANOCA. Data on the quality of life and data from QFR-measurements were also analyzed. Methods: Patients with absence of flow-limiting coronary artery stenosis (as defined by any coronary artery diameter reduction > 50 %) underwent acetylcholine testing and were consecutively included in the NoCAD-registry (NoCAD = non-obstructive coronary artery disease). Dependent on the testing result, 41 patients were classified as “microvascular vasospasm” (MV), 36 patients as “epicardial vasospasm” (EVS) and 21 patients as “negative test result”. Anamnestic Data on symptoms, risk factors and quality of life (by Seattle Angina Questionnaire (SAQ)) were collected. In addition, QFR-measurement of coronary arteries were conducted. Results: In comparison between both groups EVS and MV, a very heterogenic patient profile can be seen. Both are showing significant changes after six months of follow-up in angina stability, angina frequency, and quality of life after diagnosing and leading them to guideline-based therapy. During coronary vasoreactivity testing, QFR results were significantly different compared to those at rest. Conclusions: This study confirms the heterogenic character of ANOCA-patients. Furthermore, it confirms the importance of stratified medical therapy after functional coronary testing by the progression of angina stability, angina frequency, and quality of life in ANOCA-patients. QFR may be a novel measurement to evaluate vasomotor dysfunction.