Patienten, die noch vor wenigen Jahrzehnten kaum Überlebenschancen hatten, sind heute in allen Versorgungssektoren anzutreffen. Möglich machen dies erweiterte Behandlungsmöglichkeiten sowie eine häufig dauerhafte technische Unterstützung zur Erhaltung lebenswichtiger Funktionen – etwa in Form einer invasiven Langzeitbeatmung. Seit Ende der 1990er Jahre haben sich dabei entsprechende Versorgungsstrukturen und -angebote für invasiv langzeitbeatmete Patienten in Deutschland ausdifferenziert. Dazu gehören insbesondere auch Angebote der häuslichen intensivpflegerischen Versorgung in der eigenen Häuslichkeit oder in betreuten Wohngemeinschaften. Sie sind für jene Patienten konzipiert, die aufgrund ausgeprägter Selbstversorgungsdefizite und eines latent lebensbedrohlichen Gesundheitszustands umfangreiche Unterstützung benötigen. Diese Unterstützung kann bis hin zur ständigen Anwesenheit einer Pflegefachperson reichen. Sich in den differenzierten Versorgungsstrukturen und -angeboten zu orientieren, fällt Patienten, Angehörigen und Fachleuten schwer. Zudem mehrten sich in den letzten Jahren Anzeichen für bestehende Defizite in der Integration, Qualität, Effizienz sowie Patientenorientierung und -sicherheit in diesem Feld. Vor diesem Hintergrund wurden in pflegerischen Versorgungsforschungsprojekten mit qualitativen Designs Situationsbeschreibungen und -analysen in dem bislang kaum untersuchten Feld der häuslichen intensiv-pflegerischen Versorgung invasiv langzeitbeatmeter Patienten erarbeitet. Die in die vorliegende Schrift eingeschlossenen Publikationen untersuchen die Situation dieser spezifischen Versorgung mit Blick auf Strukturen und Prozesse. Dies schließt eine gesundheitsökonomische Betrachtung und die Beleuchtung von Aspekten der Patientensicherheit ein. Hinzu kommt eine Eruierung von Aufgaben, Herausforderungen und damit verbundenen Qualifizierungsanforderungen, denen Pflegende hier begegnen. Die präsentierten bisherigen Forschungsaktivitäten hatten überwiegend explorativen Charakter. Sie verfolgten das Ziel, Ist-Stände zu erheben und zu analysieren. Im Ergebnis wurden mehrperspektivisch vertiefende Einblicke in die intensivpflegerische Versorgung langzeitbeatmeter Patienten in häuslichen Settings und damit zusammenhängende Aspekte der Gestaltung von Versorgungsstrukturen und -prozessen, der Gewährleistung von Patientensicherheit sowie der Pflegebildung möglich. Unter Berücksichtigung der Limitationen der durchgeführten Arbeiten, sind in den Ergebnissen eine Reihe nicht zu ignorierender, multifaktorieller Problembereiche erkennbar geworden; von ihnen ausgehend wurden entsprechende Praxisentwicklungs- und weitere Forschungsbedarfe abgeleitet. Die bisherigen Arbeiten lassen sich als grundlagenorientierte, pflegerische Versorgungs- und Bildungsforschung charakterisieren und als ein Forschen ÜBER die Versorgung und die in die Versorgung eingebundenen Personen beschreiben. An die in den bisherigen Forschungsarbeiten im Feld der häuslichen intensiv-pflegerischen Versorgung erarbeiteten Erkenntnisse sowie erworbenen Kompetenzen und Erfahrungen der Forschenden anknüpfend, sind nun daraus abgeleitete Forschungs- und Entwicklungsaufgaben zu bearbeiten. Dabei sollten zukünftige Arbeiten einen deutlicher entwicklungsorientierten Charakter erhalten und einem stärkeren Forschen IN der Versorgung im Zusammenwirken mit den an der Versorgung Beteiligten (insbesondere Patienten, Angehörige und Pflegende) entsprechen. Von einem solchen interventionellen und partizipativen Vorgehen sind besondere Impulse zur dringend angezeigten personenzentrierten Praxisentwicklung zu erwarten. Dieses Vorgehen dürfte zugleich zur Stärkung der Rolle und Leistung professionell Pflegender in einer interprofessionell zu erbringenden, qualitativ hochwertigen, sicheren, effektiven und personenzentrierten Gesundheitsversorgung beitragen.
In several nursing health services research projects with qualitative designs, situation descriptions and analyses have been developed in the field of home-based intensive care for invasive long-term ventilated patients. The publications included in this paper examine the situation of this specific care with regard to structures and processes. This includes a descriptive health economic analysis and the exploration of patient safety aspects. In addition, the tasks, challenges and associated qualification needs for nurses encounter here have been investigated. Taking into account the limitations of the work carried out, a number of multifactorial problem areas have become apparent in the results, which cannot ignored. Needs for practice development and further research have been derived, based on these problem areas.