Fragestellung: Die vorliegende Dissertation beschäftigt sich im Rahmen von drei Publikationen mit den Zusammenhängen von Sprache, kognitiven Funktionen und psychischen Auffälligkeiten. Dabei werden in sprachlicher Sicht zwei Extreme beleuchtet, Bilingualität und spezifische Sprachentwicklungsstörungen (SSES). Aufgrund mangelnder Datenlage bezüglich dieser Thematiken bei Kindern im Vorschulalter bei jedoch klinischer Relevanz, liegt der Fokus der vorliegenden Arbeit bei Kindern zwischen vier und sechs Jahren. Zudem werden mögliche Einflussfaktoren wie der sozioökonomische Status (SÖS) und die non-verbale Intelligenz (IQ) berücksichtigt. Methodik: Bei den drei Publikationen handelt es sich um Querschnittsstudien, an denen insgesamt 93 Kinder im Alter von 4;0 bis 5;11 Jahren teilnahmen. Alle Studienteilnehmer wurden ausführlich hinsichtlich ihres Sprachstatus untersucht. Die kognitive Funktion der Kinder wurde mithilfe einer neuropsychologischen Testbatterie exploriert. Die Ermittlung von psychischen Auffälligkeiten erfolgte mittels Child Behavior Checklist. Ergebnisse: Hinsichtlich kognitiver Funktionen zeigten sich entscheidende Ergebnisse bei der Betrachtung des phonologischen Arbeitsgedächtnisses. So ließ sich bei Kindern mit SSES ein eingeschränktes phonologisches Arbeitsgedächtnis feststellen. Im Gegensatz dazu schienen bilinguale Kinder in diesem Bereich einer monolingualen Kontrollgruppe überlegen zu sein. Der SÖS und IQ stellten von der Gruppenzugehörigkeit unabhängige Faktoren dar, die einen Effekt auf einzelne kognitive Funktionen hatten. So zeigte sich ein positiver Effekt des SÖS auf die Inhibitionsleistung und des IQ auf die Verarbeitungsgeschwindigkeit. Zudem wurde ersichtlich, dass Bilingualität als unabhängiger Einflussfaktor bei hohem SÖS nur noch einen geringfügigen positiven Effekt auf kognitive Funktionen hat. Hinsichtlich psychischer Auffälligkeiten zeigte sich vor allem in den Bereichen soziale Probleme und Aufmerksamkeitsprobleme ein gehäuftes Auftreten bei Kindern mit SSES. Dabei waren keine Unterschiede zwischen der väterlichen und mütterlichen Wahrnehmung auszumachen. Schlussfolgerung: Das phonologische Arbeitsgedächtnis scheint eine entscheidende Rolle im Hinblick auf sprachliche Fähigkeiten zu spielen. So kann es bereits im Vorschulalter als diagnostischer Marker bei SSES dienen. Die besser ausgeprägten Fähigkeiten in diesem Bereich bei bilingualen Kindern könnten auf die ständige Aktivierung zweier Sprachsysteme zurückzuführen sein. Zudem zeigen sich bei Kindern mit SSES neben kognitiven Dysfunktionen bereits im Vorschulalter psychische Auffälligkeiten. Dies sollte bei der Diagnostik von SSES beachtet werden, um eine möglichst frühe therapeutische Intervention zu ermöglichen.
Objective: Within the scope of three publications, the present thesis questions the relation of language, cognitive functions and behavioral problems. From a linguistic point of view, two extremes are examined, bilingualism and developmental language disorder (DLD). Due to a lack of data but at the same time high clinical relevance of these topics in preschool children, the focus of this study lies on children between four and six years. Possible influencing factors such as socio-economic status (SES) and non-verbal intelligence (IQ) are also taken into account. Methods: All three publications were designed as cross-sectional studies. A total of 93 children aged 4;0 to 5;11 years participated, all of whom were examined in context of their language proficiency level. The performance of various areas of cognitive functions was assessed using a neuropsychological test battery. The Child Behavior Checklist was applied to identify behavioral problems. Results: Regarding cognitive functions, crucial results were obtained when phonological short-term memory was examined. Thus, poorer abilities were revealed in children with DLD. In contrast, bilingual children showed an advantage in this part of cognitive functions in comparison to a monolingual control sample. The SES and IQ were factors independent of the studied group, which affected parts of the cognitive functions. Accordingly, inhibition was positively influenced by SES and processing speed by IQ. Furthermore, it was revealed that bilingualism as an independent influencing factor leads to only slight improvement of cognitive functions in case of high SES. In addition, children with DLD appeared to have significantly more behavioral problems, especially attention and social problems compared to matched controls. There was no difference between parental and maternal perception. Conclusion: The phonological short-term memory seems to play a crucial role regarding language abilities. Because of its importance, it could be used as a reliable diagnostic marker for DLD as early as in preschool children. The examined bilingual advantage in this part of cognitive functions could be due to the constant activation of two language systems. Apart from cognitive dysfunctions, children with DLD show behavioral problems already at pre-school age. This should be taken into account in the diagnosis of DLD in order to enable therapeutic intervention as early as possible.