Einführung: Für die Therapie von Demenzbetroffenen gilt vornehmlich die Indikation medikamentöser Behandlungen. Neben diesen haben psychosoziale Interventionen vor allem für die Betroffenen einen hohen Stellenwert. Musiktherapie (MT) als eine dieser Therapiemaßnahmen wird vor allem zur Stimulation emotionaler Zustände bei Betroffenen im mittleren bis schweren Stadium der Demenz angewandt. Um den größten Effekt bei den Betroffenen zu erzielen, sollten Musikinterventionen gezielt und individuell eingesetzt werden. Das ist jedoch oftmals unzureichend gegeben. Technisch-musik-basierte Interventionen (TMBI) bieten die Möglichkeit einen individuellen Zugang zu Musik zu schaffen. Über deren Nutzung und Wirkung auf die Verhaltenssymptome bei Demenz ist jedoch wenig bekannt. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, den Einfluss technisch-unterstützter Musikinterventionen bzw. –systeme zur Behandlung von Demenz zu identifizieren. Methodik: Zur Untersuchung wurden drei Analysen mit Demenzbetroffenen über 50 Jahren durchgeführt, die eine mittelgradige bis schwere Demenz aufwiesen. In der Analyse NurMut Anforderungen wurden qualitative Interviews mit 20 Demenzbetroffenen geführt, in denen es um die biografie-bezogene Bedeutung der Musik ging. In der Analyse NurMut SKP wurden 30 Demenzbetroffene in einer Musikinterventions-Studie bestehend aus MT und TMBI eingeschlossen, mit dem Ziel die Nutzungshäufigkeit dieser Musikinterventionen und den Effekt derer auf die Verhaltenssymptome der Demenzbetroffenen zu messen. In der NurMut SKP-DCM Analyse wurden mithilfe des Dementia Care Mappings (DCM) Beobachtungen von 30 Demenzbetroffenen durchgeführt, um die Wirkung von MT und TMBI in Bezug auf das Wohlbefinden und Verhalten der Demenzbetroffenen zu untersuchen. Ergebnisse: Die Analyse NurMut Anforderungen stellte die prägende Rolle der Musik im Leben der Demenzbetroffenen heraus, dessen Bedeutung je nach Progression der Demenz abnimmt. In der Analyse NurMut SKP wurde gezeigt, dass bei den Demenzbetroffenen mit hohen Nutzungsraten von MT und TMBI eine stärkere Reduktion der Agitation und Apathie zu beobachten war, als bei denen mit niedrigeren Nutzungsraten. Außerdem wurde eine signifikante Verbesserung der Agitation im zeitlichen Verlauf gemessen. Die Analyse NurMut SKP-DCM zeigte keine hinreichende Veränderung des Wohlbefindens im zeitlichen Verlauf. Jedoch wurden kommunikations- und bewegungsfördernde Verhaltensweisen von Demenzbetroffenen häufiger in der Interventionsphase beobachtet, als in der Baseline-Phase. Fazit: Diese Arbeit schafft ein Bewusstsein dafür, dass neben der MT auch technisch-unterstützte Musikangebote bzw. –systeme als Teil eines holistischen, multidisziplinären Therapiekonzepts gegen die Demenz zur Anwendung kommen können. Um die potenzielle Wirkung dieser TMBI auf das Verhalten von Demenzbetroffenen zu entfalten und die Nutzung zu fördern, sollten biografie-relevante und individuelle Angebote geschaffen werden. Dann besitzen TMBI gute Chancen eine Therapieunterstützung zu sein und den Versorgungsprozess von Demenzbetroffenen deutlich mitzugestalten.
Introduction: The therapy of dementia is primarily based on the indication of medicinal treatments. In addition to these, psychosocial interventions have a high value. Music therapy (MT) as one of these measures is mainly used to stimulate emotional states in the moderate to severe stages of dementia. In order to achieve the greatest effect, music interventions should be used in a targeted and individualised manner. However, this is often insufficiently given. Technical music-based interventions (TMBI) offer the possibility to create an individual approach to music. However, little is known about their use and effect on behavioural symptoms in dementia. The aim of this study is to identify the influence of technology-assisted music interventions on the treatment of dementia. Methodology: Three analyses were conducted with people with dementia (pwd) over 50 years of age who had moderate to severe dementia. In the analysis NurMut Anforderungen, qualitative interviews were conducted with 20 pwd, in which the biographical meaning of music was discussed. In the NurMut SKP analysis, 30 pwd were included in a music intervention study consisting of MT and TMBI, with the aim of measuring the frequency of use of these music interventions and their effect on the pwd’s behavioural symptoms. In the NurMut SKP-DCM analysis, observations of 30 pwd were conducted using Dementia Care Mapping (DCM) to investigate the effect of MT and TMBI on the well-being and behaviour of pwd. Results: The analysis NurMut Anforderungen highlighted the formative role of music in the lives of pwd, the importance of which decreases depending on the progression of dementia. In the NurMut SKP analysis, it was shown that pwd with high usage rates of MT and TMBI had a greater reduction in agitation and apathy than those with lower usage rates. In addition, a significant improvement in agitation was measured over time. The analysis NurMut SKP-DCM did not show sufficient improvement in well-being over time. However, communication- and exercise-enhancing behaviours of dementia patients were observed more frequently in the intervention phase than in the baseline phase. Conclusion: This work creates awareness of the fact that, technical-assisted music can also be used as part of a holistic, multidisciplinary therapy concept against dementia. In order to achieve the potential effect on the behaviour of pwd and to promote their use, biography-relevant and individual offers should be provided. Then, TMBI have a good chance to be a therapy support and to significantly impact the care process of pwd.