Gemeinhin akzeptieren alle Philosoph*innen, die sich mit der Bestimmung epistemischer Laster befassen, folgende Propositionen: a) Laster sind im Gegensatz zu Tugenden schlechte bzw. mangelhafte Eigenschaften von Personen. b) Epistemische Laster sind epistemisch mangelhafte Eigenschaften von Personen. Worin sich die Philosoph*innen bei der Bestimmung epistemischer Laster uneinig sind, ist, aufgrund welcher Merkmale ein (epistemisches) Laster eine (epistemisch) mangelhafte Eigenschaft von Personen ist. Innerhalb der Arbeit werden zum einen die zwei prominenten Lastertheorien (Zuverlässigkeitstheorie, Verantwortlichkeitstheorie) sowie der Obstruktivismus von Quassim Cassam formallogisch rekonstruiert. Im Fall des Obstruktivismus werden lückenhafte bzw. gänzlich fehlende Definitionen nach dem Prinzip der wohlwollenden Interpretation gefüllt bzw. ergänzt. Zum anderen werden eine Reihe von Einwänden wider den Obstruktivismus formuliert und mögliche Erwiderungen angegeben. Die Arbeit zieht den Schluss, dass der Obstruktivismus in der wohlwollend rekonstruierten Form keine adäquate bzw. keine konsistente Bestimmung epistemischer Laster darstellt.